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Gruppenvergewaltigungen in Dortmund: Alle sechs Wochen eine Anzeige
Polizeistatistik
185 Gruppenvergewaltigungen wurden 2020 in NRW registriert. Auch in Dortmund gab es Fälle. Dabei gibt es oft gemeinsame Auffälligkeiten - und die Polizei warnt vor einer hinterhältigen Masche.
In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Landesinnenministeriums im vergangenen Jahr 185 Gruppenvergewaltigungen in der Polizeistatisik registriert worden. Das teilte das Ministerium dem Landtag auf eine Anfrage der AfD-Fraktion mit. Statistisch gesehen wird demnach alle zwei Tage eine Gruppenvergewaltigung registriert.
Fallzahlen für Dortmund
Die landesweiten Zahlen lassen sich für Dortmund aufschlüsseln: Auf Anfrage unserer Redaktion teilt die Pressestelle der Polizei mit, dass im Jahr 2020 insgesamt 9 Gruppenvergewaltigungen angezeigt wurden. Im Durchschnitt also alle sechs Wochen eine. 2019 waren es 8, 2018 sogar 12.
Diese Zahlen spiegeln die Fälle wider, die überhaupt erfasst wurden, also zur Anzeige gebracht wurden, so Polizeipressesprecher Peter Bandermann. Er fügt hinzu: „Bei Sexualdelikten, insbesondere bei Vergewaltigungen, gibt es ein Dunkelfeld, also Taten, die nicht angezeigt werden.“ Die Gründe hierfür seien vielschichtig, Scham- und Schuldgefühle können eine Rolle spielen.
Zwei oder mehr Tatverdächtige
Als Gruppenvergewaltigung tauchen in der Polizeistatistik die Fälle auf, wenn es zwei oder mehr Tatverdächtige gibt. Vielfach würden damit Vorfälle wie in der Silvesternacht 2015/16 in Köln assoziiert - also Gruppen, die sich auf offener Straße an Frauen vergehen.
„Diese Fälle mag es geben, sie hat es jedoch in dieser Form in jüngster Vergangenheit nicht in Dortmund gegeben. Bei den für die Jahre 2018, 2019 und 2020 erfassten Delikten handelt es sich überwiegend nicht um überfallartige Taten, bei denen mehrere Männer im öffentlichen Raum eine Frau vergewaltigten“, so Bandermann.
„In einem Fall aus dem Jahr 2019 berührten zwei Männer auf der Geschwister-Scholl-Straße eine Frau am Oberkörper. Sie konnte sich in ihren Pkw setzen und davonfahren, ohne dass es zu einer Vergewaltigung kam“, so der Sprecher. Die überwiegende Anzahl der Fälle spiele sich aber nicht auf offener Straße ab.
Oft Vorbeziehung zwischen Tätern und Opfer
Und: Auch Fälle wie dieser - die sich später als sexuelle Belästigung herausstellen - tauchen in der Statistik auf. Für die Zuordnung in der Statistik sei die anfängliche Anzeige ausschlaggebend, nicht das Endergebnis der Ermittlungen bzw. die strafrechtliche Bewertung.
Im Gegensatz zu einem überfallartigen Vergehen von Wildfremden in der Öffentlichkeit gebe es in nicht wenigen der Fälle in Dortmund eine Vorbeziehung zwischen Tätern und Opfer, so Bandermann. Bei den angezeigten Verdächtigen handele es sich meist um beispielsweise Lebenspartner, Familienangehörige, Ex-Bekannte sowie Kneipen- oder Dating-Bekanntschaften.
Zudem spiele oft Alkohol eine Rolle. „Bitte auf keinen Fall falsch verstehen: Alkohol oder Drogenkonsum rechtfertigen solche Taten nicht. Allerdings nutzen Täter den durch starken Alkoholkonsum verursachten Kontrollverlust und die damit verbundene Wehrlosigkeit eines Opfers aus, um die Tat begehen zu können“, so der Polizeisprecher.
Polizei warnt vor K.o.-Tropfen
Ein Beispiel für einen Fall, der „nicht selten“ angezeigt werde: Zwei Männer lernen eine Frau in einer Kneipe kennen. Man trinkt Alkohol, geht später am Abend zu einem der Beteiligten nach Hause. Kommt es hier gegen den Willen der Frau zu sexuellen Handlungen, handelt es sich um eine Vergewaltigung.
Wird Anzeige erstattet, geht der Fall als Gruppenvergewaltigung in die Polizeistatistik ein, weil es mehr als einen Tatverdächtigen gibt.
In diesem Zusammenhang warnt die Polizei explizit vor K.o.-Tropfen. Unter den Dortmunder Fällen gab es einige, bei denen zumindest der Verdacht bestand, dass diese Substanzen, die heimlich einem Getränk untergemischt werden und Übelkeit und Bewusstlosigkeit auslösen, eingesetzt wurden.
1983 im Münsterland geboren, seit 2010 im Ruhrpott zuhause und für die Ruhr Nachrichten unterwegs. Ich liebe es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und vor allem: zuzuhören.
