Geläut zieht um: In Nette läuten die Glocken bald ökumenisch

© Stephan Schütze

Geläut zieht um: In Nette läuten die Glocken bald ökumenisch

rnPastoralverbund Nordwest

Nette blickt einem seltenen Ereignis entgegen: Die katholische Kirche St. Josef bekommt fünf neue Glocken. Das Projekt nimmt Konturen an – auch Dank einer großen Spende.

Nette

, 05.09.2019, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist ein Symbol und doch mehr. Fünf Glocken der evangelischen Kirche in Nette werden voraussichtlich ab dem kommenden Jahr im Turm der katholischen Gemeinde St. Josef läuten. Nachdem die evangelische Kirche an der Joachim-Neander-Straße vor gut zwei Jahren entwidmet wurde, fanden die evangelischen Christen und andere Gruppen des Stadtteils 500 Meter entfernt ein neues Zuhause.

Das wohl für viele andere Gemeinden zukunftsweisende Modell einer ökumenischen Zusammenarbeit soll nun auch akustisch ihren Wiederhall finden. Schon seit gut einem Jahr reifen die Überlegungen. Mit einer Spende der Sparkasse über 5000 Euro ist die Gemeinde St. Josef in ihrem Projekt auch finanziell einen Schritt weitergekommen.

Spender tragen zur Finanzierung von 60.000 Euro bei

„Hier läutet Ökumene“, steht auf einem Banner und wirbt um Unterstützung. Denn der Umzug ist nicht nur eine technische Herausforderung. Pfarrer Hubert Werning beziffert die Gesamtkosten auf 180.000 Euro. 60.000 Euro muss die mit 1950 Gemeindemitgliedern kleinste Gemeinde im Pastoralverbund Nordwest selbst aufbringen.

Britta Wienbrandt, Leiterin des Sparkassen-Beratungscenters Mengede (3.v.l.), übergab symbolisch die Spende von 5000 Euro an die Verantwortlichen des Glockenprojekts mit Pfarrer Hubert Werning (l.) an der Spitze.

Britta Wienbrandt, Leiterin des Sparkassen-Beratungscenters Mengede (3.v.l.), übergab symbolisch die Spende von 5000 Euro an die Verantwortlichen des Glockenprojekts mit Pfarrer Hubert Werning (l.) an der Spitze. © Uwe von Schirp

Erlöse aus Veranstaltungen, wie dem monatlichen Gemeindecafé, Basare und Spenden tragen dazu bei. „Es gibt eine ganze Reihe an privaten Spendern, die allerdings nicht genannt werden wollen“, sagt Brigitte Linnewerth vom Kirchenvorstand.

Evangelische Gemeinde schenkt die Glocken

„Wir sind der evangelischen Gemeinde dankbar, dass sie uns ihre Glocken schenkt“, betont Hubert Werning. Seine evangelische Amtsschwester, Pastorin Renate Jäckel, hatte schon im vergangenen Jahr die Sinnhaftigkeit des Projekts betont. „Die Glocken bleiben ja bei uns.“ Schließlich haben nicht nur die evangelischen Gruppen eine neue Heimat.

Die beiden christlichen Gemeinden treiben auch gemeinsame Projekte voran: etwa das wöchentliche Sozial-Frühstück oder ein 14-tägiges Mittagessen für Bedürftige. Das Gemeindezentrum an der Friedrich-Naumann-Straße hat sich zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt in Nette entwickelt.

Fachwerkstatt glüht die Glocken durch

Nun also das ökumenische Geläut, das zu den Gottesdiensten sowie täglich zum Angelusgebet morgens, mittags und abends erklingt. Der technische Aufwand ist immens: Ein Kran wird die fünf Glocken aus dem 42 Meter hohen Turm der entwidmeten evangelischen Kirche heben.

Gefunden hat die Gemeinde mittlerweile eine Fachwerkstatt, die die evangelischen Glocken noch einmal durchglühen kann. Dadurch erhalten sie einen besseren Klang, erklärt Andreas Dolata. Er ist Küster und Glockenfachmann der Gemeinde. „Offen ist allerdings noch die Frage, ob das Erzbistum Paderborn dafür im Rahmen eines Pilotprojektes die Kosten übernimmt.“

Die Christus-König-Glocke ist eine der größten in Dortmund. Sie verbleibt im Glockenstuhl von St. Josef.

Die Christus-König-Glocke ist eine der größten in Dortmund. Sie verbleibt im Glockenstuhl von St. Josef. © Uwe von Schirp

Von den vier derzeitigen Glocken im deutlich niedrigeren Turm von St. Josef bleibt nur die „Christuskönig-Glocke“ im Glockenstuhl. Mit einem Durchmesser von 1,89 Meter ist sie eine der größten Glocken in Dortmund. Der Ausbau der drei kleineren Glocken erfolgt über eine Arbeitsbühne an den Schallfenstern. Dann wird der stählerne Glockenstuhl erweitert und restauriert. Von einem Wunsch musste sich Andreas Dolata allerdings verabschieden. „Ein hölzerner Glockenstuhl ist aus Kosten- und bautechnischen Gründen nicht machbar.“

Ein Bischof weiht die Glocken vor dem Einbau

Nun folgen die Ausschreibungen für die Maurer-, Stahlbau- und Elektroarbeiten sowie den Transport. Der Einbau des neuen Geläuts wird sich voraussichtlich ins nächste Jahr verschieben. Auch aus einem weiteren Grund: „Wir müssen einen Termin mit dem Erzbistum abstimmen“, erklärt Andreas Dolata. Denn vor dem Einbau werden die bislang „lediglich“ gesegneten evangelischen Glocken nach katholischer Tradition auf dem Kirchplatz von einem der Paderborner Bischöfe geweiht.

Ein Fest, das wie der Aus- und Einbau die Neugier der Menschen in Nette wecken dürfte. Während landauf, landab Kirchen schließen, hat dieses Projekt heutzutage Seltenheitswert.

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