Das Sprungbrett ist abmontiert, der Drei-Meter-Turm im Hallenbad Lütgendortmund darf nicht genutzt werden.

© Natascha Jaschinski

Plötzlich war das Wasser zu flach: Kein Sprung mehr vom Drei-Meter-Turm

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Seit fast 60 Jahren gibt es das Hallenbad. Zigtausende Menschen sind schon vom Drei-Meter-Brett gesprungen. Das geht aber nicht mehr. Unter anderem ist das Becken nun nicht mehr tief genug.

Lütgendortmund

, 13.11.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Hallenbad Lütgendortmund ist ein Hallenbad, wie es wohl jeder aus seinem Schulschwimmunterricht kennt: Vor Jahrzehnten gebaut, ausgestattet mit einem Nichtschwimmerbecken und einem Schwimmbecken. 25 Meter lang das Becken, 12,5 Meter breit.

Diese Standard-Hallenbäder wurden seinerzeit in quasi allen Stadtbezirken errichtet, als die Stadt noch genug Geld hatte. In Hombruch steht eins davon, in Nette, in Hörde und in Brackel, alle inzwischen betrieben von der Sportwelt Dortmund gGmbH. Baugleich sind etwa auch die Bäder in Hörde oder Eving, heute in der Hand des SSC Hörde bzw. der Schwimmgemeinschaft Eving.

In Lütgendortmund stehen wie in allen Bädern am Schwimmerbecken an einer der kurzen Seiten Startblöcke, ein Ein-Meter-Brett und ein Drei-Meter-Turm mit Brett. Ein Turm, von dem schon Zigtausende gesprungen sind. Aus Spaß. Oder um Silber oder Gold zu machen.

Türme sind seit längerer Zeit gesperrt

Doch was Jahrzehnte ging, ist nun nicht mehr erlaubt: Der Turm ist sei Längerem gesperrt, das Sprungbrett abmontiert – und das gleich aus mehreren Gründen, wie eine Anfrage beim Betreiber Sportwelt ergab.

Ein Metallschild und etwas rot-weißes Flatterband zeigen es an: Auf den Turm darf keiner rauf.

Ein Metallschild und etwas rot-weißes Flatterband zeigen es an: Auf den Turm darf keiner rauf. © Natascha Jaschinski

Zunächst: Das Becken ist für einen Sprung vom Sprungbrett nicht mehr tief genug, so Geschäftsführer Jörg Husemann. Das mutet seltsam an, denn an der Tiefe des Beckens hat sich nie etwas geändert.

Wohl aber an den Vorschriften, so Husemann. Vor Jahren habe es neue Richtlinien gegeben und die erlauben eine Situation so, wie sie in Lütgendortmund ist, nicht mehr.

Wer weit springt, kommt in zu flaches Wasser

Die Vorgaben sind strenger geworden. Husemann verdeutlicht: „Wenn man vom Sprungbrett mit viel Elan abspringt, könnte man in dem Teil des Beckens landen, in dem es bereits wieder flacher wird.“ Für eine Übergangsfrist habe man den Turm noch offen halten können. Husemann betont: „Es hat keine unzulässige Nutzung geben.“ Aber mittlerweile sei Schluss.

Hinzu komme, dass der Turm auch zwei weitere neuere Sicherheits-Vorschriften nicht mehr erfülle: Am Geländer müsse etwas geändert werden und auch an der Treppe. Denn so, wie man eine Turmtreppe vor Jahrzehnten gebaut hat, sei es nicht mehr erlaubt: einfach nur mit einem Handlauf an den Seiten.

Nun brauche es einen sogenannten Rückfallschutz. „Damit man nicht waagerecht herunterfallen kann“, so Husemann. Das Problem hätten wohlgemerkt alle Türme in den Hallenbädern der Sportwelt, daher sind auch alle gesperrt. Wie das in den anderen der ehemaligen Bezirks-Hallenbädern aussieht, ist nicht Sache der Sportwelt.

Wer soll einen Turm-Umbau finanzieren?

Den Turm in Lütgendortmund wieder spring-fit zu machen, ist kompliziert. Denn das Becken kann nicht tiefer gelegt werden. Einfach ohne Brett nur vom Steinturm zu springen, sei auch nicht per se möglich.

Dann könnte es sein, dass der Abstand zum Beckenrand zu gering wird, so Husemann. Es ginge nur um Zentimeter, aber auf die komme es mitunter an. Noch werde geprüft.

Eine Turm-Sanierung kostet überdies Geld. Wie viel, kann Husemann nicht sagen. Zudem müsse die Frage geklärt werden, wer die Kosten übernimmt. Die Sportwelt sieht die Stadt in der Pflicht, der das Bad mal gehört hat und die jährlich Betriebskostenzuschüsse und Zuschüsse für Investitionen gewährt. Man könne kein Geld „aus dem laufenden Badbetrieb in Bausubstanzen der Stadt“ stecken, heißt es bei der Sportwelt.

„Wir wollen die Türme machen, aber wann, das wissen wir nicht“, fasst Husemann zusammen. Silber- und Goldabzeichen könnten dennoch abgelegt werden. Denn die Regularien sähen „Alternativsprünge“ vor, heißt es bei der Sportwelt.

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