Begünstigt durch den milden Winter und entsprechend weniger Verbrauch befinden sich die Gaspreise im Sturzflug. Am Mittwoch (4.1.) war der europäische Gaspreis auf den niedrigsten Stand seit November 2021 gesunken. Er betrug zweitweise weniger als 65 Euro pro Megawattstunde (MWH). Noch Anfang Dezember lag der Preis zeitweise bei 159 Euro pro MWh – und war da bereits weit entfernt vom Rekordhoch (345 Euro) im Sommer.
Dortmunds Privathaushalte merken von dem Preisverfall aktuell nichts. Im Gegenteil: Die Gaspreise sind teils massiv gestiegen.
Allein für Kunden in der Grundversorgung hat Dortmunds Energieversorger DEW21 die Gaspreise im abgelaufenen Jahr 2022 dreimal erhöht. Die insgesamt vierte Erhöhung gab es am 1. Januar 2023: Die Preise für Kunden in der Grundversorgung stiegen von 15,99 Cent auf aktuell 18,285 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Wie passt das zusammen?
DEW21 musste teuer einkaufen
Der Großteil des Gases, den DEW21 einkauft, stamme aus längfristigen Lieferverträgen, erläutert DEW21-Sprecherin Jana-Larissa Marx. „Nach unserer Beschaffungsstrategie kaufen wir im Regelfall für ein bis drei Jahre im Voraus ein“, sagt Marx.
Dabei sei DEW21 gezwungen gewesen, auch im abgelaufenen Jahr 2022 Gasmengen zu beschaffen. Welche Mengen zu welchen Preisen eingekauft wurden, verrät DEW21 nicht. „Wir mussten genauso teuer einkaufen wie viele andere Versorger auch“, sagt Marx.
Soll heißen: DEW21 holt sich aktuell also die Kosten für den teuren Gaseinkauf im vergangenen Jahr über die Preise für Haushalte und Gewerbekunden wieder herein.
Entspannt sich die Lage 2024?
Offen bleibt aber, wann der Preisverfall am Gasmarkt auf die Verbraucher durchschlägt – und die Tarife wieder sinken. Fürs laufende Jahr 2023 zeigt sich DEW-Sprecherin Marx eher skeptisch. Das hänge von verschiedenen Faktoren ab.
Etwa davon, ob die aktuelle Preisentwicklung vorübergehend sei – oder das Preisniveau doch wieder steige. „Es liegt auf der Hand, dass wir das sehr genau beobachten werden“, so Marx.
DEW21 gehe davon aus, dass es eher 2024 zu einer gewissen Entspannung komme und Entlastungen an die Verbraucher weitergereicht werden könnten.
Eine erste spürbare Entlastung kommt aber bereits ab März 2023: Durch die Gaspreisbremse werden 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 12 Cent pro kWh gedeckelt. Für die weiteren 20 Prozent des Verbrauchs allerdings gelten die Markpreiese. Die Gaspreisbreme soll rückwirkend auch für Januar und Februar 2023 gelten.
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