40 iPads aus Schule gestohlen Dortmunder Eltern sind richtig sauer auf die Stadt

Hausmeisterproblem an Gilden-Grundschule: Eltern schreiben an den OB
Lesezeit

Ein Schild an der Lehrer-Herren-Toilette zeigt „Defekt“. Auf dem Schulhof liegt Laub. Es verdeckt eine Stolperfalle. Lehrer schieben wöchentlich Müllcontainer an den Eingang zum Schulhof. „Das sind Sachen, die normalerweise ein Hausmeister macht“, sagt Gustav Draht. „Die Instandhaltung hinkt hinterher.“

Draht ist stellvertretender Vorsitzender der Schulpflegschaft an der Gilden-Europa-Grundschule in Dortmund-Huckarde. Vor fast zwei Jahren, am 31. Dezember 2020, ging der Hausmeister in den Ruhestand. Seitdem muss sich die Schule mit „Springern“, also Aushilfskräften behelfen.

Wenn die durch eine Häufung von Ausfällen im gesamten Stadtgebiet nicht nur Verfügung stehen, übernimmt ein privater Dienstleister Hausmeister-Aufgaben.

Von einem Dienstleister spricht die Stadt, von einem Wachdienst sprechen die Eltern. Er schließe morgens und nachmittags die zahlreichen Schultüren an dem Gebäude-Ensemble auf und ab.

40 iPads gestohlen

Diese Aufgabe unternähmen eine Vielzahl „häufig wechselnder Personen“, kritisieren die Eltern. Dadurch sei nicht mehr nachvollziehbar, wer noch Schlüssel zum Gelände und Gebäude habe. Daraus sei ein Gefühl der Unsicherheit entstanden.

Das habe sich massiv verstärkt, als in der Nacht vom 8. auf den 9. November 40 tags zuvor gelieferte iPads samt Ladekabel und Apple-Pencils gestohlen wurden. Schaden: etwa 40.000 Euro. Der Diebstahl brachte bei den Eltern das Fass zum Überlaufen.

In einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Thomas Westphal kritisieren sie die Missstände und fordern unter anderem eine dauerhafte Neubesetzung der Hausmeisterstelle. Zudem wünschen sie, den Stellenumfang im Sekretariat von 16 auf 20 Stunden zu erhöhen.

Der Schulhof der Gilden-Grundschule in Huckarde.
Die Gilden-Grundschule ist ein geschlosssener Komplex mit rechtwinklig angeordneten Trakten. Die einzelnen Gebäude haben viele Eingänge. © Uwe von Schirp

Die „effektiv arbeitende und beliebte Schulsekretärin“ arbeite die anfallenden Arbeiten „schnell und inhaltlich perfekt“ ab. Trotzdem hätten sich aktuell 120 Überstunden angesammelt, heißt es im Brief. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass die Sekretärin die immer wieder neue Hausmeister-Vertretungen durch die Schule führen und einarbeiten müsse, berichtet Schulpflegschafts-Vorsitzende Linda Wiechmann im Gespräch mit unserer Redaktion.

Mit ihrer Initiative wollen die Eltern Schulleiterin Sabine Volkmer unterstützen. „Die Ansprechpartner:innen beim zuständigen Schulamt [...] der Stadt Dortmund reagieren häufig nicht auf die entsprechenden Anfragen der Schulleitung zur aktuellen Situation, weder per E-Mail noch telefonisch“, heißt in im Offenen Brief an den OB.

Dokumentation im Schlüsselbuch

„Die Stelle des Schulhausmeisters an der Gilden-Europa-Grundschule war in den vergangenen zwei Jahren durchweg mit Stammpersonal besetzt“, erklärt Stadtsprecherin Katrin Pinetzki auf Anfrage. „Der Fachbereich Schule stellt bei Bedarf Krankheitsvertretungen zur Verfügung und hat die Anzahl an Springerkräften seit 2021 stetig erhöht.“

Allerdings habe die Stadt Probleme bei der Stellenbesetzung mit geeigneten Fachkräften – „und aufgrund dessen nicht unerhebliche Stellenvakanzen“. Der Fachbereich Schule sehe sich aktuell tatsächlich gezwungen, eine Notbetreuung der Schulstandorte durch einen externen Dienstleister sicherzustellen.

Die Tür zur Lehrertoilette mit einem Schild, auf dem "Defekt" steht.
Seit Wochen sei die Herren-Toilette für Lehrer defekt, berichten die Eltern. © Uwe von Schirp

„Dieses Vorgehen ist unüblich und eine absolute Notlösung, um die gesetzlichen Schulträgeraufgaben zu gewährleisten“, schreibt Katrin Pinetzki. Die Schlüsselgewalt hätten in der Regel der Schulhausmeister und die Schulleitung. An einigen Schulen hätten auch Lehrkräfte Schlüssel zum Schulgebäude. „Dies wird im Schlüsselbuch des Schulstandortes dokumentiert.“ Was das im konkreten Fall bedeutet, lässt die Stadtsprecherin offen.

Mit Blick auf die gestohlenen iPads will die Stadt zunächst die Ermittlungen der Polizei abwarten. Versichert waren die Geräte nicht.

Für den Stellenumfang im Sekretariat sei vor allem die Zahl der Schülerinnen und Schüler ausschlaggebend, erklärt Katrin Pinetzki. Der Stellenschlüssel sei an der Gilden-Grundschule erfüllt.

Gespräch mit Schulaufsicht

Der Fachbereich Schule erarbeite aber „aktuell eine pragmatische Lösung für die Bewältigung der Mehraufwendungen, die durch den Zusatzbedarf an Schulplätzen aufgrund des Zuzuges geflüchteter Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine und aus anderen Nationen entstehen“. Standortabhängig werde sich das auch auf den Sekretariatsbereich auswirken.

Die Stadtsprecherin räumt ein, dass es im Schulverwaltungsamt „aktuell eine hohe Anzahl von Stellenvakanzen, gepaart mit krankheitsbedingten Personalausfällen“ gebe. „Diese Situation führt aktuell zu dem Umstand, dass die Kommunikation mit den Dortmunder Schulen nicht optimal funktioniert.“ Der Fachbereich Schule arbeite intensiv an einer Verbesserung der Situation.

Ganz aktuell gab es zur Hausmeister-Situation an der Huckarder Grundschule offenbar Bewegung in Sachen Kommunikation. „Zwischen der Schulleitung, der Schulaufsicht und dem Fachbereich Schule hat ein klärendes Gespräch zur Gesamtsituation stattgefunden.“, schreibt Katrin Pinetzki. „Übergangsweise soll hier eine Vertretungskraft bis zur Stellennachbesetzung eingesetzt werden.“

Auf den persönlich an Thomas Westphal adressierten Offenen Brief werde der Oberbürgermeister der Elternschaft antworten. Pintzki: „Diese Antwort wird nicht vorab an die Medien gehen.“ Die Schulpflegschafts-Vorsitzende Linda Wiechmann hat zeitnah per E-Mail eine Eingangsbestätigung aus dem OB-Skretariat bekommen. „Sie schreiben, man nehme unser Problem ernst“, berichtet sie.

Verkehrschaos an Dortmunder Gymnasium: Auf dem Lehrerparkplatz geht wörtlich die Post ab

Krankheitswelle an Schulen und in Betrieben in Dortmund: „Das Immunsystem verlernt Dinge“

Open Mic(rofone) beim Adventsmarkt: Ein Weihnachtsmann und ganz viel Musik sind angesagt