Knapp 40 Mitglieder des Gartenvereins "Glück Auf" haben sich versammelt, um sich zu den schwerwiegenden Vorwürfen der Pächterin der Vereins-Gaststätte zu äußern.

© Frank Peters

Gartenverein bricht das Schweigen: „Wir zahlen die Kosten der Pächterin“

rnRechtsstreit

Zwischen der Pächterin der Vereins-Gaststätte „Glück Auf“ und dem gleichnamigen Gartenverein herrscht Eiszeit. Es geht um viel Geld. Nun äußern sich erstmals Vereinsmitglieder zu dem Streit.

Dorstfeld

, 15.07.2020, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jasminka Jurcevic steht seit gut vier Jahren bei „Glück Auf“ in Dorstfeld hinter der Theke und in der Küche. Zunächst sei aus ihrer Sicht alles gut gewesen. Sie sei sogar vom Gartenverein „Glück Auf“, zu dem die Gaststätte gehört, für ihr Engagement geehrt worden, so die Wirtin Ende Juni.

Doch nun gibt es einen handfesten Rechtsstreit mit dem Verein. Auf Jasminka Jurcevics Vorwürfe, der Verein schulde ihr wegen falscher Nebenkosten-Abrechnungen knapp 19.000 Euro, reagierte der mit einer Räumungsklage.

Zudem leitete der Gartenverein eine Unterlassungsklage wegen Verleumdungen der Vorstandsmitglieder und eine Zahlungsklage über derzeit 10.000 Euro ein, weil die Wirtin Pachtzahlungen einbehielt und 3000 Euro Nebenkosten nachzahlen soll.

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Verein schickt offenen Brief

Nachdem sich Jasminka Jurcevic öffentlich zu den Streitigkeiten äußerte, verwies der Verein an seinen Anwalt. Der Richter solle entscheiden, teilte der Anfang Juli auf Anfrage mit, doch seine Mandanten seien davon überzeugt, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben.

Wie die Berechnungen von Jasminka Jurcevic zustande gekommen seien, könne sich der Verein nicht erklären. Die Wirtin erhielt allerdings Rückendeckung von einem Stammgast und beharrte auf ihrem Recht.

Die Wirtin Jasminka Jurcevic wirft dem Gartenverein vor, sie um mehrere Tausend Euro betrogen zu haben.

Die Wirtin Jasminka Jurcevic wirft dem Gartenverein vor, sie um mehrere Tausend Euro betrogen zu haben. © Carolin West

Nun äußern sich die Mitglieder des Gartenvereins erstmals öffentlich in einem offenen Brief.

„Die Pächterin der Vereins-Gaststätte ‚Glück Auf‘ findet die Nebenkosten-Abrechnung nicht gerechtfertigt und [...] behält die zu entrichtenden Gelder für Pacht und Nebenkosten auf Anraten ihres Anwalts ein“, heißt es darin. „Wer aber glaubt sie, zahlt momentan ihre Nebenkosten für die gepachtete Gaststätte? Das sind die Vereinsmitglieder des Gartenvereins ‚Glück Auf‘.“

Die Vereinsmitglieder kommen dabei nicht nur für die Pacht, sondern auch für alle Nebenkosten auf. Denn die Gaststätte ist nach den entsprechenden Corona-Lockerungen wieder geöffnet.

Verein kann Rechnungen nicht mehr zahlen

Bereits in der Vergangenheit seien Renovierungsarbeiten aus der Vereinskasse bezahlt und in Eigenleistung der Mitglieder in der Gaststätte durchgeführt worden, heißt es in dem Brief. Darunter eine neue Heizungsanlage und die Modernisierung der Toiletten.

Zudem hätten die Vereinsmitglieder mit ihren Feierlichkeiten für Umsatz gesorgt. „Uns Mitgliedern droht bald eine ‚Umlage‘, weil der Verein in Zukunft seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann“, erklärt der Gartenverein. „Davon sind auch Mitglieder betroffen, die wegen der Corona-Pandemie schon erhebliche finanzielle Einbußen haben.“

Die Mehrausgaben für die Gaststätte hätten beispielsweise dafür gesorgt, dass der Verein sich keinen Container für die Entsorgung des Grünschnitts leisten könne. Auch defekte Gartengeräte konnten nicht ersetzt werden, da derzeit alles Geld in den Erhalt der Gaststätte fließe.

„Aus Sicht der betroffenen Vereinsmitglieder, ist es nicht gerechtfertigt jegliche Zahlungen einzustellen und somit vielen Menschen Schaden zuzufügen, die keinen Einfluss auf die Geschehnisse haben“, schreibt der Gartenverein „Glück Auf“ abschließend.

Richter muss entscheiden

Ein Richter muss nun herausfinden, wer tatsächlich wem Geld schuldet und wie viel. Beide Parteien fühlen sich im Recht. Das zeigen auch öffentliche Aushänge, die die Vereinsmitglieder und potenzielle Gäste der Gaststätte von der einen oder anderen Meinung überzeugen sollen.

Zuletzt erhielt die Wirtin Jasminka Jurcevic Rückendeckung von der vorherigen Pächterin, ihrer ehemaligen Schwägerin, die ebenfalls von fehlerhaften Nebenkosten-Abrechnungen berichtet und noch Beweise dafür vorlegen möchte.

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