
© Uwe Brodersen
Gute Gerste, schlechter Raps: Die Erntebilanz der Bauern ist gemischt
Brackeler Landwirt zieht Bilanz
Der Brackeler Landwirt Kai Schmiemann ist mit seiner persönlichen Erntebilanz zufrieden. So war seine Gerste-Ernte trotz Hitzewellen gut. Doch die negativen Folgen des Klimawandels bleiben.
Das Wambeler Feld zwischen der Send- und der Hannöverschen Straße war in den vergangenen Jahren oft im Blick der Öffentlichkeit, denn ein Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche soll mit insgesamt 128 Wohnungen bebaut werden, was kontrovers diskutiert und dann beschlossen wurde. Bearbeitet wird die Fläche vom Brackeler Landwirt Kai Schmiemann - auch der für die Bebauung vorgesehene Teil, solange die Bagger noch nicht angerückt sind. Vor zwei Jahren hatte der Bauer 80 Tonnen Weizen Ertrag von diesen rund zehn Hektar. Wegen des extrem heißen und trockenen Sommers 2018 schrumpfte die Ernte im vorigen Jahr auf 65 Tonnen. Und wie sieht es in diesem Jahr an der Sendstraße aus? „Besser“, antwortet Kai Schmiemann (36). „74 Tonnen Gerste haben wir eingefahren.“ Die Gerste komme mit der Trockenheit besser als der Weizen zurecht. Sie bilde das Korn früher aus und habe von der Feuchtigkeit im Frühjahr profitiert. Um die Ernte nicht zu gefährden, habe er das Feld „extrem früh“, schon Anfang Juli abgeerntet.
Auch beim Mais sehe es gut aus. Ernten werde er dieses Getreide, das zum einen als Viehfutter, zum anderen für die Biogas- und Stromproduktion verwendet werde, aber erst Ende September.
Zur Trockenheit und Hitze kam auch noch ein Käfer
Dieses Stück Normalität kann allerdings nicht über die Folgen des Klimawandels hinwegtäuschen, unter denen die Landwirte zu leiden haben. So seien beispielsweise die Erträge beim Raps in diesem Jahr sehr schlecht: Statt der erwarteten 4 seien es lediglich 2,5 Tonnen pro Hektar, berichtet Kai Schmiemann, der auch Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsvereins Dortmund-Ost ist. Der Raps sei von einem Schädling, einem Käfer, befallen. Die Stimmung unter vielen Landwirten entlang des Hellwegs und im Kreisverband Ruhr Lippe sei schlecht. Auch die Kartoffeln würden sehr unter der Hitze und Trockenheit leiden. „Sie brauchen für die Knollenbildung sehr viel Wasser.“ Deshalb müssten die Kollegen, die Kartoffeln anbauen, die Feldfrüchte auch bewässern.

Das Feld zwischen der Send- und der Hannöverschen Straße, auf dem Gerste wuchs, ist bereits Anfang Juli abgeerntet worden. © Uwe Brodersen
Viele Landwirte hätten in diesem Jahr schon einen schlechten Start gehabt. Denn nach dem Hitzesommer 2018 sei auch der Winter relativ trocken gewesen, so dass das fehlende Grundwasser im Boden nicht ausgeglichen worden sei. So wirke der Hitzesommer des vorigen Jahres nach. Wichtig sei, den Boden nur minimal zu bewegen, um ihn nicht noch weiter austrocknen zu lassen. Was kann ein Landwirt tun, um seine Felder an den Klimawandel anzupassen? „Man kann trockenresistente Sorten wählen und die Fruchtfolge umstellen, zum Beispiel weniger Raps anbauen“, erklärt Kai Schmiemann, „aber eine goldene Lösung weiß ich auch nicht.“
Brachliegende Fläche wird zur Wildblumenwiese
Der Brackeler Landwirt geht auf seinen insgesamt rund 90 Hektar in Brackel, Wambel, Asseln, Fleier, Scharnhorst und Aplerbeck, die er gepachtet hat, nach einer bestimmten Fruchtfolge vor: Normalerweise folge nach Gerste Raps, dann komme der Weizen, darauf Mais oder Ackerbohne, die eine gute Alternative zur Sojabohne sei. Auf dem Wambeler Feld müsste er also nach dem Abernten der Gerste eigentlich Raps säen, doch angesichts der Schwierigkeiten mit dieser Pflanze denkt er daran, einfach Gras dort wachsen zu lassen. Dies könne dann als Viehfutter dienen.
Manchen Acker lässt der Landwirt auch mal brachliegen, damit er sich regenerieren kann. Auf mehreren Flächen nahe des Mehrzweckplatzes zwischen dem Wambeler Hellweg und der Tremonia-Schule hat er Wildblumen gesät, damit auch Insekten und Vögel etwas davon haben. „Ich habe die Mischung Honigbrache ausgesät“, erzählt er. Jetzt blühen dort unter anderem Sonnenblumen, lila Phacelias, die auch „Bienenfreund“ genannt werden, sowie Mohn und Malven.
Ich heiße Uwe Brodersen und berichte seit vielen Jahren aus dem Dortmunder Nordosten. Studiert habe ich Journalistik, Englisch und Geschichte. Ich interessiere mich besonders für die Menschen, die Hintergründe und die Zusammenhänge.