
Wildfremde Menschen zeigen ein Herz für Udo Blumenthal (l.). Annette Braier kam extra aus Aplerbeck nach Schwerte, um dem Opfer des brutalen Raubüberfalls ein liebevoll verpacktes Unterstützungs-Geschenk zu übergeben. © Reinhard Schmitz
Nach Messerangriff in Hörde: Welle des Mitgefühls für ausgeraubten Udo Blumenthal (56)
Viele Spender
Er wusste nicht mehr ein noch aus. Sein ganzes Geld für den Mai hatten Unbekannte dem Schwerter Udo Blumenthal in Hörde entrissen. Der Fall löste eine ungeahnte Welle des Mitgefühls aus.
Er kann wieder lächeln. Wildfremde Personen haben Udo Blumenthal den Glauben an die Menschen zurückgegeben, nachdem er am Freitagnachmittag (13.5.) in Dortmund-Hörde bei einem brutalen Überfall bis auf den letzten Cent ausgeraubt worden war. Die Berichterstattung über die gemeine Messerattacke auf den nunmehr völlig mittellosen Rollator-Fahrer löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus, die der 56-Jährige niemals erwartet hätte.
Schon beim Arztbesuch am Morgen – so berichtete er am Dienstag (17.5.) – hätten ihn die Sprechstundenhelferinnen mit einem Frühstück überrascht, für das sie extra leckere Wurstbrötchen bei einem Bäcker besorgt hatten.
Leser boten Geld und Lebensmittelspenden an
Derweil meldeten sich in der Lokalredaktion immer weitere Leser, die Udo Blumenthal unterstützen wollten. Eine Schwerterin brachte sogar einen Geldschein vorbei, der an den Überfallenen weitergegeben wurde. Zu anderen, die ebenfalls mit Geld oder mit Lebensmittelspenden helfen wollten, konnte der Handy-Kontakt vermittelt werden. „Einfach um ihm zu zeigen, dass es auch vernünftige Menschen hier bei uns gibt“, begründete einer der Hilfsbereiten sein Angebot.

Zusammen mit Süßigkeiten und anderen Leckereien liebevoll verpackt waren die 100 Euro, mit denen die Familie Braier aus Dortmund-Aplerbeck Udo Blumenthal auf die Beine helfen wollte. © Reinhard Schmitz
„Ich möchte ihm helfen, dass er über die Runden kommt“, erklärte Ingrid Brenne aus Dortmund-Oespel. Erst recht, nachdem sie gelesen hatte, dass Udo Blumenthal schon einmal mit einem Messer gestochen worden war, als er Hunde aus einer erbärmlichen Situation gerettet hatte. „Solche Menschen brauchen wir“, betonte die Frau, die sich selbst für Tierrechte engagiert. Es war für sie unerträglich, wie die Verbrecher auf der Hörder Bahnhofstraße ausgerechnet über einen Gehbehinderten herfallen konnten: „Die nehmen heute auf nichts mehr Rücksicht.“
Aplerbeckerin brachte Geschenkpäckchen zur Haustür
Überwältigt von dem unerwartet großen Mitgefühl zeigte sich Udo Blumenthal, dem die Täter sein ganzes Monats-Budget entrissen hatten. „Danke“, konnte er immer wieder nur sagen – und umarmte vor seiner Haustür an der Beckestraße beispielsweise spontan die Aplerbeckerin Annette Braier, die ihre Geldspende persönlich mit einigen Leckereien in einem liebevoll dekorierten Geschenkpäckchen vorbei brachte.
Ihr Ehemann Jürgen Braier, der Rollstuhlfahrer sei, habe den Zeitungsbericht über den Überfall gelesen. „Es tat ihm so leid“, sagte sie: „Es muss auch anderen Menschen geholfen werden.“ Niemand dürfte hier vergessen werden, auch nicht in Zeiten wie diesen, in denen Menschen vor Krieg und Gräueltaten fliehen.

Auch nach einer beidseitigen Hüft-OP kann sich Udo Blumenthal nur mühsam mit dem Rollator fortbewegen. Die zwei Zentimeter lange Wunde, die ihm die Täter in Hörde bei dem Überfall am linken Unterarm zufügten, musste genäht werden. © Reinhard Schmitz
Das bewies auch der Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF) Schwerte, dessen Projektmitarbeiterin Susanne Hantschel eigens am Morgen in die Redaktion kam, um ihre Kontaktdaten zu hinterlassen. „Ich habe 200 Euro bekommen“, jubelte später Udo Blumenthal, nachdem er das SkF-Büro im katholischen Pfarrheim an der Goethestraße aufgesucht hatte.
Der Weiße Ring kann unbürokratisch und kurzfristig helfen
Auch die Opferhilfe-Organisation Weißer Ring bot unbürokratische Hilfe an. Das könnte – wie in anderen Fällen auch – sehr kurzfristig geschehen, erklärte Außenstellen-Leiter Reinhard Streibel. Anders als es Udo Blumenthal wohl missverstanden hatte, werde nicht nur ein Termin vergeben, sondern umgehend geholfen: „In derartigen Notlagen können wir als Außenstelle von jetzt auf gleich, oftmals noch am gleichen Tag, eine Soforthilfe in bar und nach Bedarf bis zu einem maximalen Betrag von 300 Euro auszahlen.“
Die Entscheidung darüber falle vor Ort: „Die einzige Voraussetzung sind zwei auszufüllende Formulare, weil wir gegenüber den Finanzämtern rechenschaftspflichtig sind, an wen wir Spendengelder, die der Weiße Ring erhält, weitergeben.“ Der Überfallene hat jetzt die Daten, um Kontakt mit Reinhard Streibel aufnehmen zu können.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
