Dortmunder festgenommen
Hat er Carina (17) getötet? „Die haben das Haus auf den Kopf gestellt“
Am Freitag wurde ein Dortmunder festgenommen, dem vorgeworfen wird, seine 17-jährige Ex-Freundin getötet zu haben. Wer war er? Wir waren an seinem Wohnhaus und haben mit Nachbarn gesprochen.
Am Montag sind die Rollläden des Hauses an einer unscheinbaren Durchgangsstraße in Dortmund-Derne fest verschlossen. Nur im Obergeschoss steht ein schwarzer Stiefel im Fenster - er könnte zu einer Motorradausrüstung gehören.
Das Haus wirkt etwas runtergekommen, fällt aber sonst nicht weiter auf. Hier wurde am Freitag, so lässt es sich aus Indizien schließen, wohl ein 26-jähriger Dortmunder festgenommen, dem vorgeworfen wird, seine 17-jährige Ex-Freundin getötet zu haben.
Der Tatverdächtige hatte laut der zuständigen Staatsanwaltschaft ein Jahr und neun Monate lang eine Beziehung mit der nun getöteten Carina S. aus Iserlohn. Kurz nachdem die Beziehung auseinanderging, verschwand die 17-Jährige.
Am Freitag wurde ihre noch brennende Leiche in einem Naturschutzgebiet bei Werne gefunden. Das Feuer war wohl ein Versuch, Spuren zu verwischen, so die Ermittler.
Über eine Scheune in Brechten, an der Leichenspürhunde anschlugen, und weitere Hinweise, kamen die Ermittler trotzdem schnell auf den nun in Untersuchungshaft sitzenden 26-Jährigen Dortmunder.
Getötete Carina S. wurde am Wohnhaus gesehen
Dreieinhalb Stunden sei die Kriminalpolizei an dem Haus in Derne vor Ort gewesen, berichten Nachbarn. Ihre Namen nennen oder gar aufs Foto wollen sie nicht.
Bis elf Uhr abends sei das gegangen. „Die haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt“, sagt einer. Viele Beweismittel, darunter ein Laptop, seien aus dem Haus getragen worden. „Die haben auch die Mülltonnen leer gemacht“, so der Nachbar.
Auch zwei Autos seien beschlagnahmt worden, so der Nachbar - angeblich zwei Firmenwagen. Was genau der mutmaßlich tatverdächtige Bewohner des Hauses in Derne beruflich gemacht habe, wisse der Nachbar nicht - irgendwas im Elektrik-Bereich, meint er.
Motorradtouren nach Feierabend
In dem Haus wohnen sollen neben dem Tatverdächtigen noch dessen Vater und ein kleiner Bruder - der Vater mindestens seit 20 Jahren, so heißt es. Er habe zuvor in Derne auf der Zeche gearbeitet. Die Mutter lebe von der Familie getrennt. Auch eine junge Frau sei in der Vergangenheit mal an dem Haus in Derne gewesen. Seit der Festnahme habe sich niemand aus dem Haus mehr blicken lassen.
Dieser charakteristische Anbau des Hauses in Derne ist auf einem Foto in einem sozialen Netzwerk wiederzuerkennen. © Bastian Pietsch
Unauffällig sei die Familie gewesen, heißt es von Nachbarn. „Wir haben wenig mit denen zu tun“, so der Nachbar. Ein junger Mann sei nach Feierabend häufig Motorrad gefahren. Mit dem Nachnamen am Klingelschild des Hauses in Derne findet sich ein Profil eines jungen Mannes in einem sozialen Netzwerk. Dort ist ein Foto mit ihm auf einem Motorrad des Herstellers Kawasaki vor dem Haus zu sehen.
Auf einem weiteren verlinkten Profil auf einer anderen Plattform ist zu sehen, wie der gleiche junge Mann auf einem Freigelände mit einer Armbrust schießt.
Nachbarn in Derne haben von Waffen nichts mitbekommen. Auch ein Profil auf einer dritten Plattform unter dem gleichen Pseudonym ist zu finden. Dort schreibt der Nutzer, dem das Profil gehört, noch am Freitag auf die Frage, ob es etwas von „dem vermissten Mädchen“ gebe: „Noch nichts neues. Ich hoffe ihr geht es gut.“
Ermittlungen laufen
„Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn man darüber nachdenkt“, sagt der Nachbar noch. Er habe selbst Kinder, die aber bereits aus dem Haus seien. Auch im Kreis der Nachbarn werde nun diskutiert: „Wie man sowas machen kann aber auch ob er das überhaupt war“, so ein Nachbar.
Die Staatsanwaltschaft kann am Montag keine neuen Erkenntnisse vermelden. Unter anderem Bodenproben aus der Scheune in Brechten und Blutspuren aus der Wohnung des Tatverdächtigen werden aktuell untersucht.
Auch die Frage, wo Carina S. sich zwischen ihrem Verschwinden und dem Fund ihrer Leiche aufgehalten hat und wann sie getötet wurde, sei noch nicht beantwortet. Ob es sich bei dem Haus in Derne ganz sicher um den Wohnort des Tatverdächtigen handelt, wollte die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen.
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