Das Sprengen eines Geldautomaten beschädigte die Fassade der ehemaligen Sparkassen-Filiale. Handwerker dichteten die Mauer, vor der der Vorbau stand, am Montag ab. Hinter der Wand leben Senioren, die die Explosion unmittelbar miterlebten. © Uwe von Schirp

Senioren-Wohngemeinschaft

Krasses Erlebnis: Sprengung in Dortmund löst Kriegsangst aus

Gewaltige Detonationen rissen Anwohner Montagnacht aus dem Schlaf. Senioren erlebten das Sprengen eines Geldautomaten in unmittelbarer Nähe. Ihr erster Gedanke war eine fürchterliche Sorge.

Bodelschwingh

, 29.03.2022 / Lesedauer: 3 min

Es ist gegen 0.45 Uhr in der Nacht zu Montag (28.3.). Ricarda Bong hat Nachtdienst in der Senioren-Wohngemeinschaft von Wunsch-Pflege. Die Pflegefachkraft ist Dauer-Nachtwache. Zwölf Seniorinnen und Senioren sind in ihrer Obhut. „Ich wollte mich gerade fertig machen für die zweite Runde“, erzählt sie. Auf der Runde schaut sie, ob bei ihren Schützlingen alles in Ordnung ist.

In diesem Moment kracht es. „Es hat alles gebebt“, erzählt Bong. Dann ein zweiter Knall. „Der war noch lauter.“ Drei Seniorinnen kommen aus ihren Zimmern. „Schnell, wir müssen hier raus“, ruft eine WG-Bewohnerin. Ihr Zimmer liegt an der Außenwand zur Deininghauser Straße in Dortmund-Bodelschwingh. Die Explosionen haben sie und ihre beiden Mitbewohnerinnen aus dem Schlaf gerissen.

Ricarda Bong arbeitet als Pflegefachkraft und Dauer-Nachtwachse bei Wunsch-Pflege in der Senioren-WG in Bodelschwingh. © privat

Es sind die Detonationen, mit denen bislang unbekannte Täter den Sparkassen-Geldautomaten sprengen. Ricarda Bong steht mit den drei Seniorinnen in der Küche und ruft die Polizei an. Die anderen neun Bewohner bekommen von alledem nichts mit. „Ich hab geahnt, dass die Explosionen mit dem Geldautomaten zusammenhängen“, erzählt Bong.

Alterssitz in beschaulicher Atmosphäre: Inmitten des alten Bodelschwingher Ortskerns und unweit der Schlosskirche befindet sich die Senioren-WG. © Uwe von Schirp

Die Bewohnerinnen haben ganz andere Befürchtungen. Vor Augen haben sie die Fernsehbilder vom Krieg in der Ukraine und der Sorge vor einer Ausweitung. Ihre Gedanken gehen in diesen bangen Minuten wohl zurück in die Kindheit und den Zweiten Weltkrieg. „Von den drei Frauen sind zwei nicht demenziell verändert“, sagt Ricarda Bong. Beiden konnte sie ihre Vermutung hinsichtlich des Geldautomaten erklären.

Hauswand hat einen Riss

Vor die Tür geht niemand. Zur Deininghauser Straße hat das eingeschossige Gebäude keine Fenster. Durch die Scheiben an den Seiten des Hauses blinken Blaulichter der Polizei. Sie sehen helles Licht auf der Straße. Die Feuerwehr hat für die Spurensicherung einen Lichtmast aufgestellt.

„Angst hatte ich nicht“, sagt Ricarda Bong. Zu hoch der Adrenalinpegel. „Ich habe nur gedacht ‚Oh Gott, die Bewohner‘ und mich auf sie konzentriert.“ Sie beruhigt, versieht professionell ihren Dienst. Die Senioren gehen wieder zu Bett. Im Zimmer, hinter dessen Wand die Sprengsätze detonierten, ist alles weitgehend in Ordnung.

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Später am Morgen wird sich Sophie Wunsch, die Chefin des Pflege-Dienstleisters, ein Bild von der Situation machen. „Es muss schon ordentlich gekracht haben, in der Wand ist ein Riss“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. „Das wichtigste für uns aber ist, dass es den Bewohnern gut geht und es keine Personenschäden gibt.“

Um 6 Uhr beginnt der Frühdienst. Eine Kollegin erzählt Ricarda Bong, wie es vor dem Haus aussieht: ein Trümmerhaufen. Der Tagdienst wird mit den Senioren über die unruhige Nacht sprechen. Die Nachtwache macht Feierabend. Zuhause sinkt dann der Adrenalin-Pegel. „Da habe ich gezittert.“ Erst um 10 Uhr schläft sie ein.

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