Dortmunder Friseursalon-Besitzer entwickelt eigene App Sebastian Keßler (37) hat Großes vor

Hobby wird zweites Standbein: Friseur Sebastian Keßler programmiert App
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„Hier lang!“ Mit Kaffee-Tablett in der einen und mit iPhone in der anderen Hand führt Geschäftsführer Sebastian Keßler (37) den Besuch durch seinen Friseursalon am Nußbaumweg in Dortmund-Wambel. Gemeinsam geht es an mehreren Kunden vorbei - Richtung Kellertreppe.

Hier beginnt ein Bereich, der auf den ersten Blick eher zu einem IT-Unternehmen passt. Hier hat sich der Geschäftsführer einem neuen Projekt gewidmet, einem Hobby, wie er sagt.

Hier unten erinnert nur noch Geruch von Haarspray an die oben sitzenden Kunden. Die völlig andere Atmosphäre ist von Keßler natürlich gewollt. An den Wänden hängen mehrere Bildschirme, das Licht ist gedimmt - ganz für die Arbeit am Computer optimiert.

Ein Panel zeigt die nächsten Termine an, ein Livestream fasst die wichtigsten Ereignisse des Tages zusammen. „Das ist mein Reich“, erklärt der 37-Jährige mit einem Grinsen. Dass sein Betrieb eine App zur Kommunikation mit den Kunden benutzt, ist laut Keßler nicht ungewöhnlich. Viele Friseure bieten ihren Kunden mittlerweile eine digitale Lösung für die Terminfindung. „Nur die haben die App nicht selbst programmiert“, sagt der 37-Jährige.

So sieht die Hülsmann-App aus.
So sieht die Hülsmann-App aus. Programmiert hat der Chef sie selbst. © Sebastian Keßler

Ja, Keßler hat die App tatsächlich selbst programmiert - ohne Programmierer oder Experten. Er komme ja „aus der technischen Ecke“, merkt er grinsend an - er ist gelernter Elektrikermeister. Wobei Elektrikermeister selten auch ihre eigenen Apps programmieren. In Keßlers Fall schon. Der 37-Jährige hat sich das Wissen über die Programmierung selbst beigebracht. Mit einem Wischen auf dem Smartphone holt er die App nach vorne.

Ein Hauptmenü fragt den Benutzer, zu welcher Filiale er möchte. Das Design ist einfach, aber intuitiv. Sobald man sich entschieden hat, gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit der Filiale zu kommunizieren. Das ist Keßler wichtig: Seine App sei kein Baukastensystem, was an bestimmte Kassensysteme gekoppelt sei. Hier sei alles vereint. Kassensystem, Terminbuch, alles.

„Hier gibt es keine Zettel mehr - die Mitarbeiter haben iPads“, berichtet der 37-Jährige stolz. Die App ermöglicht dem Friseurgeschäft einen sehr direkten Weg zum Kunden. So kann Keßler den Handys seiner Kunden auch eine Push-Nachricht schicken - etwa wenn ein Termin frei geworden ist. Auch Kooperationen mit anderen Marken sind durch die App möglich.

Kunden aus Berlin oder Hamburg

Warum Push-Nachrichten für Keßler wichtig sind, erklärt er im nächsten Schritt. Denn der 37-Jährige hat mit seinem Salon eine besondere Lücke gefunden: das Geschäft mit Locken. Nicht viele Friseure leisten sich die kostspielige Ausbildung für ihre Mitarbeiter.

Dies hat zur Folge, dass die Gäste weite Anreisen in Kauf nehmen. „Berlin, Hamburg, Braunschweig - das ist mittlerweile normal“, erzählt Keßler. Ein Termin ist nur noch schwer zu bekommen, die Terminbücher sind über Monate hinweg voll. Hier kommt nun Keßlers App zum Einsatz. „Wenn ein Termin frei wird, bekommen potenziell Interessierte eine Push-Nachricht auf ihr Handy - und können so ganz easy den frei geworden Termin buchen“, erklärt er.

Diese Fokussierung des Kerngeschäfts funktioniert, sagt Keßler. Neben dem Hauptgeschäft in Brackel gibt es mittlerweile mehrere Hülsmann-Filialen. Ende letzten Jahres kam noch eine Filiale in Dorsten dazu - und ab 1. August eine weitere in Recklinghausen.

Mit der App kann der Kunde individuell mit der Filiale seines Vertrauens kommunizieren.
Mit der App kann der Kunde individuell mit der Filiale seines Vertrauens kommunizieren. © Sebastian Keßler

Der Erfolg gibt Keßler recht, der sich selbst eher als Marketing-Stratege denn als Programmierer versteht. App, Fokussierung und der Hülsmannsche Weihnachtstripp - für Keßler alles Möglichkeiten, sein Geschäft zum Schaufenster zu machen.

Im November 2022 ist der Chef mit seiner Dortmunder Belegschaft beispielsweise einfach mal nach New York geflogen - ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk an seine Mitarbeiter.

Langfristig sieht Keßler im digitalen Geschäft ein festes Standbein. Er habe bereits mehrere größere Hersteller, die an seiner App interessiert seien, erzählt Sebastian Keßler, während er das Handy wieder einsteckt.

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