Sie sollte das Herzstück des Smart-Rhino-Projekts auf dem ehemaligen Hoesch Spundwand-Gelände werden – und wurde zu seinem Sargnagel: die Bündelung aller vier Standorte der Dortmunder Fachhochschule an einem Ort. Nachdem das Land das Projekt als „unwirtschaftlich“ abgeschrieben hatte, stand im Raum, dass das auch daran gelegen habe, dass die FH zu groß geplant hatte. Das hat sie nun offensichtlich korrigiert. Fraglich ist, ob das reicht, um die FH künftig am Hafen zu bündeln.
Die Machbarkeitsstudie hatte 2020 der Fachhochschule auf dem HSP-Gelände 130.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche eingeräumt – quasi als Vorschuss auf Erweiterungspläne der Institution. Nun ist man bescheidener geworden – auch nach dem öffentlichen Hinweis von Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) und Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) Anfang Juli auf den „demographischen Wandel und die einfache Verfügbarkeit von digitalen Lernangeboten“.
„Grob 90.000 qm Bruttogeschossfläche“ seien die zuletzt identifizierten Flächen für den Campus an der nördlichen Speicherstraße groß, erklärte Heike Marzen im Wirtschaftsausschuss am 23. August 2023 (Mittwoch) auf Anfrage von SPD und Grünen. Das ist also etwa ein Drittel weniger Fläche als bei der Bündelung auf dem HSP-Gelände. Die Gründe dafür: Man plane mit geringeren Studentenzahlen und der Raumbedarf sei kleiner, referierte sie den Kenntnisstand.
De facto wäre dies ein 1:1-Umzug der Fachhochschule nach den Daten aus der Machbarkeitsstudie von 2020 – dort wurden die Bruttogeschossfläche aller vier Standorte mit 90.000 Quadratmeter angegeben. Allerdings sieht der Rahmenplan für Büros, Start-Ups und Mischnutzung höchstens 85.000 qm vor – man müsste rechnerisch schon auf ein Parkhaus verzichten, um die FH dort unterzubringen.
„Meilenstein für die Stadt“
SPD und Grüne hatten Heike Marzen 16 Fragen zur möglichen Ansiedlung der FH an der Speicherstraße gestellt – und die Fraktionen waren „überrascht und erfreut“, dass sie so viele Antworten bekommen haben. Auch wenn einige „weit entfernt von einer Konkretisierung waren“, wie Heike Marten einräumte, weil es erst eine grobe Planung gebe und sie nur die Meinung der Fachhochschule und nicht des Landes kenne.
Der „ausdrückliche Wunsch“ der neuen FH-Rektorin Tamara Appel sei die Zusammenziehung am Hafen, die Hochschule wolle sich so „in Richtung der Stadtgesellschaft öffnen“, sagte Marzen. In der Tat wäre das und die Möglichkeit, studentisches Leben in den Hafen zu bringen, „ein Game-Changer für die Nordstadt und ein Meilenstein für die Stadt Dortmund“, sagte sie. Im Übrigen betone die FH die Zuständigkeit des Landesbetriebs BLB für den Bau der neuen Gebäude. An dieser Frage – baut das Land selbst oder mietet es von Investor Thelen – war Smart Rhino auch gescheitert.
Zwar gebe es noch keinen konkreten Zeitplan, aber in einigen Eckpunkten ist sich Heike Marzen mit OB Thomas Westphal einig: Es gehe nun darum, bis Ende 2023 einen Beschluss des Landes zu erzielen. Man brauche eine „verlässliche Ansage“ – dann könnte das Projekt Mitte 2024 spruchreif sein. Dafür wäre „ein Kabinettsbeschluss in meinen Augen das Beste“. Den hatte es zu Smart Rhino nie gegeben.
Die Zeitpunkte stießen bei SPD und Grünen auf Skepsis: „Das würde mich wundern, wenn wir das bis Ende 2023 hinbekommen“, sagt Sylvia Ixkes-Henkemeier. Sie finde das Projekt zwar „charmant und gut“, habe aber auch „die Angst, dass wir später zwei große Brachen haben – HSP-Areal und nördliche Speicherstraße“.
Hans Wiesner von den Grünen sah das ähnlich. Er fordert eine Einbeziehung des Landes – „ich glaube nicht, dass wir in Dortmund hier schnell mit der Fachhochschule zu einer Lösung kommen.“
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