Der Anschluss der H-Bahn an die Stadtbahn muss keine Utopie bleiben: Die Dortmunder Stadtwerke stehen einer Machbarkeitsstudie offen gegenüber, möchten aber zuvor Fragen geklärt wissen.
Während die H-Bahn-Gesellschaft nahe der TU Dortmund die Pläne für die nächste Ausbaustufe der Hängebahn um 410 Meter von der Haltestelle Technologiezentrum bis „Hauert“ vorbereitet, flammt eine alte und längst zu den Akten gelegte Diskussion neu auf: Ist es sinnvoll, die vollautomatische und fahrerlose Kabinenbahn nicht nur an der Uni pendeln zu lassen, sondern sie darüberhinaus mit der Stadtbahn zu verbinden? Norbert Schilff, SPD-Fraktionschef und Aufsichtsrat der Dortmunder Stadtwerke (DSW21), hatte vor Kurzem einen möglichen Ausbau bis Parkhaus Barop angeregt - und damit den Stein ins Rollen gebracht.
Weiterbau bis Parkhaus Barop ist eine alte Idee
Bereits im ersten vom Rat der Stadt verabschiedeten Nahverkehrsplan im Mai 1997 findet sich der Weiterbau vom Haltepunkt S-Universität bis Parkhaus Barop als wünschenswert wieder. Jahre später, im Zuge des Stadtbahnentwicklungskonzeptes, wurden neben der Variante Parkhaus Barop weitere Trassen geprüft. Der Ausbau von der Haltestelle Universität bis zur Haltestelle An der Palmweide in Barop fiel dabei ebenso durchs Raster wie die Erweiterung zum S-Bahnhof Dorstfeld. Begründung: zu teuer.
Die Kosten seien bei fast allen Varianten höher als der volkswirtschaftliche Nutzen. Folge: Der H-Bahn-Betrieb beschränkt sich seit etlichen Jahren auf den Großraum Uni: auf eine rund drei Kilometer lange Strecke zwischen Eichlinghofen und Technologiezentrum.
Stadtplaner: Sinnvoll, den Ausbau der H-Bahn zu prüfen
Jetzt, da autonomes Fahren und Elektromobilität in aller Munde sind, könnte das umweltfreundliche Verkehrsmittel zu neuen Ehren kommen. Die H-Bahn, sagt Winfried Sagolla, Bereichsleiter Mobilitätsplanung im städtischen Planungsamt, sei „ein stabiles und im Betrieb sehr kostengünstiges System.“ Er halte es für sinnvoll, bestimmte Ausbau-Varianten aus neuem Blickwinkel zu prüfen. „Die Rahmenbedingungen haben sich verändert“, sagt Sagolla, „Dortmunds Bevölkerung wächst, und mit ihr die Zahl der Studierenden.“

Winfried Sagolla, Bereichsleiter Mobilitätsplanung im städtischen Planungsamt, hält es für sinnvoll, bestimmte Ausbau-Varianten der H-Bahn aus neuem Blickwinkel zu prüfen. © Gregor Beushausen
Die Ansiedlungen neuer Firmen und Institute haben den Autoverkehr und damit den Parkdruck rund um die Uni und den Wissenschaftscampus zusätzlich erhöht. Der Idee, die H-Bahn bis Parkhaus Barop zu erweitern, kann Sagolla viel abgewinnen. Die Haltestelle sei der „zentrale Umsteigepunkt für den Dortmunder Süden“. Dort treffen mehrere Busse auf die Stadtbahnlinie U42. Und irgendwann nach der Verlegung des Haltepunktes Bahnhof Barop zum Parkhaus Barop soll auch die S-Bahnlinie 5 dort halten.
DSW21-Vorstand hält Machbarkeitsstudie „für sinnvoll“
Und was sagt DSW21 als Mutter der H-Bahn-Gesellschaft zu einem möglichen Ausbau? Über Jahre hinweg galt die Hängebahn als stiefmütterliches und nahezu bedeutungsloses Anhängsel im Nahverkehrsangebot. Sie wurde als Zuschussgeschäft mit geringem verkehrlichen Nutzen betrachtet. Nun scheint sich der Wind zu drehen: DSW21 begrüße „sehr“, dass Streckenerweiterungen und eine Vernetzung insbesondere mit der Stadtbahn ins Gespräch gebracht würden, teilt DSW21-Verkehrsvorstand Hubert Jung auf Anfrage mit.
„Wir sind bereit, darüber nachzudenken und halten ein erstes grundlegendes Gutachten oder eine Machbarkeitsstudie durchaus für sinnvoll.“ Dabei bringt Jung mehrere Varianten ins Spiel: einen Weiterbau bis zu den Stationen Theodor-Fliedner-Heim oder An der Palmweide – beide Haltestellen werden von der U42 angefahren. Ebenso denkbar wäre eine Erweiterung bis zum Bahnhof Dorstfeld. Dort gäbe es zwar keinen direkten Umstieg in eine Stadtbahnlinie. Dafür laufen am Bahnhof Dorstfeld mit der S1, der S2 und S4 drei S-Bahnlinien zusammen.
H-Bahn könnte auch mit zwei Wagen fahren
Vor einer breit angelegten Machbarkeitssudie möchte Jung weitere Fragen geklärt wissen. Zunächst müsse geprüft werden, welche Vorteile ein Ausbau für Fahrgäste und für DSW21 habe. Man müsse schauen, wo sich die Situation so verändert habe, dass Busse „nicht mehr das optimale Verkehrsmittel“ seien. Jung möchte untersuchen lassen, ob ein Ausbau der H-Bahn den Busverkehr auf der Strecke überflüssig machen könnte.
Stadtplaner Sagolla sieht darin keinen Stolperstein. Es gehe darum, doppelte Verkehre zu vermeiden und Kosten zu senken. Abhängig von den zu prüfenden Varianten dürften die Einmal-Investitionen für den „Sprung aus dem Uni-Viertel“ im zweistelligen Millionenbereich liegen. Sagolla: „Wenn wir das förderfähig bekommen.“

Die Überlegungen um eine Verlängerung der H-Bahn über das Umfeld der TU Dortmund hinaus nehmen langsam Fahrt auf. © Beushausen
Etwaige Betriebskosten vermag derzeit niemand zu benennen. Aber Ideen, wie sie möglichst niedrig gehalten werden können, gibt es schon. „Die Kabinen könnten beispielsweise in Doppeltraktion laufen“, sagt H-Bahn-Geschäftsführer Elmar Middeldorf. Jede hat ein Fassungsvermögen von rund 45 Fahrgästen. Eine weitere Möglichkeit wäre, die H-Bahn zweigleisig zu führen, so Middeldorf. All das trage zu mehr Wirtschaftlichkeit bei.
Aufmerksam registriert SPD-Fraktionschef Norbert Schilff die Haltung der Stadtwerke: „Ich stelle fest, dass die Ablehnung nicht mehr so groß ist wie sie früher war.“ Die SPD-Fraktion werde die Frage der H-Bahn-Erweiterung auf politischem Wege vorantreiben und sich dafür im Rat Mehrheiten suchen. Anders wird es auch kaum gehen. „Wir brauchen einen politischen Auftrag, wenn wir tätig werden sollen“, sagt Verkehrsplaner Sagolla.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.