
Stefanie Hugot ist Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen das geplante Industriegebiet „Im Dicken Dören“. Das hält seit vier Jahren an seiner Kritik fest. © Uwe von Schirp (Archiv)
Umstrittenes Industriegebiet in Waltrop: Gegner aus Dortmund kündigen Klage an
Langendorf-Ansiedlung
Die Anwohner in Dortmund-Groppenbruch halten an ihrer Kritik am geplanten Waltroper Industriegebiet fest. Daran ändert die neuerliche Offenlage des Bebauungsplans nichts. Die aber verschiebt sich.
Stefanie Hugot arbeitet beruflich als Stadtplanerin. „Ich sehe das ja immer recht neutral“, sagt sie. „Aus Waltroper Sicht ist es verständlich, zu versuchen, das Beste für ihre Stadt zu machen und ein Industriegebiet weit weg von Anwohnern anzusiedeln.“ Es geht um die Ansiedlung des Spezial-LKW-Herstellers Langendorf an der Stadtgrenze von Dortmund-Groppenbruch und Waltrop.
„Ob es die beste Idee ist, das Industriegebiet in einen Außenbereich zu legen, sei dahin gestellt.“ Das sagt Stefanie Hugot als Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen das Industriegebiet im Dicken Dören. Wie die anderen Mitglieder des Aktionsbündnisses lebt sie in Groppenbruch – und damit in Sichtweite des noch als Ackerland genutzten Areals.
Seit nunmehr viereinviertel Jahren sind die Positionen auf beiden Seiten des Groppenbachs, der die Stadtgrenze markiert, klar und unverändert. Es gab eine Bürgerinformation 2019 in Groppenbruch. Es gab Gespräche im Waltroper Rathaus und am Firmensitz von Langendorf. Anfang 2021 gab es ein Online-Mediations-Verfahren. Schließlich im Frühjahr 2022 die Offenlage des Bebauungsplans.
86 Seiten dick ist die Tabelle mit den Stellungnahmen zum Bebauungsplan und den daraus resultierenden Abwägungen der Waltroper Stadtplaner. Am Dienstag (18.10.) sollte der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaft eine erneute Offenlage beschließen, am 27. Oktober der Waltroper Rat.
Ausschusssitzung ist abgesagt
Der Grund sind „wesentliche Änderungen“ in den Unterlagen des ersten Entwurfs. Unter anderem hatten Umweltverbände festgestellt, dass der Eingriff in die Natur und die zu schaffenden Ausgleichsflächen falsch berechnet worden waren. Ausschuss und Rat sollen zudem den Abwägungsvorschlagen aus den Stellungnahmen zustimmen.

Ein Transparent visualisierte im Spätsommer 2020 die Planungen der Stadt Waltrop für den Dicken Dören und die Ansiedlung der Firma Langendorf. © Uwe von Schirp (Archiv)
Daraus wir nun – zunächst – nichts. Die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaft am Dienstag (18.10.) ist abgesagt. Es fehle noch eine Unterlage, ein „kleines Teilstück“, erklärt Waltrops Stadtsprecherin Andrea Middendorf auf Anfrage unserer Redaktion.
Weil es deswegen „keinen Zeitverzug für den Dicken Dören“ gebe, habe sich die Verwaltung mit der Ausschussvorsitzenden und den Fraktionsvorsitzenden darauf verständigt, den Beratungspunkt um einen Sitzungsturnus zu verschieben. Jetzt soll der Ausschuss am 29. November, der Waltroper Stadtrat am 8. Dezember die erneute Offenlage beschließen.
Am Willen der Stadt Waltrop und am „Nein“ der Groppenbrucher Anwohner ändert das nichts. Zu bereden gibt es ohnehin nichts mehr. Das sieht auch Stefanie Hugot so. „Der Drops ist gelutscht“, sagt sie. „Es hat sich ja nichts geändert.“
Aktionsbündnis kündigt erneut Klage vor Gericht an
Einen derartigen Eingriff in den Außenbereich einer Stadt hält sie „angesichts von Klimawandel und Klimaschutz nicht angemessen“. Zudem habe das Verkehrsgutachten die Groppenbrucher ganz und gar nicht überzeugt. Darin seien Verkehrsströme, die das künftige Industriegebiet NewPark in Datteln oder die Überplanung des ehemaligen Kraftwerksgeländes in Lünen erzeugen, nicht berücksichtigt.
Als unzureichend bezeichnet Stefanie Hugot zudem die Verkehrszählung auf der Mengeder Straße im Bereich des Dicken Dören. „Eine Verkehrszählung an nur einem Tag geht gar nicht“, moniert sie. Schon die kleine Baustelle im Sommer auf der Mengeder Straße in Leveringhausen habe „ein absolutes Chaos“ verursacht.
Neu sind die Argumente gegen die Ansiedlungen nicht – ebenso wenig wie die in den Abwägungen der Stellungnahmen seitens der Waltroper Stadtplaner.
Das Groppenbrucher Aktionsbündnis will nach der neuerlichen Offenlage den Satzungsbeschluss des Waltroper Rates über den Dicken Dören abwarten, sagt Stefanie Hugot. „Dann gehen wir in Klage.“
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
