Gastronomie

Personalmangel: Dortmunder Traditions-Restaurant verkauft nur Außer-Haus

Ein traditionsreiches Restaurant im alten Ortskern stellt sein Tagesgeschäft vorerst auf Außer-Haus-Verkauf um. Gerüchte gehen um. Familienfeiern finden weiterhin statt. Es gibt Gründe.

Mengede

, 20.10.2022 / Lesedauer: 3 min

Wer spontan Lust auf ein zartes Schnitzel oder ein deftiges Bigos in gepflegter Atmosphäre in einem bestimmten Restaurant in Dortmund essen will, der muss vorerst am heimischen Tisch Platz nehmen. Ein Schild an der Tür kündigt seit Mittwoch (19.10.) allein einen Außer-Haus-Verkauf an. Auch der Zapfhahn am Tresen in der Gaststube ist bis auf weiteres hochgedreht.

Es dauerte nicht lange, bis die Gerüchteküche brodelte: „Der Burghof hat geschlossen“, munkeln die einen. „Anna Scheele hört auf“, reden die anderen. Dabei brodeln die Töpfe für die deutsch-polnischen Spezialitäten in der realen Küche des Traditions-Restaurants am Rand des alten Ortskerns in Dortmund-Mengede weiter.

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„Ob ich aufhöre, werde ich schon seit Jahren immer wieder gefragt“, berichtet die Gastronomin im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie lacht. „Ich hab noch einen Pachtvertrag bis Januar 2024“, sagt Anna Scheele. Der Außer-Haus-Verkauf ist die Konsequenz auf ein Problem, unter dem auch andere Gastronomen leiden: Personalmangel.

„Ich suche dringend welches“, erklärt sie. Es gab Angebote für Schwarzarbeit. Die schließt sie aus: „Das unterstütze ich nicht.“ Während die Inhaberin selbst in der Küche steht, fehlen ihr Servicekräfte. Der Mangel ist eine Folge des Corona-Lockdowns. Viele Festangestellte und Minijobber hatten sich angesichts der unklaren Dauer der Schließungen neue berufliche Tätigkeiten gesucht.

Alle Gerichte bis auf Steaks zum Mitnehmen

Das Personal-Problem stelle sich, wenn abends plötzlich zehn Gäste ohne Reservierung ins „Speiselokal Burghof“ kommen. „Das ist dann nicht zu schaffen“, erklärt die Gastronomin. Deswegen habe sie auf den Außer-Haus-Verkauf umstellen müssen. Dort bietet Anna Scheele fast alle Gerichte der Burghof-Speisekarte an.

Nur Steaks gibt es nicht zum Mitnehmen. Sie sollten frisch aus der Küche auf den Tisch kommen. „Das wäre sonst rausgeschmissenes Geld“, sagt die Köchin. Außerdem hält sie an Spezialitäten-Tagen fest, mit Reibekuchen etwa oder gegrillten Hähnchen.

In den Räumen des Burghofs selbst gibt es auch weiterhin Familienfeiern, wie am kommenden Wochenende (21. bis 23.10.) – mit einer Geburtstags-, einer Hochzeits- und einer Tauffeier. „Ich mache auch kleinere Caterings“, erklärt Anna Scheele. Und das durchaus täglich, wenn sie mittags ein Tagesgericht für 40 Kinder der Jeanette-Wolff-Schule am Mengeder Markt liefere.

Arbeitstage mit 16 bis 18 Stunden sind da keine Seltenheit. An denen könne sie sich wegen des Personalmangels nicht um ihre beiden Söhne kümmern. Ein Konflikt. „Ja, und deswegen suche ich auch einen Nachfolger“, räumt sie ein. Womöglich ist das der Ursprung für die brodelnde Gerüchteküche. „Ich höre aber nicht auf“, sagt sie bestimmt. „Die Türen sind auf.“ Für Feiern und den Außer-Haus-Verkauf.

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