
© Beushausen/Schütze M: Ruhland
800 Meter langer Park am Hauptbahnhof - Partner soll Mammutprojekt voranbringen
Dortmunder Hauptbahnhof
Die Stadt will das nördliche Umfeld des Hauptbahnhofs komplett neu gestalten. Ein riesiges Projekt, für das auch schon ein Partner ausgeguckt ist. Der ist in Dortmund längst kein Unbekannter mehr.
Es ist eine gewaltige Aufgabe, die sich die Stadt auf die Fahnen geschrieben hat. Es geht um die Neugestaltung des nördlichen Bahnhofsbereichs vom Burgtor bis zur Treibstraße. Eine Gesamtfläche von insgesamt 24,5 Hektar. Davon sollen rund 14 Hektar neu entwickelt werden. Was einer Größenordnung von knapp 20 Fußballfeldern entspricht.
Die Planung mit hoher Bürgerbeteiligung läuft seit Jahren – und gipfelte 2017 in einen städtebaulichen Wettbewerb, den das Frankfurter Büro raumwerk.architekten gewann. Zu den prägnanten Merkmalen gehört neben der Verlegung des Fernbus-Bahnhofs auf die Fläche der früheren DB-Güterabfertigung ein rund 800 Meter langer Park, der vom nördlichen Bahnhofsvorplatz über eine großzügige, begrünte Rampe erreichbar sein soll.
Für die weiteren Flächen entlang der Treibstraße sah der Entwurf Nutzungen wie Wohnen, Büroflächen und Bildungseinrichtungen vor – sogar ein „Hoteltower“ war im Gespräch.

Der Entwurf von raumwerk.architeken sieht neben diversen Neubauten einen ausgeprägten Grüngürtel in Form eines Parks vor. © raumwerk
Eine von der Stadt beauftragte Machbarkeitsstudie bestätigte 2020: Die Ideen sind grundsätzlich umsetzbar. Die Kosten, die dabei (allein) auf die Stadt Dortmund zurollen, wurden zwischenzeitlich mit gut 150 Millionen Euro beziffert.
Gemeinsame Entwicklungsgesellschaft mit DSW21
Mit Blick auf das Mammutprojekt möchte sich die Stadt einen Partner ins Boot holen, der ihr wertvolle Dienste leisten könnte: DSW21 (Dortmunder Stadtwerke). Nach mehreren Gesprächen mit OB Thomas Westphal und Planungsdezernent Ludger Wilde ist es nun soweit: DSW21 und die Stadt Dortmund stehen vor der Gründung einer gemeinsamen Entwicklungsgesellschaft für den Umbau des nördlichen Bahnhofsareals.
„Wir haben innerhalb des Vorstandes entschieden, uns dabei einzubringen“, sagt DSW21-Finanzvorstand Jörg Jacoby. In einer ersten Phase. Ob und wie es danach weitergeht, bleibt aber offen.
Beide Partner, Stadt und DSW21, sollen hälftig an der Gesellschaft beteiligt werden. Und je 500.000 Euro einbringen. Ein entsprechender Beschlussvorschlag sei in Vorbereitung. Die Entscheidung liege beim Aufsichtsrat und beim Rat der Stadt.

Sind die nicht mehr genutzten Flächen verfügbar? Die Bahn müsste sich von Grundstücken trennen. © Redaktion
„Das Projekt ist allerdings eine große Herausforderung und sehr komplex“, betont Jacoby. Dabei verfügt DSW21 über reichlich Erfahrung in Sachen Flächenentwicklung – zu sehen an zahlreichen Beispielen. Etwa auf der früheren Kasernenfläche Hohenbuschei in Brackel, aus der längst ein Wohngebiet geworden ist.
„Haben die Erwartung, das Projekt aufs richtige Gleis zu setzen“
Ähnlich die frühere Kaserne auf der Stadtkrone Ost mit ihren Wohn- und Gewerbegebieten – das letzte freie Grundstück ist inzwischen verkauft, die Entwicklung abgeschlossen. Ohne DSW21 wäre wohl auch der heutige Phoenix-See in Hörde mit Wohngebieten und Gewerbeimmobilien nicht denkbar gewesen.
Und am Hafen schickt sich DSW21 an, gemeinsam mit der Hafen AG über die Entwicklungsgesellschaft d-port21 die nördliche Speicherstraße in ein lebendiges und für alle Bürger zugängliches „Digital-Quartier“ zu verwandeln.
Auf all diese Projekte verweist der städtische Planungsdezernent Ludger Wilde. „Die Stadt hat mit DSW21 als Partner gute Erfahrungen gemacht“, so Wilde. Da sei es naheliegend, auch in Sachen Bahnhofsumfeld auf die Unterstützung durch DSW21 zu setzen. „Als Stadt Dortmund haben wir die Erwartung, dass wir dieses herausragende Projekt auf das richtige Gleis setzen können“, so Wilde. In der Konstellation mit DSW21 könne man das Vorhaben gemeinsam in die vom Architekturbüro raumwerk aufgezeigte Richtung entwickeln.
Grundstücke gehören verschiedenen Eigentümern
Doch im Vergleich zu den bisherigen Projekten gibt es einen gravierenden Unterschied. Und der macht sich an den Grundstücken fest. Ganz gleich, ob Stadtkrone Ost, Phoenix-See, Hohenbuschei oder das Digitalquartier Speicherstraße – überall handelte es sich um Flächen, die quasi „in einem Guss“ gekauft und überplant werden konnten.

Vom Burgtor bis zur Treibstraße: Rund 14 Hektar Fläche (fast 20 Fußballfelder) sollen neu gestaltet werden. © Redaktion
Im Norden des Hauptbahnhofs ist das anders. Neben der Bahn – und der Post - halten mehrere private Eigentümer die Hände über die Grundstücke. Das macht die Sache schwieriger - und zunächst umfangreiche Prüfungen notwendig. Die Gesellschaft, die DSW21 und die Stadt vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien ins Leben rufen wollen, soll sich in einem ersten Schritt genau dieser Aufgabe widmen.
Wirtschaftlichkeit entscheidet, ob DSW21 dabei bleibt
Sind die Grundstücke grundsätzlich verfügbar? Wenn ja: Wer soll sie kaufen? Die gemeinsame Gesellschaft? Die Stadt, die die Flächen anschließend in die Gesellschaft einbringt? Lassen sich für das Projekt Fördertöpfe anzapfen? Gibt es Altlasten im Boden? Wie könnte ein auf die Zukunft gerichtetes Mobilitätskonzept aussehen?
Und: „Am Ende des Tages werden wir auch die Wirtschaftlichkeit des Projekts herausarbeiten müssen“, unterstreicht DSW21-Finanzvorstand Jacoby. Bis zum Vorliegen erster Ergebnisse könne es realistisch betrachtet rund zweieinhalb Jahre dauern. Am Ende dieser Phase werde entschieden, wie es weitergehe. Abhängig von den Resultaten, will sich DSW21 erst dann die Karten legen, ob man im Boot bleibt oder möglicherweise aussteigt.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.