DEW-Sprecherin Jana Larissa Marx ist zuversichtlich: Rund 80 Prozent der angesprochenen Betriebe sehen im Falle der Verschärfung der Krise nach der Wartung von Nord Stream I (im Hintergrund) Potenziale zum Gassparen.

DEW-Sprecherin Jana Larissa Marx ist zuversichtlich: Rund 80 Prozent der angesprochenen Betriebe sehen im Falle der Verschärfung der Krise nach der Wartung von Nord Stream I (im Hintergrund) Potenziale zum Gassparen. © Archiv/dpa; Montage: RN

Gaskrise: Einige Dortmunder Firmen denken schon über Stilllegungen nach

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Noch ist unklar, ob Gas bald so knapp wird wie befürchtet. Der heimische Versorger DEW bereitet sich jedenfalls auf den Krisenfall vor – und klopft bei Industrie- und Gewerbekunden an.

Dortmund

, 13.07.2022, 07:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sollte der Bund tatsächlich die Notfallstufe Gas ausrufen und die Gasversorgung rationieren, trifft es zunächst die Industrie- und Gewerbekunden. Der Versorger DEW (Dortmunder Energie und Wasser) bereitet sich seit geraumer Zeit darauf vor.

DEW hat rund 160 Betriebe mit 266 Verbrauchsstellen, die im Notfall weniger oder gar kein Gas mehr bekämen, angeschrieben und gebeten, Sparpotenziale zu suchen. „Das hat auch weitgehend funktioniert“, sagt DEW-Sprecherin Jana-Larissa Marx.

Rund 20 Prozent der Betriebe hätten angegeben, sich beim Gasverbrauch nicht einschränken zu können. Weitere 80 Prozent hingegen gaben an laut DEW-Sprecherin zurück, im Krisenfall auch mit weniger Gas auszukommen. Einige seien bestrebt, auf andere Energieträger auszuweichen. „Andere Betriebe erwägen, ihre Kapazitäten herunterzufahren und vielleicht eine von zwei Produktionsstätten erst einmal stillzulegen“, berichtet Marx.

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DEW: Keine Eingriffe in Privathaushalte

Die angegeben Mengen, die eingespart werden könnten, leitet DEW aktuell an die Bundesnetzagentur weiter. Zum Volumen wollte der Versorger keine Angaben machen. Einmal mehr betont DEW, dass im Falle einer Gasmangellage zunächst in der Wirtschaft und der Industrie rationiert werde. Kleine Bäckereien oder Restaurants gehörten zu den „geschützten Kunden“ und würden weiter mit Gas beliefert, so Marx.

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Dazu gehören auch jene 70 Prozent der 320.000 Dortmunder Haushalte, die von DEW mit Gas versorgt werden. „Wir haben keine technischen Möglichkeiten, die Energieversorgung von außen zu regulieren “, sagt Marx. „Unser Zuständigkeitsbereich endet an der Hausinstallation.“

Eingriffe wie die Deckelung der Höchsttemperatur oder das zeitweise Aussetzen der Warmwasser-Versorgung in den Wohnungen seien vom Vermieter zu regeln. Entsprechende Maßnahmen haben einzelne Wohnungsgesellschaften bereits angekündigt.

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Die Mengen, die aktuell durch die Wartung von Nord Stream I wegfielen, könne DEW durch Gas aus Norwegen und den Niederlanden ersetzen. „Wir waren darauf vorbereitet“, sagt Marx. Schließlich sei die Wartung der Leitung lange geplant gewesen. Was danach komme, „ist auch für uns im Moment völlig offen“, sagt die DEW-Sprecherin.

Wenn, wird es für alle Verbraucher teuer

Ob und wann die dritte (und letzte) Notfallstufe Gas ausgerufen werde, sei Sache des Bundes. In dem Fall werde das zur Verfügung stehende Gas von der Bundesnetzagentur zugewiesen, die dann zum „Bundeslastverteiler“ werde. „Wir wissen bislang nicht einmal, ob wir dann noch Herr unserer eigenen Mengen sein werden“, sagt Marx.

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Klar ist: Muss DEW das Gas zu deutlich höheren Kosten am Markt beschaffen, schießen die Preise weiter in die Höhe. Noch dürfen die zusätzlichen Beschaffungskosten nicht an die Verbraucher weitergereicht werden. Ab wann damit voraussichtlich zu rechnen sein werde, konnte DEW nicht sagen.

Nur so viel: Wenn es dazu komme, würden die Kosten wohl auf alle Verbraucher umgelegt. Das heißt: Haushalte, die über langfristige Verträge bislang beispielsweise mit Gas aus Norwegen und den Niederlanden versorgt werden, können nicht darauf spekulieren, vom Preisschub durch die zusätzliche Beschaffung verschont zu bleiben. Wenn, wird es wohl für alle Kunden teurer.

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