
© Julian Preuß
Dortmunder (30) tötet wohl seine Mutter: Nachbarn nennen sie „unauffällig“
Familiendrama
Offenbar hat 30-Jähriger seine Mutter in Löttringhausen am zweiten Weihnachtstag umgebracht. Nachbarn nennen wenige Stunden danach erste Details über den geständigen Dortmunder und das Opfer.
Die Siedlung Am Flachsteich wirkt unscheinbar. An der Straße in Dortmund-Löttringhausen stehen zwei- und dreigeschossige Mehrfamilienhäuser. Auf dem Spielplatz zwischen den Häusern herrscht Leere. Kein Wunder: Der Himmel ist grau und wolkenverhangen, ein paar Regentropfen fallen vom Himmel an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag 2021. Hier, in einem typischen Wohngebiet, hat sich nur wenige Stunden zuvor ein Drama ereignet.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln
Am frühen Sonntagmorgen (26.12.), um kurz vor 4 Uhr, hatte sich ein Mann bei der Polizei gemeldet und angegeben, seine 67-jährige Mutter umgebracht zu haben. Polizei und Staatsanwaltschaft betätigten den Vorfall am Vormittag.
Die herbeigeeilten Beamten fanden die Frau leblos und mit Messerstichen in der Wohnung vor. Gegenüber den Polizisten wiederholte der 30-Jährige sein Geständnis. Er wird am Montag dem Haftrichter vorgeführt. Bis nach 5 Uhr sei die Kriminalpolizei vor Ort gewesen, berichten Anwohner.
Am Mittag ist von der morgendlichen Aufregung Am Flachsteich nicht mehr viel zu spüren. Vereinzelt gehen Menschen mit ihren Hunden Gassi, ein Anwohner bringt den Müll raus.
Das Blaulicht von drei Polizeiwagen habe ihn gegen 5 Uhr geweckt, erzählt er. Während er spricht, deutet er auf ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus mit einer weiß-grünen Fassade auf der anderen Straßenseite. Dort hätten sie gestanden. Was dort genau passiert ist, wisse er jedoch nicht.
Nachbarn erzählen erste Details zum mutmaßlichen Täter und Opfer
Dort aber, in der obersten Etage, hat sich das Drama abgespielt, sagen die Ermittler. Bei einem der Fenster sind die Rollläden heruntergelassen worden.
In einer der Erdgeschosswohnungen hält sich ein Paar in der Küche auf. Die Frau und der Mann haben mehr mitbekommen. Am geöffneten Fenster erzählen sie, wie die Nacht aus ihrer Sicht abgelaufen ist.
„Wir haben wenig geschlafen“, berichtet die Frau. Schon am frühen Morgen habe sie mit der Polizei gesprochen, auch Journalisten seien an diesem Tag schon einige vor Ort gewesen. Sie selbst hätten nur wenig Kontakt zu der getöteten Frau und ihrem Sohn, dem geständigen, mutmaßlichen Täter, gehabt.
Man habe beide nur selten gesehen, berichtet die Nachbarin. „Sie haben zusammen gewohnt“, sagt sie. Dass der Sohn viel Alkohol getrunken habe und die Mutter schwer krank gewesen sei, berichtet sie. Bislang hätten sie sich aber unauffällig verhalten, führt die Nachbarin aus. Dann schließt sie das Fenster wieder. Genug gesagt.
Alkoholkonsum ist Ansatzpunkt für die Ermittler
Für die Ermittlungen ist der Alkoholkonsum des mutmaßlichen Täters auf jeden Fall ein Ansatzpunkt. Henner Kruse, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Dortmund, erklärt gegenüber dieser Redaktion, dass man dem Mann Blutproben entnommen habe. Ob der 30-Jährige während der Tat unter Alkoholeinfluss stand, war am späten Sonntagnachmittag noch nicht klar.
Dass an den Weihnachtstagen Familienstreitigkeiten auftreten, sei nicht ungewöhnlich. Da „sind wir alle mehr in den Emotionen drin“, sagt Hendrik Münz. Der Dortmunder Notfallseelsorger war in der Vergangenheit auch schon an der Aufarbeitung eines Mordfalls an Weihnachten beteiligt. Dieser und der aktuelle Fall zeigen, wie schnell die Besinnlichkeit an Feiertagen enden kann.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.