
Ralf Marx ist Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Dortmund und Lünen. „Wir bekommen das Material nicht, die Lieferzeiten werden immer länger“, sagt er. © Schaper
Auftragsflut in der Gas-Krise: „Wir haben stark zu kämpfen“, sagt der Installateur
Energiekosten
Alle möchten im Winter Heizkosten sparen: Trotz 40-Grad-Hitze erleben Heizungsinstallateure gerade eine Auftragsflut. Gefragt sind Wärmepumpen und Wartungen. Werden alle Kunden bedient?
Die Gas-Krise bereitet immer mehr Bürgern Sorge. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) spricht in Interviews vom hydraulischen Abgleich. Der soll helfen, die teurer werdende Energie fürs Heizen im Winter einzusparen. Gleichzeitig wollen immer mehr Immobilieneigentümer weg von Öl und Gas und ihre Anlagen auf eine Wärmepumpe umrüsten.
„Wir hatten auch im vorigen Jahr schon gut zu tun, aber seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar ist es extrem geworden“, sagt Ralf Marx, Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Dortmund und Lünen.
Er selbst führt in Menglinghausen einen Betrieb mit 15 Monteuren und 6 Auszubildenden. „Die Beratungstermine häufen sich. Alle wollen umstellen auf eine Wärmepumpe, wollen unabhängig von fossilen Energieträgern werden. Da bewegt sich Einiges“, stellt Marx fest.
Längere Lieferzeiten, enorme Preissprünge
Aber, gibt es denn überhaupt genügend Betriebe und Fachkräfte in Dortmund, um diese Nachfrage zu befriedigen? „Natürlich fehlen Leute, aber das bekämen wir schon hin. Zum Beispiel über die Bildung von eingespielten Teams, die nichts anderes machen würden, als Wärmepumpen, zu installieren“, sagt Ralf Marx. Das Problem sei ein anderes.

Hier zeigt Obermeister Ralf Marx ein Thermostatventil, mit dem der hydraulische Abgleich vorgenommen wird. © Schaper
„Wir bekommen das Material nicht, die Lieferzeiten werden immer länger. Alle, die jetzt einen Auftrag erteilen oder gerade erteilt haben, werden ihre Wärmepumpe auf keinen Fall in diesem Jahr bekommen. Für meinen Betrieb betrifft das 60 bis 70 Prozent der Kunden. Die Industrie schafft es nicht, zu liefern“, so der Obermeister.
Zudem mache die Preisentwicklung Kunden und Handwerkern zu schaffen. „Wir erleben gewaltige Preissprünge und können den Kunden keinen Preis zusagen. Die Industrie macht was sie will, damit haben wir stark zu kämpfen“, sagt Marx.
Erwärmtes Wasser für alle Heizkörper
Vielen bleibt also im Winter nur, den Rat von Robert Habeck zu befolgen, um Heizkosten zu sparen. Bis zu 15 Prozent Energieeinsparung sollen durch einen hydraulischen Abgleich möglich sein. Angesichts der Befürchtung, dass die Heizkosten im nächsten Jahr doppelt bis dreimal so hoch ausfallen wie bisher, klingt das interessant.
„Mancher Kunde hat das wirklich schleifen und seine Anlage schon lange nicht mehr warten lassen“, sagt Joachim Susewind, Geschäftsführer der Innung. Ein hydraulischer Abgleich sorge dafür, dass alle Heizkörper in einem Gebäude möglichst gleichzeitig mit Wärme versorgt werden können.

Als Geschäftsführer der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Dortmund und Lünen stellt Joachim Susewind fest, dass viele Kunden die Wartung ihrer Heizungsanlage haben schleifen lassen. Dabei kann ein hydraulischer Abgleich helfen, Energie einzusparen. © Kreishandwerkerschaft
Es wird Energie gespart, wenn das erwärmte Wasser alle Heizkörper gleichmäßig durchströmt. Die Erklärung lautet so: Was liegt nahe, wenn der letzte Heizkörper im Gebäude unterversorgt wird, also nicht richtig warm wird? Man stellt mehr Wärme zur Verfügung. Und es wird nicht nur der letzte Heizkörper wärmer, sondern auch alles zwischen ihm und dem Kessel. Auch die Leitungen. Deren Wärmeabgabe ist jedoch unerwünscht; sie führt zu Verlusten. Es gilt also, den Heizkörper auf seine Leistungszahl einzustellen.
300 Betriebe für Heizungstechnik in Dortmund und Lünen
„Wie groß das Einsparpotenzial ist und wie hoch die Wartungskosten ausfallen, hängt vom Zustand der Anlage und vom Aufwand ab“, sagt Joachim Susewind. „Aber“, ergänzt er, „10 bis 15 Prozent Energieeinsparung sind möglich. Und auch kleinere Einsparungen rechnen sich auf Dauer und ergeben für ganz Deutschland ein beachtliches Volumen an Gas und Öl, das wir nicht mehr bei Putin kaufen müssen.“
Der Innungs-Geschäftsführer rät, sich jetzt um die Wartung zu kümmern: „Dann können sich aber die Firmen darauf einstellen und es wird sich bis zum Herbst bei den rund 300 Betrieben in Dortmund und Lünen ein Wartungstermin finden lassen.“
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
