Getötet, verstümmelt, verbrannt Der grausame Tod der 17-jährigen Carina S.

Carina (17) verstümmelt und verbrannt: Geschichte eines grausamen Todes
Lesezeit

Am 24. Juni 2022 macht ein Radfahrer im Naturschutzgebiet am Tibaum an der Grenze von Hamm und Werne einen grauenvollen Fund. Er findet den Körper der 17-jährigen Carina S. Er brennt. Ihr abgetrennter Arm liegt neben ihr. Um den Hals hat sie ein Kabel. Er ruft einen Rettungswagen, doch Carina war schon seit Tagen tot.

Leichenfund in Hamm 24.6.
Leichenfund in Hamm 24.6. © Jörg Heckenkamp

Getötet hat sie ihr Ex-Freund Mark B. Der sieben Jahre ältere Mann zeichnete sich schon vor der Tat als extrem eifersüchtiger Mensch aus, wie später durch Zeugenaussagen vor Gericht klar wurde. Als sich Carina von ihm trennen wollte, hat B. das mutmaßlich nicht verkraftet - und entschloss sich, sie brutal umzubringen.

Der eifersüchtige Partner

Mark B. aus Dortmund und Carina S. aus Iserlohn lernten sich über einen Messengerdienst kennen, als sie noch 15 und 24 Jahre alt waren. Carinas Familie hat weder die Beziehung noch der Altersunterschied allem Anschein nach nicht groß gestört. Im Gegenteil, sie kamen gut mit Mark B. klar. Zwischen ihnen herrschte grundsätzlich viel Sympathie. Und so sahen sie einige der Warnsignale in der kommenden fast zweijährigen Beziehung schlicht nicht.

Nach und nach bemerkte Carina die immer größer werdende Eifersucht ihres Freundes. Sie musste ihm alle Chatverläufe in ihrem Handy und den sozialen Netzwerken zeigen, musste sogar ihre Passwörter herausrücken. Wenn sie es nicht machte, soll Mark ausgerastet sein.

Carina soll darüber auch mit ihren Eltern darüber gesprochen haben. Doch die hielten das nach allem, was später im Gericht herauskam, für wenig verwerflich. Ob ihre Tochter denn etwas zu verbergen habe, sollen die Eltern gefragt haben. Und wenn nicht, sei das doch nicht so schlimm.

Ob Carina was verbarg, ist heute unklar. Ihr Ex-Freund war davon allerdings überzeugt. Sie soll mit anderen Männern geschrieben, sich möglicherweise auch mit denen getroffen haben. Und so übte er totale Kontrolle über die Kommunikation seiner Freundin aus. Wie später herauskam, hat er dafür sogar Spionagesoftware auf ihren Geräten installiert. Das wusste Carina aber nicht, es kam erst später vor Gericht ans Tageslicht.

Penibel geplanter Tod

Im Jahr 2022 wurde Carina diese Beziehung zu viel. Sie suchte sich Rat, beispielsweise bei Freunden, aber auch bei einer Pfadfindergruppe. Mit letzterer war sie kurz vor der Trennung an der Nordsee unterwegs. Mark holte sie ab, als sie zurückkam. Sie wollten zu einem Geburtstag fahren. Doch da teilte sie ihrem damaligen Freund ihren Beschluss mit: Es ist aus zwischen ihnen.

Zum Thema

Serie „Dortmunder Verbrechen“

In dieser True-Crime-Serie stellen wir Ihnen Kriminalfälle aus Dortmund vor, die in der Stadt und darüber hinaus Aufsehen erregt haben. Jeden Sonntag um 12 Uhr erscheint eine neue Folge unter rn.de/dortmund.

Nicht lange danach muss Mark B. den Mord an Carina geplant haben. Da er vor Gericht aber bis zur Verurteilung geschwiegen hat, ist wenig zu den Details bekannt. Der Tathergang ließ sich allerdings anhand von Indizien rekonstruieren.

Um bei seiner Tat möglichst nicht erwischt zu werden, ging Mark B. perfide vor. Über einen weiteren Chatdienst - genannt Tellonym - gab er sich als junge Frau mit dem Pseudonym „The Morning Sun“ aus. Er nahm unter diesem Pseudonym Kontakt zu Carina auf und fragte sie über ihre Beziehung aus. Im Glauben, es wäre eine verständnisvolle Gleichaltrige, gab sie viel preis - auch über Mark.

Als dieser dann irgendwann genug gehört hat, bat er Carina, sich mal mit ihr zu treffen. Immerhin verstünden sie und „The Morning Sun“ sich doch so gut. So lockte er sein Opfer in die Falle. Sie trafen sich im Wald. Und dort muss Mark B. Carina mit einem Kabel erdrosselt haben. Danach muss er den leblosen Körper in seinen Wagen geladen haben. Doch bereitete ihm eine Sache noch ein Problem: Carina hatte ihren Hund dabei.

Dem Tier tat er zwar nichts, nahm ihn aber mit sich mit, ebenfalls vermutlich in seinem Wagen. Das sollte ihm noch zum Verhängnis werden. Denn nicht lange nach der Tat vom 14. Juni 2022, meldeten die Eltern ihre Tochter als vermisst. Und als guter Ex-Freund bot Mark B. überraschend seine Hilfe an.

Hund machte ihn zum Verdächtigen

Die wurde gern angenommen, die Eltern hatten weiterhin ein gutes Verhältnis zu ihm. Er brauchte eine halbe Stunde, dann präsentierte er sich als großer Retter. Er habe den Hund gefunden. Die Eltern ahnten nichts dabei und freuten sich über einen kleinen Fortschritt bei der Suche. Sie dankten dem Mörder ihrer Tochter noch, boten ihm an, die Nacht bei ihnen zu verbringen - in Carinas Bett, das werde ja aktuell nicht benötigt.

Mark B. im Gerichtssaal.
Der Angeklagte hat nach dem ersten Anteil Revision beantragt. © Martin von Braunschweig

„Als ich hörte, dass er den Hund zurückgebracht hat, war mir klar: Der hat was damit zu tun“, sagte damals Staatsanwalt Carsten Dombert, der mit dem Fall betraut war. Mark B. erreichte, was er wohl kaum so beabsichtigte. Er zog den Verdacht und alle Ermittlungen auf sich. Er war von nun an Hauptverdächtiger.

Nicht lange danach kam es in Hamm/Werne zum Leichenfund. Startschuss für die Ermittler, die nun alle Spuren untersuchten. Sie fanden heraus, dass Carina zuerst erdrosselt wurde, danach wurde ihr der Arm abgetrennt und am Leichenfundort zündete der Täter sie an. Nun galt es, Verbindungen zwischen Tat und Verdächtigen zu suchen. Es folgte eine Hausdurchsuchung bei Mark B. in Dortmund-Derne.

Und man wurde fündig. Dasselbe Kabel, mit dem Carina umgebracht wurde, fand man bei ihrem Ex-Freund. Und es war nicht irgendein Kabel, sondern eines aus einem Elektriker-Fachhandel. Typisch für einen Elektriker wie Mark einer war. Doch war das nicht alles. Man fand Carinas mutwillig zerstörtes Handy bei ihm im Handschuhfach seines Wagens, an dem man zusätzlich Blut des Opfers am Lack fand. Dazu haben an eben jenem Wagen die Leichenspürhunde angeschlagen. Das war genug, die Staatsanwaltschaft nahm Mark B. fest, er wurde wegen Totschlags angeklagt.

Der Angeklagte schweigt

Der Prozess begann kurz vor Weihnachten 2022. Er sollte etwa sechs Monate dauern. Sechs Monate, in dem der Angeklagte kein Wort sprach - und nahezu keine Gefühlsregung zeigte. Das war Taktik der Verteidigung. Man wollte Zweifel an der Schuld säen. Immerhin sei außer den Indizien nichts zur Tat bekannt. Auch Zeugen gab es keine, lediglich zwei Personen wollen Mark B. mit seiner Ex-Freundin streiten gesehen haben.

Doch auf die stürzte sich die Verteidigung zuerst. Es könne gar nicht sein, dass das so geschehen ist. Die Zeit zwischen der Abfahrt in Dortmund, bei der Mark B. noch gesehen wurde, passt nicht zur Zeit des Streits. Denn der Wagen von ihm, so die Behauptung, konnte maximal 110 Kilometer pro Stunde fahren. Unter den Umständen hätte es sich bei dem Streit in Iserlohn gar nicht um den Angeklagten handeln können.

Es folgte eine Begutachtung - und ein Eigentor. Denn der berufene KFZ-Gutachter fand im Wagen des Angeklagten einen Fahrtenschreiber. Der konnte ausgewertet werden und belegte nicht nur, dass das Auto bis zu 150 km/h fahren kann, sondern auch, dass am Tattag eine Strecke gefahren ist, die zur Entfernung zwischen Derne und Iserlohn passt. Die Verteidigung hat also versehentlich ein weiteres Indiz besorgt.

Weitere Indizien lieferten die Auswertungen der technischen Geräte des Angeklagten und des Opfers. Man fand die Spionagesoftware, die Mark B. bei Carina installierte. Und außerdem fand man heraus, dass er sich hinter dem Profil „The Morning Sun“ verbarg, das Carina am geschätzten Tattag in den Wald lockte. Den letzten Ausschlag gab die Auswertung des Google Maps Suchverlaufs von Mark B. Zwölfmal soll er sich den Leichenfundort in Hamm angeschaut haben. Das alles zusammen reichte dem Richter.

Mord oder Totschlag?

Doch da der Angeklagte durchweg schwieg, konnte kein Mordmerkmal gefunden werden. Arglist oder sexuelle Hintergründe würden eine Verurteilung wegen Mordes rechtfertigen. Dazu gab es allerdings nur ein sehr schwaches Indiz: der abgetrennte Arm.

Laut Zeugenaussagen von ehemaligen Kollegen von Mark B. soll er einmal von einer verstörenden sexuellen Leidenschaft berichtet haben: „Tote Frauenkörper machen mich an. Vor allem die, wo ein Arm fehlt.“ Das soll er vermeintlich gesagt haben. Auch soll der Angeklagte sich oft Videos von Leichen angeschaut haben.

Es schien zu passen, doch solange vor Gericht nicht klar verifiziert werden kann, dass es erstens so ablief und darüber hinaus noch ernst gemeint war - immerhin habe sich das noch um einen makaberen Scherz handeln können - gilt es nicht. Das Mordmotiv fiel letztendlich raus.

Die vorliegenden Beweise reichten aber für eine Verurteilung wegen Totschlages. 13 Jahre hat Mark B. im Mai 2023 bekommen. Er ging in Revision. Doch das half ihm nichts. Der Bundesgerichtshof bestätigte im Februar 2024 das Urteil gegen ihn.

Carina S. (✝17) wurde erdrosselt: Überführt sein Auto den angeklagten Ex-Freund?

Dortmunder (27) soll Carina S. getötet haben (†17): Woher stammt das Kabel um Carinas Hals?

Durchsuchung im Fall Carina S. - Polizeihunde helfen bei der Suche

Tötung von Carina S. (†17): Polizei durchsucht Grundstück in Dortmund