Nur das schmiedeeiserne Einfahrtstor und eine lange Mauer erinnern noch an das Gut Reichsmark. © Susanne Riese

Historisches Relikt

Letzter Hinweis auf das alte Gut Reichsmark soll erhalten bleiben

Gut Reichsmark war einmal ein stattlicher Hof im Süden Dortmunds. Geblieben ist nur ein schmiedeeisernes Tor, das langsam verwittert. Eine Initiative will zumindest dieses Relikt erhalten.

Syburg

, 18.05.2020 / Lesedauer: 3 min

Das große Tor hängt etwas in den Angeln, die massiven Steinpfosten links und rechts stehen schief, der aufgesetzte obere Teil droht zu kippen. Hinter dem schmiedeeisernen Gitter ist nichts als Grün zu sehen – große, alte Bäume und dichtes Gestrüpp.

Einst stand hier das stattliche Gut Reichsmark. Doch das Tor und eine Hunderte Meter lange Backsteinmauer sind das einzige, was von diesem Herrschaftssitz geblieben ist. Beides ist nicht im besten Zustand.

Gut wurde in den 60er-Jahren abgerissen

Auf einen Antrag aus der Bürgerschaft hin will sich die Bezirksvertretung (BV) Hörde deshalb dafür einsetzen, dass mit dem Hoftor nicht das letzte Relikt des alten Gutshofs am Wannebachtal unrettbar verloren geht.

Das neben dem Golfplatz liegende Gelände ist größtenteils in städtischer Hand. Die Mitglieder der BV wollen zunächst klären, ob sich der Golfclub eventuell an der Rettung des historischen Tores beteiligt. Auch der zukünftige Standort ist noch offen, ebenso die Kosten, die eine Restaurierung und eventuelle Umsiedlung mit sich bringen würden.

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Rund 400 Morgen, etwa 100 Hektar, maß das Grundstück des Guts Reichsmark an der Wittbräucker Straße. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts lebte dort die Familie Overweg – bürgerlich, gut betucht und mit Pferdezucht und Reitsport beschäftigt.

Der 1956 gegründete Dortmunder Golfclub pachtete fast 50 Hektar und errichtete einen Golfplatz.

Hinter Stahl und Ketten liegt ein großer zugewucherter Garten. © Susanne Riese

Nachdem Adolph B. Overweg 1959 verstarb, erwarb die Stadt das Gut mitsamt den Ländereien. Großen Sinn für historisch Erhaltenswertes habe die Stadt damals nicht bewiesen, sagt der Dortmunder Heimatkundler Willi Garth.

Nachdem Pläne scheiterten, das Gutshaus als Museum zu nutzen oder eine Schankwirtschaft dort unterzubringen, wurden alle Gebäude abgerissen. Auf Luftbildern von 1969 ist schon nichts mehr zu sehen von den karreeförmig angelegten Ställen, Wirtschafts- und Wohngebäuden.

„Das Gelände wurde dem Land angeboten als Standort für eine Universität“, hat Willi Garth alten Zeitungsartikeln entnommen. Doch dieser Plan wurde nicht verwirklicht. Zum Glück, sagten später viele, denn so blieb die Landschaft an Dortmunds südlichem Ende erhalten.

Der Golfclub baute sein ganz eigenes Naturparadies weiter aus. Nach Aufgabe des Guts wurde die Anlage von neun auf 18 Löcher erweitert.

Einige Objekte des alten Reichsmark-Guts machten in der Nachbarstadt eine Karriere, die sie vor der Zerstörung bewahrt hat. Sie sind bis heute im Freilichtmuseum Hagen zu besichtigen.

Im September 1964 berichtete die Rundschau über den Umzug der Mühle und der Dampfmaschine ins Museum Hagen. © Archiv

Der seinerzeit neue Leiter des Museums, Fritz-Helmut Sonnenschein, ehemals Oberbaurat in Dortmund, sicherte eine mehr als 100 Jahre alte Kornmühle mit drei mächtigen Mühlsteinen und eine antike Dampfmaschine für das neu eingerichtete Museum.

Sonnenschein war zuvor bei der Dortmunder Stadtverwaltung in Ungnade gefallen, weil er sich entgegen politischer Beschlüsse für den Wiederaufbau des Rombergschlosses eingesetzt hatte.

Vergessener Eingang zu einem verwunschenem Garten

„Facharbeiter schlachten Gut Reichsmark aus“, titelte damals eine Dortmunder Tageszeitung und schwärmte von der Kornmühle aus dem Jahr 1860: „Das noch kerngesunde Eichenholz dürfte noch Jahrhunderte überdauern.“

Auch ein Teil des alten Mauerwerks kam zu neuen Ehren. Steinmetze brachen sorgfältig große Granitplatten aus den Gebäuden heraus, um sie als Verblendung an der neuen Rheinbrücke in Duisburg einzusetzen.

Die „Rundschau“ schreibt, das mit der Auflösung von Gut Reichsmark auch ein kleines Kapitel Lokalgeschichte aus dem Dortmunder Süden zu Ende ging. Und so erinnert heute kaum noch etwas an den ehemaligen Gutsbetrieb, bis auf das alte Einfahrtstor an der Wittbräucker Straße gegenüber der Busschleife.

Die Dimension und Machart des an zwei schweren Sockeln befestigten Tors verraten, dass es einst Zugang zu einem stattlichen Anwesen gewährt haben muss. Heute wirkt es eher wie ein vergessener Eingang zu einem verwunschenen Garten.

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