Ganser-Auftritt in der Westfalenhalle Veranstalter kündigt rechtliche Schritte gegen Absage an

Veranstalter kündigt rechtliche Schritte gegen Ganser-Absage an
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Seit einigen Wochen läuft in Dortmund eine Debatte über den geplanten Auftritt des Schweizer Historikers Daniele Ganser am 27.3. in der Westfalenhalle 2. Zuletzt hatte die Westfalenhallen GmbH den Mietvertrag mit dem Veranstalter gekündigt.

Ganser wird von verschiedenen Seiten die Verbreitung von Verschwörungstheorien und antisemitischen Positionen vorgeworfen.

Juristische Schritte

Der Veranstalter des Vortrags, die Nema Entertainment GmbH mit Sitz in Erfurt, kündigt im Gespräch mit dieser Redaktion am Montag (6.2.) rechtliche Schritte gegen die Kündigung an.

„Wir erachten die Kündigung, die nicht aus eigenem Antrieb der Westfalenhallen, sondern durch politischen Druck erfolgt ist, als nicht rechtmäßig“, sagt Peter Aßmann, Geschäftsführer von Nema Entertainment.

Klage ist möglich

Man wolle „mit allen juristischen Mitteln“ gegen die Absage vorgehen. Auf anwaltlichem Weg werde den Westfalenhallen zunächst eine Frist gesetzt, die Kündigung zurückzunehmen.

Ein möglicher zweiter Schritt sei eine „Klage auf Durchführung“, so der Tourneeveranstalter aus Thüringen.

„Ziel ist es, die Veranstaltung durchzuführen. Wir wollen keinen Schadenersatz“, sagt Peter Aßmann. Man habe den Karteninhabern für den Dortmund-Termin mitgeteilt, dass sie ihre Tickets vorerst behalten sollen und eine mögliche Gerichtsentscheidung abwarten sollten.

Zudem äußert sich Dirk Wächter, nach eigenen Worten Pressesprecher von Daniele Ganser, zur Absage. Er schreibt in einer Stellungnahme: „Dr. Ganser und sein stetes Wirken stehen ohne jeden Zweifel für Frieden, Völkerverständigung und ein gewaltloses Miteinander in einer ehrlichen, offenen Gesellschaft.“

Er betone „dass jeder Mensch zur Menschheitsfamilie dazugehört“. Der Sprecher sagt über Ganser: „Er lehnt jede Form der Abwertung, Unterdrückung, Benachteiligung, Ausgrenzung und Rassismus entschieden ab.“

Sprecher verteidigt Ganser

Die Vorwürfe bezeichnet Wächter als „üble Nachrede, falsche Behauptungen, hinterhältige Hetze und garstige Diffamierungen“ mit dem Ziel, Ganser „in ein schlechtes Licht zu rücken und seine Vorträge zu verhindern“.

Die Westfalenhallen hatten am Freitag (3.2.) dieses Statement zum Vorgang abgegeben: „Nach verschiedenen Gesprächen, auch mit unserer Gesellschafterin der Stadt Dortmund, haben wir beschlossen, den Vertrag mit der Nema Entertainment GmbH zu kündigen.“

In einer ersten Reaktion auf die Debatte hatten die Westfalenhallen am 20. Januar noch keinen Anlass gesehen, die Veranstaltung abzusagen.

Politische Debatte über Auftritt

Eine Mehrheit der größeren Fraktionen im Dortmunder Stadtrat - mit Ausnahme der AfD - hatten sich für eine Absage des Vortrags ausgesprochen. Oberbürgermeister Thomas Westphal hatte seine Unterstützung für eine Absage deutlich gemacht.

Unter anderem hatte „Adira“, eine in Dortmund ansässige Beratungsstelle für Antisemitismus-Betroffene, in einer Stellungnahme kritisiert, dass Ganser „Shoah-relativierende Aussagen“ getätigt habe. Er hatte in der Impfdebatte eine Analogie zur Judenverfolgung in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur gezogen.

Protest vor Ratssitzung?

Der Umgang mit dem Auftritt des umstrittenen Publizisten steht am 9. Februar (Donnerstag) auf der Tagesordnung des Dortmunder Stadtrats. Einzelne Unterstützerinnen und Unterstützer Gansers haben für Donnerstag Protest vor der Ratssitzung angekündigt.

Am Montag (6.2.) hat die Stadt Nürnberg einen Termin Gansers in der Meistersingerhalle abgesagt. Dabei nahm der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) konkret Bezug auf die Entscheidung in Dortmund.

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