
© Bauerfeld/Grafik Dittgen
„Die heile Welt hat Risse bekommen“: Problemviertel im Dortmunder Süden?
Brutale Tat
Die Gewalttat, die in einem Video zu sehen ist, ist heftig. Ein Mann schlägt einer Frau die Faust ins Gesicht. Das Opfer fällt regungslos zu Boden. Der Täter ist womöglich kein Unbekannter.
Es muss am Montag (30.8.) oder Dienstag (31.8.) gewesen sein, als ein Wortgefecht am Marsbruchplatz im Dortmunder Ortsteil Aplerbeck eskalierte. Ein junger Mann schlägt einer Frau mit voller Wucht die Faust ins Gesicht. Sie stürzt zu Boden, ist bewusstlos. Drei Jugendliche sind auf dem Video zu erkennen, die sich und den Haupttäter feiern.
Ort des Geschehens ist die Bushaltestelle vor dem Sparkassengebäude am Marsbruchplatz. Mitten im Aplerbecker Ortskern. Der Polizei liegt das Video inzwischen vor, sie ermittelt. In Aplerbeck geht indes die Angst um. Das weiß auch Bezirksbürgermeister Jürgen Schädel. „Es haben mir schon mehrfach Menschen berichtet, dass sie sich nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr in den Aplerbecker Ortskern trauen.“

Eine Webcam gibt es in Aplerbeck. Die ist auf den Marktplatz ausgerichtet. Hier ein Bild vom 2. September um 14.35 Uhr. © Screenshot Bauerfeld
Eine Tatsache, die nicht hinnehmbar sei. Dabei wähnte man sich in dem südlichen Dortmunder Stadtbezirk auf einem guten Weg. Schon im letzten Sommer sorgten immer wieder randalierende Jugendliche für Ärger. Am Marsbruchplatz oder in der Emschergasse. Die Polizei zeigte starke Präsenz, konnte auch zwei Intensivtäter aus dem Verkehr ziehen und wegsperren.
Viele der Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen
Die aufsuchende Jugendarbeit wurde angekurbelt, die Wogen schienen sich zu glätten. Doch noch immer sind im Ortskern viele Jugendliche aus sozial sehr schwierigen Verhältnissen anzutreffen.
Und die sind beileibe nicht alle aus dem Ort. Es gibt viel mehr einen „Pöbeltourismus“ aus Kamen, Holzwickede oder Lünen. Gefühlt jeder, der mit sich gar nichts anzufangen weiß, kommt in den Aplerbecker Ortskern.

Bezirksbürgermeister Jürgen Schädel fordert mehr Polizeipräsenz und Jugendarbeit. © Jörg Bauerfeld
Und ein gewisser Teil dieser ungebetenen Gäste verfügt scheinbar über ein großes Gewaltpotential. Verkommt Aplerbeck jetzt zu einem Problemviertel? „Nein“, sagt Jürgen Schädel. Man sei nicht die Dortmunder Nordstadt.
„Aber die heile Welt hat Risse bekommen.“ Man müsse jetzt mit aller Kraft gegenarbeiten. „Das ist schon sehr massiv, was da wieder passiert ist“, sagt der Bezirksbürgermeister.
Mehr Polizei und mehr Jugendarbeit gefordert
„Das ist eine Geschichte, die verfolgt werden muss. Es kann nicht sein, dass wir solche Gewalt im Ortskern einfach so hinnehmen.“ Jürgen Schädel fordert nun vermehrt Kontrollen der Polizei und auch ein Intensivieren der aufsuchenden Jugendarbeit.
Laut Polizei, der das Gewaltvideo vorliegt, soll es sich nicht um die Gruppe Jugendlicher gehandelt haben, die schon im letzten Jahr mehrere Straftaten begangen hat. Die Ermittlungen zu dem Vorfall in dieser Woche laufen auf Hochtouren.
Das Thema „Gewalt durch Jugendliche“ wird auch auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung in Aplerbeck (7.9., 15 Uhr, Gymnasium an der Schweizer Allee) kommen.
Vielleicht kommt dann auch das Thema „Videoüberwachung“ im Aplerbecker Ortskern zur Sprache. Wie schon im Jahr 2020, als die Gewalt mehrfach eskalierte.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
