Restaurant-Test
Georgisches Restaurant Grand Suliko verführt Gäste zum Teilen des Essens
Im Frühjahr hat das Grand Suliko in der Dortmunder Innenstadt eröffnet. Es gibt georgische Küche. Unsere Reporterin hat in Georgien gelebt, kennt das Essen. Wie gut ist das Restaurant?
Georgien – für mich ist das ein Sehnsuchtsland. 2015 lernte ich die ehemalige Sowjetrepublik eingekesselt zwischen großen und kleinem Kaukasus kennen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Gastfreundschaft der Georgier, das außergewöhnliche Essen und der Wein.
Speisen und Getränke aus Georgien sind in Deutschland schwer zu bekommen. Und nachkochen, kann man die Gerichte auch nicht „mal eben“. Umso glücklicher war ich, als ich von der Eröffnung des Grand Suliko an der Gutenbergstraße gehört habe. Ich reservierte online einen Tisch. Würde ich mich in eines der Restaurants in der Tbiliser Altstadt zurückversetzt fühlen?
Die georgische Küche ist durch viele Einflüsse geprägt
Schon der Empfang ist herzlich. Maria Rogakou lässt uns zwischen zwei Tischen auswählen. Separée oder in einer Ecke am Fenster? Wir wählen den Fensterplatz mit Blick auf einen großen Flatscreen, der Aufnahmen meines Sehnsuchtslandes in Endlosschleife zeigt.
Der Große Kaukasus. In den Wolken versteckt, ragt der Kasbek über 5000 Meter über dem Meeresspiegel in die Höhe. Dem Mythos nach wurde an diesen Berg Prometheus gefesselt, weil er den Menschen das Feuer gebracht hat. © Lydia Heuser
Ein Fernseher in einem Restaurant ist eigentlich ein No-Go. Aber es passt und wirkt eher, wie eine moderne Fotogalerie. Meine zwei Begleiter, Jasmin und Sebastian, jedenfalls bekommen so einen Eindruck von dem für West-Europäer so unbekannten Land, das da irgendwo zwischen Russland und der Türkei liegt.
Durch Georgien verlief einst die Seidenstraße, und das merkt man dem Essen an. Die Gerichte sind sehr vielfältig im Geschmack. Teilweise erinnern sie an die türkische Küche, anderes hat eher einen asiatischen Touch.
Zum Start bestellen wir für drei Personen zwei Vorspeisen zum Teilen. Denn in Georgien wird immer geteilt und von einer reich gedeckten Tafel gegessen, die sich peu á peu mit immer mehr Speisen füllt.
Die erste Runde steht schon bereit - so sieht ein eingedeckter Tisch in Georgien aus. Nach und nach bringen die Gastgeber weitere Speisen an den Tisch. © Lydia Heuser
Wir essen Badridschani (9,90 Euro) und Dolma (8,90 Euro) – eine kalte, vegetarische Vorspeise und eine warme Vorspeise mit Fleisch. Badridschani kenne ich noch aus Georgien: Auberginenröllchen gefüllt mit einer Walnusspaste, garniert mit Granatapfelkernen und viel frischem Koriander. Super lecker – auch hier im Grand Suliko. Aber auch sehr sättigend.
Badridschani, Auberginenröllchen mit Walnusspaste - einfach lecker. © Lydia Heuser
Dolma sind mit Hackfleisch und ein wenig Reis gefüllte Weinblattröllchen. „Interessant abgeschmeckt“, lautet die Aussage von Sebastian. Minzig, wie man die gerollten Weinblätter aus der türkischen Küche kennt, schmeckt die Vorspeise hier nicht, versichern mir die Tester.
Chinkali, Schaschlik und Lammfleischeintopf
Als Hauptgang bestellen wir jeweils ein warmes Gericht. Da ich kein Fleisch esse, frage ich nach einer vegetarischen Variante der Chinkali (9,90 Euro) – neben Chatschapuri (Teigware mit viel Käse) eines der typischen Speisen in Georgien.
Chinkali sind kunstvoll gefaltete Maultaschen, meistens gefüllt mit gewürztem Fleisch. „Ich kann auch eine Variante mit Käse bringen“, schlägt die Bedienung vor.
Zusätzlich bekommen wir einen Lammfleischeintopf, Chanachi (19,90 Euro) serviert und eine Schaschlikvariante mit Hähnchenfleisch (18,90 Euro). „Wow, duftet das“, sagt Jasmin, die sich über das kleine Pfännchen beugt, das nun vor ihr steht. Und es riecht wirklich köstlich, und es schmeckt noch besser.
Das Schmorgericht Chanachi hat uns besonders gut geschmeckt. © Lydia Heuser
„Wenn ich die Küche nicht kenne, bestelle ich immer Schmorgerichte.“ Mit ihrer Wahl hat Jasmin auf jeden Fall ein kulinarisches Highlight bestellt. In dem Pfännchen sind neben Fleisch, noch Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln und Auberginen in einer rund abgeschmeckten Sauce angerichtet.
„Es schmeckt stark nach umami“, stellt Sebastian beim Probieren fest. Umami, das ist eine Geschmacksnuance, die es vor allem in Fleisch, Tomaten und Sojasaucen gibt; würzig ist das Gericht auf jeden Fall.
Schaschlik ist eine typische Art der Fleischzubereitung in Georgien. „Nicht so außergewöhnlich“, findet Sebastian, als er von seinem Hähnchenfleisch probiert. Das Fleisch ist zart, die Kartoffelspalten leider nicht kross. Aber die rote Sauce, die dazu gereicht wird, ist wieder so eine Geschmacksexplosion. Fruchtig, würzig – und wieder so ganz anders.
Grand-Suliko-Inhaber Farid Mirzayev und Mitarbeiterin Maria Rogakou stehen hinterm Tresen an der Gutenbergstraße. © Lydia Heuser
Ich bekomme vier Chinkali, eigentlich keine Hauptspeise für eine Person. Das Gericht ist eher zum Teilen gedacht. Denn außer der großen Nudeltaschen gibt es nichts dazu. Anders ist das in Georgien aber auch nicht.
Auf Wunsch erklärt die Bedienung, wie man Chinkali isst. Ich erinnere mich aber noch gut. Denn schon am ersten Abend in Georgien habe ich Chinkali lieben gelernt.
Man packt die runden Teigtaschen am Zipfel, dort, wo sie zusammengefaltet sind, und beißt sie vorsichtig auf. Im Innern ist köstlich salziger Käse, teilweise körnig, teilweise zerfließend. Dann gilt es, die Füllung vorsichtig aus der Tasche zu essen und den Nudelteig immer weiter abzubeißen. Den Zipfel, das Handstück quasi, lässt man auf dem Teller liegen. Der wird nicht mitgegessen.
So hält man die Chinkali. Das Handstück bleibt hinterher auf dem Teller zurück. © Lydia Heuser
Vier Stück schaffe ich nicht. Wir brauchen ja noch Platz für den Nachtisch. Zu dritt teilen wir uns ein Stück Honigtorte. „Sieht ja aus wie Baumkuchen“, bemerkt Jasmin. Kellnerin Maria Rogakou versichert uns, dass der Kuchen auch ähnlich zubereitet werde.
Der Kuchen ist mit Walnüssen gebacken. Er schmeckt würzig und nicht sehr süß. Ein perfekter Nachtisch.
Die Honigtorte zum Nachtisch. Nicht zu süß und kein bisschen trocken. © Lydia Heuser
Ich erinnere mich, dass ich solch einen Kuchen damals in der Weinanbauregion Kachetien, im Osten Georgiens, gegessen habe. Ich sehe den Tag wieder vor mir. Den Nebel, der so dicht war, dass ich von der Landschaft leider gar nichts sehen konnte. Das hatte ich ganz vergessen.
Ich komme nochmal ins Grand Suliko, um bei Wein und Essen in Erinnerungen zu schwelgen.
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