
© Uwe von Schirp
Geplantes Industriegebiet: Kommt ein Autohof an die Autobahnabfahrt?
Im Dicken Dören
Für das geplante Industriegebiet „Im Dicken Dören“ gibt es im Ruhrparlament Beratungsbedarf. Derweil herrscht in Groppenbruch und Waltrop das Prinzip Hoffnung. Und es geht um den Faktor Zeit.
Der Planungsausschuss im Regionalverband Ruhr (RVR) hat Beratungsbedarf: Er sprach am Mittwoch (2.9.) keine Empfehlung für die Umwandlung des Regionalen Grünzugs „Im Dicken Dören“ in ein Industriegebiet an der Stadtgrenze zu Waltrop aus. Ganz außergewöhnlich ist die ausgebliebene Entscheidung nicht.
Das erklärt zumindest der Leiter Regionalplanung beim RVR im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es ist eine gute Gepflogenheit, dass Ausschüsse eine Sitzungsvorlage schieben“, sagt Michael Bongartz. „Das heißt, das unmittelbarer Beratungsbedarf besteht.“
An der Beratungsfolge ändere das nichts. Am 14. September, dem Tag nach der Kommunalwahl, soll nun der Verbandsausschuss darüber diskutieren. Die Verbandsversammlung werde am 25.9. einen Beschluss fassen, ist er sich sicher – in den seit sechs Jahren bestehenden Mehrheitsverhältnissen.
SPD und Grüne hoffen auf Entscheidung durch neues Ruhrparlament
Das Groppenbrucher Aktionsbündnis gegen das Industriegebiet sowie Mengeder Politiker von SPD und Grünen hoffen derweil darauf, dass die Verbandsversammlung einen Beschluss vertagt. Dann würde das neu gewählte Ruhrparlament über den Antrag entscheiden, den Regionalplan zu ändern.
Das hat allen Prognosen nach eine andere Sitzverteilung – auch mit einer stärkeren Fraktion der Grünen. Indes setzen CDU und FDP im RVR auf eine Zustimmung der SPD nach der Kommunalwahl, berichtet die Waltroper Zeitung. Die beiden Parteien mutmaßen ein Wahlkampf-taktisches Verhalten, weil die Dortmunder SPD ihre Wähler nicht verprellen wolle.

Das Traditionsunternehmen Langendorf liegt derzeit am Rande der Waltroper Innenstadt. Die Betriebsfläche und die Produktionsmöglichkeiten stoßen an ihre Grenzen. © Uwe von Schirp
In Waltrop spielen Parteigrenzen in der Frage keine Rolle. Der Beschluss, den Nutzfahrzeughersteller Langendorf an die südliche Stadtgrenze zu verlagern, fiel bei CDU, SPD und Grünen im Stadtrat einhellig. Im Vordergrund stand und steht dabei die Rettung von derzeit rund 200 Arbeitsplätzen in dem Traditionsunternehmen.
Geschäftsführer ist in „großer Sorge“
Und die sind schon jetzt womöglich in Gefahr. Langendorf-Geschäftsführer Klaus P. Strautmann macht sich „sehr große Sorgen“, ob es überhaupt noch zu der Umsiedlung von der Stadtmitte an den Dicken Dören kommt.
„Ich sehe Leute, die versuchen, das mit unterschiedlichen Instrumenten aufzuhalten“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Langsam habe ich das Gefühl, wir sind hier nicht gewollt.“ Die Kritik richtet sich konkret an die SPD außerhalb Waltrops.
Der Spezial-Lkw-Hersteller gehört zum polnischen Konzern Wielton. Aus dem EU-Nachbarland gebe es deutliche Signale, dass Langendorf seine Produktion dorthin verlagern solle. Einmal mehr hat Klaus P. Strautmann die Konzernleitung „auf die nächste Sitzung des RVR vertröstet“.

Klaus P. Strautmann ist Geschäftsführer des Waltroper Nutzfahrzeug-Herstellers Langendorf. © Uwe von Schirp (A)
Eine mögliche Abwanderung von Langendorf nach Polen sähe der Geschäftsführer als ein fatales industriepolitisches Signal für deutsche Unternehmen. „Es kann nicht sein, dass man nur Elon Musk und Tesla den roten Teppich ausrollt.“
Langendorf will Menschen überzeugen
Einem möglichen späteren Klageverfahren der Stadt Dortmund oder des Groppenbrucher Aktionsbündnisses gegen einen Bebauungsplan sieht Strautmann indes ruhig entgegen.
„Eine Klage haben wir in unserer Planung schon berücksichtigt.“ Wenn der Regionalverband die Nutzungsänderung beschließe, „werden wir Maßnahmen ergreifen, um die Menschen zu überzeugen“, sagt Strautmann.
Während Langendorf und damit auch die Stadt Waltrop unter Zeitdruck stehen, setzt das Aktionsbündnis gegen den Dicken Dören auf den Faktor Zeit. Bei aller Hoffnung, das Industriegebiet noch zu verhindern, schwingt eine Sorge mit. Und die gilt dem 5,1 Hektar großen Teil des Industriegebiets, das Langendorf zunächst nicht benötigt.

Nicht der Kanal, sondern erst der Groppenbach bildet die Stadtgrenze zwischen Dortmund und Waltrop. In diesem äußersten Zipfel ihres Stadtgebiets möchte die Stadt Waltrop in 200 Metern Entfernung zur Groppenbrucher Straße Industrie ansiedeln. © Verena Hasken
Es ist der nördliche Teil des insgesamt 12 Hektar großen Areals. Auf einem Gerüst mit Transparent an der Mengeder Straße zeigt die Stadt Waltrop, wie die Nutzung des Feldes durch Langendorf aussehen soll. Die Fläche zum Kanal hin ist als freie Gewerbefläche zu sehen.
Gerücht über die Ansiedlung eines Autohofs
Aus Waltrop wird jedoch das Gerücht kolportiert, Bürgermeisterin Nicole Moenikes (CDU) habe in einem Gespräch die Ansiedlung eines Autohofs ins Spiel gebracht. Das erscheint allerdings zumindest derzeit aus zweierlei Gründen unwahrscheinlich.
5,1 Hektar Fläche würden nicht ausreichen für 100 Lkw-Stellplätze sowie Tankstelle, Gastronomie- und Servicebetriebe. Diese Voraussetzungen nennt die Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA) für derartige Rastanlagen am Rande von Autobahnen mit einem Verkehrsaufkommen wie auf der A2.

Das Transparent mit den Planungen der Stadt Waltrop für den Dicken Dören weist im nördlichen Bereich die noch freie "Gewerbefläche 2" aus. © Uwe von Schirp
Noch klarer sind die planungsrechtlichen Vorgaben. Der Änderungsantrag zum Regionalplan lasse noch nicht einmal die Ansiedlung einer Tankstelle zu, erklärt RVR-Planungschef Michael Bongartz. „Wir haben den Änderungsantrag bewusst so eng gefasst, dass nur Betriebe im Rahmen der Zweckbindung zugelassen sind.“
Regionalplan setzt enge Grenzen
Die ist in Anlage 2 der RVR-Vorlage formuliert: „Der festgelegte Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen mit Zweckbindung an der südlichen Gemeindegrenze der Stadt Waltrop ist ausschließlich der Produktion von Nutzfahrzeugen und mit der Nutzfahrzeugproduktion im Zusammenhang stehenden Betriebszweigen vorbehalten.“
Michael Bongartz konkretisiert das: „Es könnte sich zum Beispiel ein Hersteller für Bremsleuchten dort ansiedeln.“ Langendorf-Geschäftsführer Klaus P. Strautmann zeigt sich in dieser Frage optimistisch. „Für uns wäre es gut, wenn die Fläche eine Zeitlang frei bliebe und wir uns später erweitern können.“
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
