Es scheint wie eine gute Sache, wenn wenige Wohnungen ungenutzt leer stehen. Vor allem in Großstädten ist Wohnraum ja bekanntlich knapp. In Dortmund stehen relativ wenige Wohnungen leer. Allerdings finden das nicht unbedingt alle gut.
Durchschnittlich 3 Prozent aller Wohnungen in NRW standen 2020 leer. Dortmund lag laut dem Wohnungsmarktbericht 2021 der Stadtverwaltung unter diesem Wert. Zum Stichtag 31. Dezember 2020 standen rund 6.900 Wohnungen länger als sechs Monate leer. Das entspricht etwa 2,1 Prozent aller Wohnungen.
Neuere Zahlen hat die Stadtverwaltung noch nicht veröffentlicht. Allerdings verändert sich der Wohnungsmarkt eher langsam und über mehrere Jahre. Sie haben also auch aktuell noch Aussagekraft.
Leerstände ungleich verteilt
Die Leerstände verteilen sich nicht gleichmäßig über die Stadt. Auf Ebene der statistischen Unterbezirke schwanken die Quoten zwischen etwa 6 und annähernd 0 Prozent.
Einen Ausreißer bildet Dorstfeld. Dort steht immer noch der Hannibal leer. Die über 400 Wohnungen sorgen für eine Leerstandsquote von 16,1 Prozent. Die höchsten Werte ohne diese Besonderheit haben Ellinghausen und Holthausen mit einer Leerstandsquote von jeweils 6,4 Prozent.
Gar keine Wohnungen stehen laut der Statistik im Umfeld des Rombergparks leer. Ebenfalls am unteren Ende der Leerstands-Statistik befinden sich die Unterbezirke Rennbahn (0,1 Prozent) und Grevel (0,3 Prozent).
Kaum erkennbare Muster
In einigen gefragten Innenstadt-Vierteln gibt es überraschenderweise viel Leerstand: beispielsweise 6,1 Prozent im Union-Viertel oder 4,5 Prozent im Kreuzviertel (inkl. Westfalenhallen).
Auch statistische Unterbezirke mit unterdurchschnittlichem Leerstand sind über die Stadt verteilt. Einen Klumpen gibt es im Dortmunder Nordosten. Dort stehen gehäuft größere Mehrfamilienhäuser mit wenig Leerstand. Auch die Gartenstadt und ihre Verlängerung in Richtung Osten bilden einen solchen Klumpen.
Zeichen von angespanntem Markt
Der städtische Wohnungsmarktbericht bewertet den durchschnittlichen Leerstand in Dortmund als „sehr niedrig“. Das schränke die Wahlmöglichkeiten von Wohnungssuchenden ein.
Markus Roeser vom Dortmunder Mieterverein pflichtet dem bei. „Wenn ich eine neue Wohnung suche, finde ich relativ wenig Auswahl. Gerade bei Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern oder für Alleinstehende ist das ein Problem.“

Aus Sicht des Mietervereins besser wären 3 bis 4 Prozent, sagt Markus Roeser. Das entspräche einer gesunden Fluktuation in einem funktionierenden Wohnungsmarkt.
Weiterhin Wettbewerb
Auch der Eigentümerverband Haus und Grund sieht einen angespannten Wohnungsmarkt. „Die Auswahl für Mieter und Mieterinnen war vor zehn Jahren sicher besser“, sagt Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Bach. „Es ist aber sicher immer noch eine Wohnung zu finden.“
Ein Problem, das zu Leerständen führen könne, sei Investitionsstau. Das betreffe vor allem Wohnungen, die in weniger gefragten Lagen schwieriger zu vermieten seien. „Es gibt durchaus Objekte, bei denen sich die Eigentümer das nicht leisten können.“ Das Problem werde durch aktuell hohe Rohstoffpreise verschärft.

Der angespannte Markt schlage in Dortmund nur mäßig auf die Mietpreise durch. Das liege zum einen am Mietspiegel, zum anderen daran, dass es weiterhin einen Wettbewerb zwischen Vermietern und Vermieterinnen gebe. „Es gibt durchaus auch bei geringem Leerstand noch ein Anspruchsdenken bei Mietern und Mieterinnen“, so Thomas Bach.
Der städtische Bericht betont auch eine Chance , die im Wohnungsleerstand steckt: Es gelte, die rund 3700 Wohnungen zu aktivieren, die bereits seit mehr als zwei Jahren leer stehen. Zudem sei der Bau neuer Wohnungen wichtig. Über zwei Drittel des Wohnraums in Dortmund wurde vor 1970 gebaut.
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