Nach monatelangem Schweigen hat ein wegen Mordes angeklagter Pizzakurier (27) aus der Nordstadt vor dem Bochumer Schwurgericht doch noch ein Geständnis abgelegt. Der 27-Jährige räumte ein, im März in Bochum einen Telekom-Mitarbeiter erschossen zu haben.
Über seine Verteidigerin Gesine Ickert, die in seinem Namen eine Erklärung verlas, schilderte der 27-Jährige indes auch, dass er sich von dem späteren Opfer beleidigt und provoziert gefühlt habe.
Ja, es habe einen Streit im Straßenverkehr gegeben.
Und ja, er sei wütend darüber gewesen, dass der Telekom-Mitarbeiter dabei offenbar ein Foto von ihm angefertigt habe. Er habe unbedingt gewollt, dass dieses Foto gelöscht wird.
Ausländerfeindliche Beleidigungen
Auslöser dafür, dass er am frühen Morgen des 7. März in der Tiefgarage rotgesehen, seine Pistole genommen und geschossen habe, sollen angeblich ausländerfeindliche Beleidigungen durch das spätere Opfer gewesen sein.
Die jetzigen Tatschilderungen des Pizzakuriers gleichen typischen Fallkonstruktionen eines minder schweren Falls des Totschlags, bei dem Täter durch eine „schwere Beleidigung von dem getöteten Menschen zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur Tat hingerissen“ (§ 213 Strafgesetzbuch) werden.
„Du siehst wie ein Teufel aus“
Nach eigenen Angaben fühlt sich der 27-Jährige zudem krank. „Ich will, dass mir geholfen wird“, hieß es.
Gegenüber zwei Sachverständigen soll der Pizzakurier schon im Vorfeld darauf verwiesen haben, dass ein „schwarzes Gesicht“ ihm bereits Monate zuvor befohlen habe, „schlechte Sachen zu machen“.
Nach Angaben seiner Mutter (47) hat sich der Pizzakurier in den letzten Jahren massiv verändert, sei regelmäßig psychisch auffällig gewesen. Die Mutter selbst will von ihrem Sohn mehrfach angegriffen, zuletzt sogar gewürgt worden sein. „Er sagte zu mir, du siehst wie ein Teufel aus“, hatte die Zeugin vor Gericht berichtet.

Im Prozess bescheinigte ein Sachverständiger dem Pizzakurier am Donnerstag (23.11.) uneingeschränkte Schuldfähigkeit.
Staatsanwalt Philipp Rademacher geht in der Anklage von einem kaltblütigen, hinrichtungsgleichen Mord aus, wirft dem Pizzakurier „niedrige Beweggründe“ und verfestigten Fremdenhass, insbesondere auf deutsche Staatsangehörige, vor.
Funkzellen- und Spurenuntersuchungen
Mit Blick auf die Ermordung des Telekom-Mitarbeiters hatten den Pizzakurier unter anderem Funkzellen-Auswertungen und Spurenuntersuchungen an den tödlichen Projektilen schwer belastet.
Außerdem hatte ein Mitangeklagter aus Witten, der ihn kurz nach dem „Garagenmord“ vom Tatort abgeholt haben soll, im Prozess erklärt, dass der Pizzakurier ihm damals erzählt habe, gerade jemanden erschossen zu haben.
Mit einem Urteil ist Stand jetzt frühestens am 29. Dezember zu rechnen.
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