Eine Fachärztin für Allgemeinmedizin, spricht in ihrer Praxis mit einer Patientin, die wenig später ihre zweite Corona-Impfung erhält.

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Dortmunder Hausärzte sauer: Wieso kriegt das Impfzentrum mehr Geld als wir?

rnCorona-Impfungen

Riesiger Aufwand, geringer Lohn – drei Hausärzte aus Dortmund sind verärgert und wenden sich an NRW-Gesundheitsminister Laumann. Auch weil sie weniger Geld bekommen als die Impfzentren.

Dortmund

, 13.07.2021, 10:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Beim Hausarzt geimpft oder im Impfzentrum – für den Patienten mag das keinen Unterschied machen. Für diejenigen, die es bezahlen, aber schon. Denn während es für die Impfzentren eine stabile Bezahlung gibt – 150 Euro für Ärzte, 40 Euro für medizinische Helfer – können die Praxen deutlich weniger abrechnen.

20 Euro pro Covid-Schutzimpfung bekommen sie. Und das bei immer neuen Aufgaben, immer neuen Belastungen. Drei Hausärzten aus Dortmund reicht es jetzt.

Appell: bessere Kommunikation und Planung

Sie haben sich mit einer Online-Petition an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gewandt. Es geht ihnen um bessere Kommunikation, bessere und längerfristige Planung, aber eben auch um „Vergütungsgerechtigkeit im Vergleich zu anderen Leistungserbringern“.

Annette Rennert ist Ärztin in der Praxis im Kaiserviertel, Dr. Miriam Gizbili hat zusammen mit zwei Kollegen eine Praxis an der Saarlandstraße, Lars Rettstadt wiederum praktiziert in Scharnhorst. Zusammen sagen sie: Die hohe Arbeitsbelastung ist „an den Praxisteams nicht spurlos vorbeigegangen, sowohl an den MFA als auch an uns Ärzten“.

Neue Richtlinien „teilweise über Nacht“

Man sei seit Frühjahr 2020 „teilweise über Nacht gezwungen gewesen, neue Richtlinien, neue Tests und die dazugehörigen Anweisungen sowie die Abrechnung umzusetzen, das Ganze ohne Vorbereitungszeit.“ Oft sei man nur über die Medien informiert worden, welche Beschlüsse man in Bezug auf die Impfungen oder Tests am nächsten Tag schon umsetzen müsse.

Rennert, Gizbili und Rettstadt erklären: „Zu Beginn der Pandemie haben wir Infektsprechstunden eingerichtet, Hygienemaßnahmen umgesetzt, Praxisabläufe neu strukturiert und Telefon- und Videosprechstunden angeboten. Danach Urlauber getestet, Reihentests für Lehrer, Erzieher und Personal anderer Praxen durchgeführt. All diese Herausforderungen mussten wir im Rahmen der bestehenden Grundversorgung organisieren und realisieren.“

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Keine Anerkennung für Mitarbeiter „an vorderster Front“

Und die Mitarbeiter, „die während der Pandemie die ganze Zeit die Versorgung aufrecht erhalten haben und an vorderster Front für die Patienten da waren, haben im Gegensatz zu anderen Gesundheitsberufen keinerlei Anerkennung vom Staat erhalten“.

Durch das Impfen – so gerne man sich da engagiere – sei der Druck in den Praxen noch einmal deutlich gestiegen. Oft habe man Überstunden machen und neues Personal einstellen müssen. Denn bis zur Impfung seien es ja viele Schritte, listen die drei Dortmund Hausärzte dem Minister auf.

Viele Arbeitsschritte rund um eigentliche Impfung

So fange es an mit „Aufnahme der Patienten in der Impfwarteliste, Prüfung der Patientendaten und der Priorisierung, Schulung der Mitarbeiter, Impfsprechstunde einrichten“. Mit dem einfachen Bestellen des Impfstoffes und des Zubehörs sei es zudem nicht getan.

Die Impfstoffe hätten ja unterschiedliche Lagerbedingungen. Währenddessen habe man in den Praxen Wartebereiche für die Nachbeobachtung einrichten müssen, habe die Patienten über den geeigneten und den vorhandenen Impfstoff beraten und aufklären müssen.

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Viele Telefonate, viel Dokumentation

Jeder vereinbarte Termin sei dann ein Telefonat gewesen. Manchmal sei ein zweites Gespräch gefolgt – zur Absage, falls weniger Impfstoff geliefert wurde. Nach der eigentlichen Impfung und der Nachbeobachtung, nach der Terminvergabe für Zweitimpfung seien dann die Regularien gefolgt.

Gemeint sind damit die Dokumentation in einem Impfausweis und in dem Praxisverwaltungssystem sowie die Abrechnung und tägliche Meldung im Impfdokumentationsportal der Kassenärztlichen Vereinigung.

„All diesen schwierigen Rahmenbedingungen zum Trotz“ habe man „mit viel Einsatz und Flexibilität die Situation gemeistert und die Impfkampagne erfolgreich vorangetrieben“. Und das nicht nur schnell und effektiv, sondern „im Vergleich zu den Impfzentren deutlich kosteneffektiver“.

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