Fußball-Chaoten beschießen Polizisten mit Signalmunition

Katharinentreppe

Fußball-Chaoten von Hannover 96 haben in der Nacht zu Samstag für schlimme Szenen am Dortmunder Hauptbahnhof gesorgt. Einige Anhänger des Bundesligisten schossen von der Katharinentreppe aus mit Signalmunition auf Bundespolizisten. Hannovers Clubchef ist entsetzt.

DORTMUND

, 07.12.2015, 11:07 Uhr / Lesedauer: 2 min

Aktualisierung 17 Uhr: "Ich war entsetzt, als ich gehört habe, was passiert ist"

Inzwischen hat sich Martin Kind zu den Vorfällen geäußert. Das Verhalten einiger 96-Fans nach dem Spiel bei Schalke 04 bezeichnete Hannovers Clubchef als „widerlich“. Anhänger hatten einen Regionalexpress verwüstet und unter anderem mit Fäkalien verschmutzt. „Ich war entsetzt, als ich gehört habe, was passiert ist“, sagte der Präsident des Fußball-Bundesligisten dazu am Montag.

Hannover 96 hat schon länger große Probleme mit einigen seiner Anhänger, doch die teilweise ekelerregenden Details des jüngsten Vorfalls haben Kind unangenehm überrascht. „Die Situation ist extrem schwierig“, sagte Kind über Hannovers Fans: „Die Szene ist uneinheitlich.“ In den kommenden Tagen soll über Maßnahmen beraten werden.

„Das Maß ist voll“, sagte 96-Geschäftsführer Martin Bader der „Neuen Presse“ in Hannover: „Wir werden das nicht hinnehmen.“ Noch vor zwei Wochen nach Vorfällen bei der Fahrt zum Auswärtsspiel in Mönchengladbach hatte der Verein die Anhänger in einer Pressemitteilung in Schutz genommen. „Das habe ich so nicht erwartet“, gab Hannovers Clubchef nun zu. „Es ist die traurige Erkenntnis, dass auch mit Wohlwollen solche Probleme nicht lösbar sind“, sagte Kind: „Das ist gefühlt die Rückkehr zu alten Zeiten.“ Bereits in der Vorsaison hatte 96 große Schwierigkeiten mit seinen Fans.

Erste Meldung 11.07 Uhr: Alarm in der Innenstadt

Schlimme Szenen spielten sich in der Nacht zu Samstag am Dortmunder Hauptbahnhof ab. Fußball-Chaoten von Hannover 96 waren auf der Rückreise vom Auswärtsspiel beim FC Schalke 04 (1:3) in Dortmund ausgestiegen. Wie die Bundespolizei am Montag mitteilte, waren rund 200 Problemfans von Hannover 96 mit der S2 nach Dortmund gefahren. 

Auf Bundespolizisten geschossen

Dort verließen sie den Hauptbahnhof, um sich für ein Gruppenfoto auf der Katharinentreppe in der Innenstadt zu positionieren. Aus der Gruppe schossen dann Gewalttäter mehrfach mit Signalmunition (Seenotrettungsfackeln) auf Einsatzkräfte der Bundespolizei, heißt es in der Pressemitteilung. 

Die Polizisten konnten den mehreren hundert Grad heißen Geschossen ausweichen. Nach Fangesängen ging die Gruppe zurück in den Hauptbahnhof. Gegen 1.25 Uhr kam es auf dem Bahnhof-Vorplatz dann zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppierungen, für deren Zuordnung es noch weitere Ermittlungen der Bundespolizei bedarf.

Bei einer der Gruppen handelte es sich mutmaßlich um die zuvor schon negativ aufgefallenen Hannoveraner Problemfans. Als Einsatzkräfte der Bundespolizei auf dem Vorplatz eintrafen, flüchtete ein Teil der Gruppe. Der restliche Teil bewarf die Einsatzkräfte mit Flaschen. Daraufhin kam es zum Pfefferspray und Schlagstockeinsatz. Zwei "Fans" wurden in Gewahrsam genommen. Gegen 1.35 Uhr nutzte diese Gruppe einen Regionalexpress in Richtung Hamm.

Chaoten nehmen Waggons auseinander 

Im weiteren Verlauf der Rückreise, wurden mehrere Wagen eines Regionalexpress erheblich beschädigte und massiv verunreinigt. Die Züge wurden mit Urin und Kot beschmiert. Es habe sich um 50 bis 70 Ultras der Niedersachsen gehandelt, die Höhe des Schadens liege voraussichtlich „im hohen fünfstelligen Bereich“, heißt es von der Polizei.

Zudem wurden Deckenverkleidungen eingetreten, Feuerlöscher entleert, Waggons massiv beschmiert und Zigaretten in den Sitzen ausgedrückt. „Hannover 96 muss sich langsam fragen lassen, ob das die Fans sind, auf deren Unterstützung sie weiter zählen wollen“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei Hannover der Deutschen Presse-Agentur.

In der Vergangenheit waren Teile der 96-Anhänger mehrfach unangenehm aufgefallen. „Hannover 96 verurteilt grundsätzlich jede Form von Gewalt und Vandalismus. Sofern möglich, werden wir die Ermittlungsarbeiten der Behörden unterstützen“, sagte ein 96-Sprecher.

Die Dortmunder Bundespolizei leitete elf Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung, Beleidigung, Körperverletzung, Widerstands, Landfriedensbruch und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz ein. Die Ermittlungen dauern an.

mit dpa-Material

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