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DLRG will die Chefs der „Sportwelt“ vor die Tür setzen - und geht vor Gericht
Sportwelt Dortmund
Bei der Sportwelt Dortmund, Betreiberin von acht Frei- und Hallenbädern, hängt der Haussegen schief: Es gibt gewaltigen Ärger. Den Geschäftsführern soll der Stuhl vor die Tür gestellt werden.
Was ist los bei der Sportwelt Dortmund gGmbH? 2004 ins Leben gerufen, führt das gemeinnützige Unternehmen die Regie in den vier Freibädern, Froschloch, Volkspark, Hardenberg und Wellinghofen. Daneben betreibt die Sportwelt gGmbH auch die vier Hallenbäder in Hombruch, Lütgendortmund, Brackel und Mengede. Nach dem Abschied der langjährigen Geschäftsführerin Claudia Heckmann Ende 2018 hat sich Ärger aufgebaut.
Der Streit ist offenbar hausgemacht: Es gibt laut Informationen unserer Redaktion erhebliche Zerwürfnisse zwischen den Gesellschaftern der Sportwelt. Das sind genau drei: Neben dem DLRG-Bezirk Dortmund mit seinen Ortsgruppen ist die Grüne Schule als gemeinnütziges Berufsbildungsinstitut und der Dortmunder Kreisverband Schwimmen an der Gesellschaft beteiligt. Jeder zu einem Drittel.
Ins Visier der DLRG sind die beiden Geschäftsführer der Sportwelt geraten, Jörg Husemann und Rolf Makowka. Beide meistern ihre Aufgaben nebenamtlich.
DLRG sieht Badbetreiber auf "eine Insolvenz zusteuern"
Aus Sicht der DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) aber wohl nicht gut genug: Sie möchte, dass beiden Geschäftsführern der Sportwelt Dortmund der Stuhl vor die Tür gestellt wird.
Helfen soll dabei das Dortmunder Landgericht: Die DLRG hat beim Gericht beantragt, das Geschäftsführer-Duo per einstweiliger Anordnung von seinen Aufgaben zu entbinden, wie Gerichts-Sprecherin Nesrin Öcal auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt.
Dem Antrag sei zu entnehmen, „dass man mit der Leistung der Geschäftsführung nicht zufrieden ist“, so Öcal. Tatsächlich werden in dem Antrag harsche Vorwürfe erhoben: Die Sportwelt Dortmund gGmbH steuere „unmittelbar auf eine Insolvenz zu, die es abzuwenden" gelte, heißt es.
Auch sei die Zahlung der Löhne bzw. Gehälter für den Monat September „gefährdet.“ Neben den Saisonkräften hat die Sportwelt gut 60 festangestellte Mitarbeiter.
Streit um die Sportwelt-Spitzen schwelt schon lange
Dabei ist der Gang zum Landgericht nur der vorläufige Höhepunkt eines lange schwelenden Streits zwischen den Gesellschaftern. Wer nachfragt, stößt zunächst auf eine Mauer des Schweigens. Michael Platz, Geschäftsführer im DLRG-Bezirk Dortmund, mochte keine Auskunft über die Hintergründe geben. „Zu einem schwebenden Verfahren möchte ich mich nicht äußern“, sagte Platz auf Anfrage.
Auch Sportwelt-Geschäftsführer Husemann mochte die Vorgänge mit Rücksicht auf den bevorstehenden Gerichtstermin nicht weiter kommentieren. Außer einen Punkt: „Die Löhne für September sind angewiesen.“
Tatsächlich ist der Vorstoß der DLRG nicht der erste Versuch, bei der Sportwelt Dortmund eine neue Spitze zu installieren. Bereits im Dezember 2020 schlug die DLRG dafür eine Kandidatin vor – stieß aber bei den beiden weiteren Gesellschaftern damit auf Ablehnung.
Jahresabschluss 2020 liegt noch nicht vor
Das Problem: Beschlüsse der drei Gesellschafter müssen jeweils einstimmig gefasst werden. Insider vermuten, dass die DLRG nun den Umweg übers Gericht sucht, um zum Erfolg zu kommen.
Obendrein moniert die DLRG, dass die Sportwelt Dortmund bis dato keinen vom Wirtschaftsprüfer testierten Jahresabschluss für 2020 vorgelegt hat. Das hätte üblicherweise bis Ende Juni geschehen müssen, wie Insider sagen. Auch der Rechenschaftsbericht liege noch nicht vor.
Die Stadt Dortmund selbst ist an der Sportwelt nicht beteiligt. Das Unternehmen kann die vier Frei- und vier Hallenbäder aber kostengünstiger betreiben als die Stadt.
Im Gegenzug überweist die Stadt pro Jahr rund 2,5 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss an die Sportwelt und gewährt obendrein Zuschüsse für Investitionen. Von daher wird auch die Sportverwaltung genau hinsehen, wie das Landgericht über den Vorstoß der DLRG entscheidet. Die Verhandlung ist für Mittwoch (6.10.) angesetzt.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.