Grippewelle in Dortmund startet sechs Wochen früher Eine Altersgruppe besonders betroffen

Grippewelle in Dortmund startet sechs Wochen früher als sonst
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In den vergangenen zwei Jahren fielen die sonst saisonal typischen Grippewellen weitgehend aus. Nun ist die Influenza zurück. Und es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass die Grippewelle in diesem Jahr sogar früher beginnt als sonst.

24 Fälle der Grippe seien bereits im November an das Gesundheitsamt gemeldet worden. Das klingt wenig, ist aber für diesen Zeitpunkt im Jahr, so sagt es Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken, „nach Angaben meiner Mitarbeitenden in der Höhe noch nie festgestellt worden. Das ist für den Start der Saison sehr viel.“

Dr. Frank Renken vor dem Gebäude des Dortmunder Gesundheitsamtes
Dr. Frank Renken leitet das Dortmunder Gesundheitsamt. © Stephan Schütze (Archivbild)

In den allermeisten Fällen werden auch symptomatische Patienten gar nicht auf Influenza getestet. Es ist also von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

Erfahrungen aus Australien

Auch Dr. Prosper Rodewyk, Hausarzt im Dortmunder Süden, bestätigt ein früheres Einsetzen der Grippewelle. „In Australien - die hatten ja Winter, als wir Sommer hatten - ist die Grippewelle in diesem Jahr sechs Wochen früher losgegangen. So sieht es jetzt hier auch aus.“

Typischerweise falle der Beginn der Grippewelle auf Ende Dezember. Auch Dr. Frank Renken sagt, dass die im November festgestellten Zahlen eher diesem Zeitraum entsprechen.

Ein Erklärungsansatz für den früheren Beginn der Grippe-Saison: Das Immunsystem vieler Menschen ist für diese Krankheit sozusagen außer Form. „Wir hatten in den letzten zwei Jahren so gut wie keine Grippewelle“, so Dr. Prosper Rodewyk. Der naheliegende Grund: Die meisten Menschen haben sich zum Beispiel mit Masken vor Infektionskrankheiten geschützt.

Kinder besonders betroffen

Auch Dr. Thomas Beissner, der eine Hauarztpraxis im Kreuzviertel betreibt, bestätigt, dass aktuell viele Patienten mit Infekten zu ihm kommen. Darunter seien sowohl klassische Erkältungen als auch Influenza-Fälle.

Der Dortmunder Arzt Dr. Thomas Beissner am Schreibtisch in seiner Praxis im Kreuzviertel
Dr. Thomas Beissner ist Hausarzt im Dortmunder Kreuzviertel. © Praxis Dr. Beissner

Besonders betroffen von der aktuellen Infektionswelle seien junge Menschen und Kinder, sagen sowohl Dr. Frank Renken als auch Dr. Prosper Rodewyk. In der Praxis von Dr. Thomas Beissner hat das konkrete Folgen.

„Es kommen aktuell mehr Eltern mit ihren Kindern zu mir, weil die Kinderärzte überlastet sind“, so der Hausarzt. Die bei Erkältungskrankheiten erforderlichen Untersuchungen seien für ihn aber ebenso problemlos durchführbar.

Impfen jetzt noch sinnvoll

Und von noch einer weiteren Auffälligkeit berichtet Dr. Thomas Beissner: „Wir haben bereits Grippe-Impfstoff nachbestellt. Normalerweise sind wir mit dieser Menge immer bis zum Jahresende ausgekommen.“ Dass in Dortmund insgesamt mehr gegen Influenza geimpft wird, lässt sich daraus jedoch nicht unbedingt ableiten.

„Ich habe die Impfdaten noch nicht“, betont Dr. Frank Renken, bevor er folgende Einschätzung abgibt: „Ich glaube, dass noch nicht so viele Menschen gegen Influenza geimpft sind, wie es erforderlich wäre.“

Portraitfoto von Dr. Prosper Rodewyk
Dr. Prosper Rodewyk ist Hausarzt in Dortmund und KVWL-Bezirkssprecher der Kassenärzte. © Stephan Schütze (Archivbild)

Es sei definitiv auch jetzt noch sinnvoll, sich gegen die Grippe impfen zu lassen, sagt Dr. Prosper Rodewyk. „Die Grippewelle endet eigentlich immer erst nach Karneval. Da hocken die Menschen aufeinander und stecken sich möglicherweise an und danach ebbt es meist ab.“

Wer sich impfen lassen sollte

Zu empfehlen sei die Grippe-Impfung für alle Menschen, die viel Kontakt zu anderen haben, zum Beispiel weil sie häufig den öffentlichen Nahverkehr nutzen oder im Einzelhandel arbeiten. Eine besondere Empfehlung gelte für alle über 60. Für ältere Menschen gibt es laut Rodewyk sogar einen konzentrierteren Impfstoff, dessen Schutzwirkung weniger schnell nachlässt.

Ob die früher einsetzende Grippewelle auch zu mehr schweren Krankheitsverläufen führen wird, sei noch nicht absehbar, betont Rodewyk.

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