Gewerbetreibende ohne Vorstand: Brandbrief an Geschäftsleute vor der Hauptversammlung

© vom Büchel (A)

Gewerbetreibende ohne Vorstand: Brandbrief an Geschäftsleute vor der Hauptversammlung

rnHändler-Krise in Lütgendortmund

„Aktiv im Ort“, die Arbeitsgemeinschaft des Handels in Lütgendortmund, steckt in einer Krise. Vor der Jahreshauptversammlung am Dienstag macht ein Brandbrief die Runde.

Lütgendortmund

, 03.05.2019, 11:56 Uhr / Lesedauer: 2 min

Aktiv im Ort, das war früher nicht nur eine Arbeitsgemeinschaft, sondern auch ein Synonym für gute Ideen und beliebte Aktionen im Ortskern. Gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Lütgendortmunder Vereine und Verbände war der Zusammenschluss der Händler und Gewerbetreibenden eine starke Einheit.

Geplanter Austritt sorgt für Aufregung

Doch jetzt, ein gutes halbes Jahrhundert nach seiner Gründung, schlittert Aktiv im Ort in eine Existenz-Krise. So steht drei Tage vor der Jahreshauptversammlung am Dienstag (7. 5.) noch nicht fest, ob sich ein neuer Vorstand für die AG findet. Ganz sicher ist hingegen, dass der alte Vorstand um den Vorsitzenden Uli Neidl nicht mehr antreten wird.

Mehr noch: Neidl und weitere Kollegen wollten die AG ganz verlassen, hatten ihre Mitgliedschaft sogar schon gekündigt. Das sorgte in dieser Woche für zusätzliche Aufregung, war letztlich aber nur ein Sturm im Wasserglas verglichen mit den Problemen, die dem Handel ins Haus stehen, wenn kein neuer Vorstand gefunden wird.

Kündigung nicht satzungskonform

So sieht es auch der scheidende Vorsitzende. „Das mit der Kündigung stimmt zwar, aber ursprünglich sollte die Hauptversammlung zu einem früheren Zeitpunkt stattfinden. Es war nicht geplant, einen Eklat auszulösen“, stellt Uli Neidl klar. Da die Hauptversammlung vertagt wurde, ist die Kündigung der Mitgliedschaft jetzt ohnehin Makulatur. „Der scheidende Vorstand ist voll geschäftsfähig, da die Kündigungen zu spät rausgegangen und somit nicht satzungskonform sind“, so Neidl.

Dass der Vorsitzende nicht weiter macht, hatte er bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Neben privaten Gründen traf er seinen Entschluss auch aus Frust. Immer wieder hatte sich Neidl zuvor intern, aber auch öffentlich, darüber beschwert, dass Aktionen wie die beliebte Gesundheitsmesse im Ortskern immer wieder von denselben wenigen Personen organisiert werden mussten, weil weitere Helfer sich nicht fanden. Geändert hat sich daran nichts.

Die Arbeitsbelastung in den Betrieben ist gestiegen

Das mangelnde Engagement ist ein generelles Problem, das der Ehrenvorsitzende der AG, Günter Eustrup, seit langem kritisiert. „Den Elan der Gründungsväter, die noch Jahr für Jahr für Jahr nach Feierabend selbst durch den Ortskern stiefelten, um ihre Weihnachtsbeleuchtung aufzuhängen, will heute niemand mehr aufbringen“, sagt er. Doch die heutige Händlergeneration betont, dass dies nicht aus Desinteresse geschieht. Zu hoch sei die Arbeitsbelastung im eigenen Geschäft oder im Betrieb geworden. Und ganz auf die eigene Freizeit verzichten wollen auch Verantwortliche von Familienbetrieben nicht mehr.

Für Wilhelm Mohrenstecher, ebenfalls ein Urgestein des Lütgendortmunder Handels, ist es trotz erschwerter Bedingungen enorm wichtig, dass die AG weiter existiert. In einem Brandbrief wandte er sich jetzt an seine Händlerkollegen. „Ich selbst möchte den Vorsitz nicht mehr übernehmen“, so Mohrenstecher in seinem Schreiben, „kann aber gern beratend zur Seite stehen“.

Sein Vorschlag: Verschiedene Arbeitsgruppen sollen die Arbeit untereinander aufteilen. Mohrenstecher selbst bereitet zurzeit schon die Händlerbeteiligung am Martinsmarkt vor. „Es ist jetzt wichtig, dass sich wieder mehr Mitglieder bereit erklären, aktiv mitzumachen“, so Mohrenstecher. „Entweder im Vorstand, oder aber eben bei der Vorbereitung und Durchführung unserer Aktionen.“ Wie wichtig das ist, schreibt Mohrenstecher auch: „Der Sog des Induparks, der Ruhrpark im benachbarten Bochum und die neue Einkaufswelt in Bövinghausen lassen die Kundenzahlen in Lütgendortmund sinken.“ Dem müsse man entgegentreten.