Das Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma ist rassistisch beschmiert worden.

© Lukas Wittland

Gedenkort rassistisch beschmiert – kein Einzelfall in Dortmund

rnMenschenfeindlicher Vandalismus

Das Mahnmal für Sinti und Roma an der Weißenburgerstraße ist mit einer rassistischen Beleidigung besprüht worden. Es ist nicht der einzige Fall von rechtsextremem Vandalismus in diesem Jahr in Dortmund.

Dortmund

, 06.12.2021, 16:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bislang unbekannte Täter haben ein Wandbild am Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma an der Ecke Weißenburgerstraße/Gronaustraße beschmiert. Mutmaßlich am 22. November hatten die Täter den Schriftzug „Den Lebenden zur Mahnung – Den ermordeten Sinti und Roma zum Gedenken“ mit dem Wort „Zigeuner“ besprüht.

Das Wort „Zigeuner“ wird von den meisten Sinti und Roma als diskriminierend empfunden. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma lehnt diese Fremdbezeichnung deshalb ab.

Lukas Wittland

"Den Lebenden zur Mahnung - Den ermordeten Sinti und Roma zum Gedenken", steht auf einem Wandbild am Mahnmal an der Weißenburgerstraße. Das Mahnmal steht am ehemaligen Ostbahnhof. Von Dortmunds Süd- und Ostbahnhof aus wurden Anfang März 1943 über 1000 Menschen jüdischen Glaubens und mehr als 150 Sinti und Roma von den Nationalsozialisten in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. © Lukas Wittland

Laut dem Mediendienst Integration wurde das Wort in Deutschland nie als neutrale Zuschreibung für eine Volksgruppe verwendet, sondern als ein Synonym für Verunglimpfungen wie „asoziales Gesindel“. Die Hasspropaganda der Nationalsozialisten habe dazu beigetragen, die negative Bedeutung noch zu vertiefen.

Vandalismus wurde angezeigt

Antifaschistische Gruppen haben das Wandbild, das Anfang August 2021 anlässlich des europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma eingeweiht worden war, nach eigenen Angaben schnell wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Das diskriminierende Wort ist verschwunden.

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Die Nordstadtblogger berichten, dass das „Bündnis Dortmund gegen Rechts“ Anzeige wegen des Vorfalls erstattet hat. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt die Polizei, dass eine Anzeige vorliegt.

Die Hintergründe der Tat sind noch nicht klar, ein rassistisches Motiv ist bei dem Wort, mit dem der Schriftzug beschmiert worden ist, aber wahrscheinlich. Der Staatsschutz der Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.

Viele Fälle werden nicht angezeigt

Rechtsextreme Sachbeschädigungen kommen in Dortmund immer wieder vor. Für das Jahr 2019 verzeichnet die Polizei 10 angezeigte Fälle in ihrer Statistik. 2020 waren es 17. Von Januar bis September in diesem Jahr wurden 13 Fälle angezeigt. In diese Statistik fließen nur Fälle ein, die klar einem rechtsextremistischen Hintergrund zuzuordnen sind wie etwa ein Hakenkreuz an einer Hauswand.

Viele Fälle würden aber auch nicht angezeigt, sondern direkt entfernt, vermutet Polizeisprecher Peter Bandermann.

Kooperationspartner würden der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie (VTD) vielfach berichten, dass Bürgerinnen und Bürger rechtsextreme Propaganda eigenständig entfernen und nicht melden, teilt Stadtsprecher Frank Bußmann auf Anfrage mit.

Bislang 424 rechtsextreme Sachbeschädigungen in 2021

Dennoch ist der Stadt eine Vielzahl rechtsextremer und menschenfeindlicher Sachbeschädigungen bekannt geworden: Im Jahr 2021 wurden der Koordinierungsstelle VTD insgesamt 6 Sachbeschädigungen an Stolpersteinen gemeldet. Im Jahr davor waren es 3.

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Außerdem gab es in diesem Jahr bislang 424 Sachbeschädigungen (Aufkleber, Graffiti, Einritzungen, Plakate etc.) mit rechtsextremem Hintergrund (Stand 25.11.) Im Jahr 2020 wurden 663 Fälle gemeldet. Die Fälle werden dabei einzeln gezählt. Kleben auf einer Laterne vier Sticker mit rechtsextremen Parolen, werden diese als vier Sachbeschädigungen betrachtet.

25 eindeutig rassistische Sachbeschädigungen in 2021

Unter den gemeldeten Fällen konnten 2020 insgesamt 8 Meldungen als eindeutig antisemitisch und 40 als rassistisch klassifiziert werden. Unter den genannten Fällen aus 2021 seien 9 Meldungen als eindeutig antisemitisch und 25 rassistisch gewesen, teilt Bußmann mit.

Weitere Hinweise auf antisemitische Sachbeschädigungen liegen vor. Jedoch seien diese nicht immer nachprüfbar und verifizierbar. Die Stadt Dortmund entferne aber grundsätzlich jede Art von Sachbeschädigungen an öffentlichen Flächen.

Zum Fall am Mahnmal für Sinti und Roma vom 22. November fehlen der Polizei aktuell noch Anhaltspunkte. Sie bittet Zeugen, sich mit Hinweisen unter der (0231) 132 7441 zu melden.

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