
Für seinen Instagram-Account fotografiert sich Stefan Wienke per Selbstauslöser auf der Baustelle. © Privat
„Der von Instagram“: Influencer Stefan (39) macht den Installateurs-Beruf sexy
Handwerk
Installateur trifft Instagram: Der Dortmunder Stefan Wienke ist Handwerks-Influencer - und postet Fotos und Videos von der Baustelle. Tausende folgen ihm. Mit dem Account wirbt er auch um Nachwuchs.
Wer auf Instagram unterwegs ist, begegnet dort meist Influencern aus den unterschiedlichsten Bereichen. Fitness, Mode, Reisen, Familienalltag, Lifestyle und Co.
Es gibt aber auch immer mehr Handwerkerinnen und Handwerker, die auf Instagram als „Influencer“ unterwegs sind. Stefan Wienke (39) ist einer von ihnen.
Er nimmt seine Follower auf seinem Account „Insta_llateur_gram“ mit in seinen Berufsalltag als Gas-Wasser-Installateur.
„Das ist eher als doofe Idee gestartet“, lacht der Dortmunder, der in einem Kamener Installateur-Betrieb angestellt ist. Weil die Wörter Installateur und Instagram beide mit der Vorsilbe „insta“ beginnen, kam er auf die Idee, sie zu kombinieren.
Zum 1. Januar hat er dann seinen Account gestartet und sich die Frist von einem Jahr gesetzt. Der Plan: „Wenn ich bis dahin 100 Follower habe, mache ich das weiter, ansonsten wird der Kram wieder gelöscht.“
Abwechslungsreicher Berufsalltag
Das Ganze ist nun vier Jahre her. Mittlerweile folgen Stefan Wienke fast 4.400 Leute. Täglich nimmt er diese Menschen mit auf seine Baustellen und in seinen Installateur-Alltag. „Der besteht eben nicht nur aus Toiletten schrauben“, erklärt er. Das würden immer noch viele Leute denken.
„Es ist jeden Tag was anderes. Heute stehe ich auf dem Dach und baue eine Solaranlage, morgen in einem Luxus-Badezimmer und danach dann beim Rohrbruch in der tiefsten Nordstadt“, sagt der Handwerks-Influencer.

Seit vier Jahren nimmt Stefan Wienke seine Follower auf seinem Account @Insta_llateur_gram mit durch seinen Alltag als Installateur. © Jähnichen
Für seinen Account schießt er auf all diesen unterschiedlichen Stationen Fotos per Selbstauslöser. „Da hab ich mittlerweile ein gutes Händchen für“, lacht Stefan Wienke.
In seinen Storys spricht er aber auch mal im Video zu seinen Followern, erklärt verschiedene Arbeitstechniken oder startet kleine Wissensumfragen. „Ein bisschen Wissen, etwa lernen und Spaß haben“, das sei der grobe Fahrplan für seinen Account.
Nachwuchs fürs Handwerk gewinnen
Stefan Wienke ist es in erster Linie wichtig, den Leuten seinen Beruf näher zu bringen und dem schlechten Ruf, den der Installateurs-Job dank Filmen wie „Werner - Beinhart!“ habe, entgegenzuwirken.
„Die Leute vergessen, wie wichtig dieser Beruf in ihrem Alltag ist“, sagt er und verweist beispielhaft aufs Zähneputzen, Kaffeekochen und Duschen. „Die Wasserleitungen, die dafür nötig sind, hat alle irgendwann mal ein Installateur verlegt.“
Außerdem würde er sich wünschen, den einen oder anderen zum Weg ins Handwerk zu motivieren. In den meisten Handwerksberufen fehlt es seit Jahren an Nachwuchs, viele Dortmunder Ausbildungsbetriebe bekommen ihre Lehrstellen nicht besetzt, wie die Zahlen der Handwerkskammer Dortmund zeigen.
„Dabei ist das Handwerk so zukunftssicher“, weiß Stefan Wienke: „Ja, der Ton ist rauer als woanders, aber man bekommt direkt Feedback zu seiner Arbeit und ist nah am Kunden.“
In ganz Deutschland vernetzt
Auch auf seinem Account bekommt der Dortmunder regelmäßig Feedback. Das besteht mal aus Lob von Azubis, die mit seinen Videos Arbeitstechniken lernen und mal aus Verbesserungsvorschlägen von anderen Handwerkern. „Ich kenne durch Instagram mittlerweile Handwerker von Hamburg bis ins Allgäu“, sagt der 39-Jährige und lacht.
Die Azubis, die mit ihm zusammenarbeiten, seien sogar schon in der Berufsschule angesprochen worden, ob sie „mit dem von Instagram“ zusammenarbeiten. In Zukunft werden sicherlich noch einige hinzukommen, die Stefan Wienke „von Instagram“ kennen, denn er will seinen Account erstmal weiterführen.
„Ich habe da mittlerweile richtig Spaß dran“, gibt er zu und außerdem lasse er sich auch selbst gerne von anderen Handwerks-Influencern inspirieren.
Stolzes Ruhrpottkind mit blau-weißem Herzen. War fürs Germanistik-Studium kurzzeitig in der Landeshauptstadt unterwegs, ist dann aber wieder zurück nach Recklinghausen - in die Heimat. Schreibt seit 2017 für das Medienhaus Bauer, erst in der Jugendredaktion "Scenario", dann folgte der Wechsel ins Lokale. In ihrer Freizeit fast überall anzutreffen: egal ob Rock-Festival, Theatersaal oder Schlagerparty.
