
© Stephan Schuetze (Archivbild)
Vor dem Abriss: Glockenturm und Gemeindehaus machen Platz für eine Kita
Evangelische Kirche
Damit ein neuer Kindergarten entstehen kann, müssen ein Gemeindehaus und ein Kirchturm weichen. In Kürze rückt das Abriss-Team an – es könnte laut werden.
Lange war unklar, was mit dem Gemeindehaus in Nette passiert. Jetzt, am Montag (19. April), ist das Gelände dem Bauunternehmer Lorenz aus Waltrop übergeben worden. Darauf stehen ein Gemeindehaus und ein Glockenturm der evangelischen Noah-Gemeinde. Noch.
Auf dem Grundstück an der Joachim-Neander-Straße sollen eine achtgruppige Kita und Wohnungen entstehen. Dafür müssen Gemeindehaus und der Turm, in dem schon keine Glocken mehr hängen, weichen.
Am Mittwoch (21. April) sollen laut Bauunternehmer Lorenz die Abrissarbeiten des Glockenturms beginnen. Der sieht damit den letzten Tagen seiner 53-jährigen Geschichte entgegen: Er wurde am 10. November 1968 eingeweiht wurde.
Gemeindehäuser sind entwidmet worden
Nachdem das Gemeindehaus der evangelischen Noah-Gemeinde am 15. Oktober 2017 entwidmet wurde, durfte es noch bis Ende 2017 genutzt werden.
Dasselbe galt für das zweite Gemeindehaus der Noah-Gemeinde in Oestrich: Es wurde am 22. Oktober entwidmet.
Die Gemeinde sah sich gezwungen, die Häuser aufzugeben. „Aus der Not heraus“, sagt Pfarrerin Renate Jäckel heute. Sie ist seit 1999 in der Gemeinde tätig und hielt mit ihrer Kollegin Stephanie Lüders den Entwidmungsgottesdienst ab.

Pfarrerin Renate Jäckel hat 2018 einen kostenlosen Mittagstisch in Nette organisiert. © Stephan Schuetze (Archivbild)
Renovierung wäre zu teuer gewesen
Aufgeben musste die Gemeinde die Häuser aus finanziellen Gründen. Beide Häuser hätten, hätte man sie halten wollen, für viel Geld renoviert werden müssen.

Das Gemeindehaus und der Glockenturm an der Joachim-Neander-Straße werden weichen müssen. Das Foto ist Jahr 2013 entstanden. © Stephan Schuetze (Archivbild)
Die Renovierung für das Gebäude in Nette hätte zwischen 500.000 bis 600.000 Euro gekostet. Für den Standort Oestrich hätte die Gemeinde 250.000 Euro aufbringen müssen. Das berichtete 2016 Pfarrer Gerd Springer als Vorsitzender des Presbyteriums den Gemeindemitgliedern.
Einige Mitglieder befürchteten damals, dass das Gemeindeleben in Nette stürbe. Doch dem ist nicht so, findet Pfarrerin Renate Jäckel heute: „Vereinzelte Mitglieder haben sich zurückgezogen, doch die meisten haben sich gut im katholischen Gemeindehaus eingelebt“, sagt die 61-Jährige.
Die katholische Gemeinde gleich gegenüber habe die Protestanten gut aufgenommen. Dieses Vorgehen habe laut Jäckel an „einigen Stellen“ Zukunft. Denn: Gebäude kosten viel Geld. Gemeinden könnten sie sich auf Dauer teilen.
„Pilotprojekt“ in Nette
Sowohl für die Erwachsenengruppe als auch für die Jugendarbeit hat die Noah-Gemeinde nun im ehemaligen katholischen Pfarrhaus Räume angemietet. „Es ist ein Pilotprojekt“, so Renate Jäckel.
Sie unterstreicht, dass es aber schon zuvor Berührungspunkte zwischen evangelischen und katholischen Christen in Nette gegeben habe. So gibt es bereits seit Längerem mittwochs ökumenische Andachten, die nur während der Corona-Pandemie ausfallen.
Hinweise auf evangelische Gemeinde
„Dort können, wenn das die Pandemie zulässt, der Kinderchor proben und Konfirmanden-Treffen stattfinden“, sagt Renate Jäckel.
Außerdem findet man in der katholischen Gemeinde weitere Hinweise auf die evangelischen Freunde: „Unser Taufbecken und der Lichterbaum samt Kerzenständer sind nun dort.“ Und auch die fünf insgesamt 2480 Kilo schweren Kirchenglocken werden dort bald läuten.
Die Protestanten finden in der katholischen Kirche auch ihre Altarbibel und die Paramente wieder: Das sind die farbigen Tücher, die den Altar schmücken.
„Natürlich ist es bitter, dass wir den Kirchenraum aufgeben mussten“, sagt Jäckel. Trotzdem haben sich die verschiedenen Gemeinden gut zusammengefunden.
„Wir haben in Nette dieselben Aufgaben. Die können wir am besten gemeinsam angehen“, glaubt die Pfarrerin.
Freddy Schneider, Jahrgang 1993, Dortmunderin. Gelernte Medienkauffrau Digital/Print und Redakteurin. Seit 2012 arbeitet sie bei den Ruhr Nachrichten.
