
© Carolin West
Junge Familien nach Deusen: Siedlergemeinschaft setzt auf ungewöhnliches Konzept
Altengerechtes Wohnen
Die Siedlergemeinschaft Deusen will jungen Familien ein Zuhause geben. Und dafür haben sie einen ungewöhnlichen Plan – doch der hat einen gewaltigen Haken.
Wenn ein Kind nach dem anderen auszieht wird ein früher gut gefülltes Haus plötzlich riesengroß. Was bleibt, sind Räume, die man nicht mehr braucht, aber trotzdem instand halten muss. Mit fortschreitendem Alter wird das immer mühseliger. Aber aus dem Umfeld wegziehen, in dem man jahrzehntelang gewohnt hat, vielleicht sogar aufgewachsen ist? Das können sich viele nicht vorstellen.
„Die Häuser oder Wohnungen bleiben dann von älteren Paaren, Witwern und Witwen besetzt“, sagt CDU-Bezirksvertreterin Claudia Brückel, die auch Teil der Siedlergemeinschaft Deusen ist. „Und das, obwohl sich einige gerne verkleinern würden – nur eben nicht weit weg.“ Junge Menschen und Familien können so nicht nachziehen.
Altengerechtes Wohnen soll Abhilfe schaffen
Deshalb hat die Siedlergemeinschaft einen Plan entwickelt, mit dem beides gehen soll: den Älteren die Möglichkeit zu geben, in Deusen alt zu werden, und gleichzeitig Wohnraum für die Jüngeren zu schaffen ohne neu bauen zu müssen. Denn Baugrundstücke gibt es in Deusen nicht mehr. Trotzdem haben die Siedler ein Fleckchen Erde im Auge: die Freifläche hinter der Grafen-Grundschule und der Feuerwehr an der Straße Wulfgraben.
„Das Grundstück ist durch einen Bachlauf in zwei Abschnitte geteilt“, sagt Reiner Schramowski als Vorsitzender der Siedlergemeinschaft. „Einfacher zu bebauen und an die Straße anzuschließen wäre deshalb wahrscheinlich der vordere Teil.“ Und der würde auch für die Pläne der Siedler ausreichen: altengerechtes Wohnen.
Auch ein Mehrgenerationenhaus sei im Gespräch gewesen. Lieber wäre den Siedlern allerdings, ausreichend Platz für ältere Bewohner des Ortsteils zu schaffen. Zumal die dank der Anbindung zum Wulfgraben und den Deuser Wiesen, wo viele Familien wohnen, nicht isoliert würden.
Neuer Wohnraum soll bezahlbar sein
Der Bau eines zweieinhalb-geschossigen Gebäudes mit bis zu 30 Wohneinheiten wäre auf dem Gelände möglich, so die Siedler. „Wichtig ist, dass wir aufpassen, wer hier baut“, sagt Brückel. Denn teure Eigenheime möchte die Siedlergemeinschaft nicht. „Es geht hier um bezahlbaren Wohnraum, sozialen Wohnungsbau.“
Schließlich haben viele ältere Menschen nicht viel Geld, so Brückel. „Ältere Deusener sollen eine günstige Möglichkeit haben, hier alt zu werden – und wenn in deren Häuser und Wohnungen junge Menschen nachziehen, wird der Ortsteil wieder belebt.“ Der Erhalt der Grundschule werde so gesichert und möglicherweise wäre Deusen dann auch wieder ein interessanter Standort für einen Supermarkt.
Das Grundstück ist kein Baugrundstück
„Seit 40 Jahren ist eine solche Lösung jetzt schon in der Diskussion“, sagt Peter Strege von der Siedlergemeinschaft und schüttelt den Kopf. Die Bezirksvertretung unterstütze den Plan. Auch interessierte Investoren habe es im Laufe der Jahre gegeben. Die Siedler sprechen von mindestens dreien.
Der Haken: Das Grundstück, das die Siedler sich für ihre Pläne ausgeguckt haben, sei kein Baugrundstück. Stattdessen handele es sich dabei um eine Ausgleichsfläche für andere Baugebiete, so Claudia Brückel. Deshalb habe die Stadt Dortmund das Vorhaben bislang abgelehnt.
Brückel: „Deusen war schon immer eine Ausgleichsfläche für irgendwas“
Doch die Siedler stehen hinter ihrer Idee und wollen weiter dafür kämpfen. Schließlich habe die Verwaltung der Stadt Dortmund das Bauvorhaben im Jahr 2013 durchaus als positiv bewertet. „Wir möchten gerne überhaupt mal dahin kommen, dass das Grundstück erschlossen werden kann, um zu prüfen, was da wie gebaut werden kann“, sagt Brückel.
Schließlich könne eine politische Mehrheit das Grundstück als Baugrundstück umwidmen, so die Bezirksvertreterin. Eine diesbezügliche Anfrage dieser Redaktion an die Stadt Dortmund läuft. „Deusen war schon immer eine Ausgleichsfläche für irgendwas – früher der Erweiterungsraum für die Mülldeponie, jetzt der Ausgleich für andere Baugebiete“, sagt Claudia Brückel. „Aber unsere Idee ist gut und wir hoffen, dass wir sie doch noch umsetzen können.“
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
