Lkw mit irritierenden Botschaften auf einer Sporthallen-Baustelle sorgten für Proteste am benachbarten Goethe-Gymnasium.

Lkw mit irritierenden Botschaften auf einer Sporthallen-Baustelle sorgten für Proteste am benachbarten Goethe-Gymnasium. © Montage Klose / Foto Bauerfeld

Menschenverachtend oder Ironie? Schüler wehren sich gegen Lkw-Botschaften

rnSchule gegen Unternehmen

Eigentlich ist der Neubau der Sporthalle am Goethe-Gymnasium in Hörde ein Grund zur Freude. Doch eine Baufirma aus Kamen sorgte für helle Aufregung – mit populistischen Sprüchen auf ihren Lkw.

Hörde

, 23.05.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Da hatte die Firma Stegemöller aus Kamen die Rechnung ohne die Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums gemacht.

Kaum hatten diese nämlich die Aufschriften auf den Fahrzeugen der Firma gesehen, die an der Baustelle der neuen Sporthalle für den Abtransport des Bodenaushubs zuständig ist, ging ein Aufschrei durch die Schule.

Auch auf der Internetseite sind die Fahrzeuge zu sehen

Sätze wie „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“, „Meinungsfreiheit ist bei uns eine Mutprobe“ oder „Meinungsfreiheit?“ mit einem Bild des Bundesadlers in Schwarz-Rot-Gold daneben, sorgten für Gesprächsstoff am Gymnasium. Auch auf der Internetseite der Firma wird mit den Fahrzeugen mit den zweideutigen Botschaften geworben.

Die Schülerinnen und Schüler brachten Plakate an. Einige hat der Regen schon in Mitleidenschaft gezogen: „Meinungsfreiheit nicht zu verwechseln mit Kritiklosigkeit“, stand hier.

Die Schülerinnen und Schüler brachten Plakate an. Einige hat der Regen schon in Mitleidenschaft gezogen: „Meinungsfreiheit nicht zu verwechseln mit Kritiklosigkeit“, stand hier. © Jörg Bauerfeld

Zusammen mit Lehrer Fabian Schlücking und seiner Kollegin Katharina Miekley wollten die Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums ein Zeichen setzen – und das schafften sie auch.

Spruchbänder mit der Aufschrift: „Menschenverachtung ist keine Meinung“ oder auch „Die einzige Mutprobe: Sich seines eigenen Verstandes zu bedienen“ wurden an Bauzäunen angebracht. Bunte Plakate für Courage und gegen Rassismus setzen weitere Signale.

Kritik gegen die inakzeptablen Botschaften

„Ich fand es gut, dass Arbeiter auf der Baustelle, die nichts mit der Firma Stegemöller zu tun haben, zu uns kamen und sagten, dass sie die Meinung der Firma nicht teilen würden“, sagt Katharina Miekley. Wichtig sei, dass die Kritik der Schulgemeinschaft sich selbstverständlich nicht gegen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Baustelle richte, sondern sich ausschließlich auf die inakzeptablen Botschaften auf den Fahrzeugen dieser speziellen Firma beziehe.

Auch die Firma Stegemöller wehrte sich mit Plakaten.

Auch die Firma Stegemöller wehrte sich mit Plakaten. © Jörg Bauerfeld

Und es waren nicht die einzigen Plakate, die am Bauzaun hingen. Irgendjemand hatte etwas dazugehängt. „Eindeutig: Meinungsfreiheit ist eine Mutprobe“ oder „Meinungsfreiheit, Ironie und Sarkasmus haben hier nichts mit Rassismus zu tun“.

Stadt Dortmund distanziert sich von den Lkw-Botschaften

Weil es sich bei dem Neubau der Sporthalle um eine städtische Baustelle handelt, hat auch die Stadt Dortmund Stellung bezogen. Erst einmal distanziert sie sich ausdrücklich von den Botschaften auf den Lkw des Unternehmers. „Die Aufschrift entspricht erkennbar nicht dem, wofür die Stadt Dortmund steht – als Stadt der Vielfalt, Weltoffenheit und der Toleranz“, sagt Stadt-Pressesprecher Christian Schön.

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Die benannte Spedition arbeite als Subunternehmer auf der Baustelle am Goethe-Gymnasium und stehe nicht im direkten Auftragsverhältnis zur Stadt Dortmund. Die Spedition bewege sich mit ihren Aktionen allerdings ohnehin innerhalb des Rahmens, den das Grundrecht auf Meinungsfreiheit eröffnet. Deshalb könne formalrechtlich nicht gegen diese vorgegangen werden, auch wenn hier eindeutig ein Konflikt mit den Werten der Stadt Dortmund vorliege.

Auch innerhalb der Schule gab es eine Plakataktion gegen die Lkw-Botschaften.

Auch innerhalb der Schule gab es eine Plakataktion gegen die Lkw-Botschaften. © privat

„Zu berücksichtigen ist allerdings auch, dass das Vergaberecht einen umfassenden und diskriminierungsfreien Wettbewerb festsetzt. Die Stadt Dortmund darf bei der Auftragsvergabe nicht rechtswidrig beziehungsweise diskriminierend handeln“, erklärt Christian Schön. Ein Verbot für diese Firmen kann es also laut Stadt nicht geben. Dennoch: „Die Stadt Dortmund wird dieses noch einmal zum Anlass nehmen, auf den unterschiedlichen Ebenen dafür zu werben, dass die Leitbilder unserer Stadt bei Beauftragungen – im Rahmen des rechtlich möglichen – zum Tragen kommen“, sagt Christian Schön.