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Kay Fräder schließt Restaurant: „Corona-Hickhack macht zu viel Druck“
Coronavirus
Das bekannte Restaurant „Friedchens Bahnhof“ in Dortmund wird mindestens bis März geschlossen. Der freiwillige Corona-Lockdown betrübt die Betreiber, sorgt aber gleichzeitig für Erleichterung.
Seit Monaten kämpft das bekannte Restaurant „Friedchens Bahnhof“ ums Überleben. Nach zwei Corona-Lockdowns und immer schärferen Regeln für die Gastronomie ziehen Koch Kay Fräder und die Geschäftsführung nun die Reißleine: Ab dem 17. Januar wird das Barbecue-Lokal an der Altfriedstraße in Dortmund-Huckarde für mindestens drei Monate geschlossen.
„Frust und Druck in diesem ganzen Corona-Hickhack sind einfach zu groß“, sagt Fräder. Vor allem die wirtschaftlichen Folgen seien gravierend und könnten nicht mehr aufgefangen werden. „Wir haben einen Umsatzrückgang von 80 bis 90 Prozent“, so der Küchenchef.
Das Abwärtsspirale ließe sich seit Dezember nicht mehr stoppen. „Kurz vor Weihnachten hat es Absagen gehagelt. Über 70 Prozent der Buchungen wurden storniert.“ Darunter seien große Firmen gewesen, mit Reservierungen für 30 und mehr Personen. „Oftmals waren Ungeimpfte in den Reihen der Mitarbeiter der Grund für die Absage“, so Fräder. „Man wollte sie nicht ausschließen und keine Zwei-Klassen-Gesellschaft schaffen.“
Nicht mehr tragbar sei auch der personelle Mehraufwand für die Kontrollen, so Fräder. Die Einführung von „2G plus“ in der Gastronomie bringe das Fass zum Überlaufen. „Allein dafür brauchen wir zwei Mitarbeiter. Wie soll das gehen?“
Große Corona-Müdigkeit
Generell habe er eine Corona-Müdigkeit festgestellt, so Fräder. Bei sich selbst, bei den Kollegen, bei den Gästen. Alle seien genervt. „Wir wollen gar nicht mehr ans Telefon gehen. Entweder sagen die Leute ab oder lassen ihren Frust an uns aus.“ Auch im Restaurant werde man immer wieder in Diskussionen über die strengen Regeln verstrickt. „Dabei haben wir sie nicht gemacht, sondern setzen sie nur sehr strikt um.“

Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen wird Friedchens Bahnhof ab dem 17. Januar 2022 für rund drei Monate geschlossen. © Beate Dönnewald
Die Corona-Pandemie und ihre Regeln nähmen allen den Spaß am Leben, sagt Fräder. Denen, die einen gemütlichen Abend verleben wollen, und denen, die ihren Job machen wollen.
Um es allen einfacher zu machen, habe er sich sogar gemeinsam mit der Betriebsleiterin als Corona-Tester zertifizieren lassen. Damit sich die Gäste im Restaurant testen lassen können. Doch letztlich habe man diese Pläne verworfen. „Das rechnet sich einfach nicht“, so Fräder.
Dass „Geboosterte“ nun ungetestet ein Restaurant besuchen dürfen, kann Fräder nicht nachvollziehen. „Die können doch infiziert sein und andere anstecken.“ Man habe gegenüber den Mitarbeitern und Gästen eine gewisse Verantwortung. Auch deshalb sei die Schließung richtig.
Der Ärger des Huckarder Kochs richtet sich vor allem gegen die politischen Entscheidungsträger. „Es macht sich so langsam der Eindruck breit, dass sich die Politik gerne die Gastronomie vor den Karren spannt, um ihre Ziele zu erreichen.“ Sie wolle ganz klar mit „2G plus“ in der Gastronomie den Impfdruck erhöhen.

Kay Fräder und eine Kollegin sind zertifizierte Corona-Tester. "Doch das rechnet sich nicht", sagt der Kult-Koch. © privat
Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, auf der anderen Seite sorge sie für eine riesengroße Erleichterung, so Fräder. „Wir schleppen den Schließungsgedanken seit Wochen mit uns herum. Es tut gut, den Frust und Druck nun loszuwerden.“ Allein der Anblick des fast leeren Lokals, in das man viel Herzblut stecke, sei sehr schmerzhaft.
Personal in Kurzarbeit
Die festangestellten Mitarbeiter befinden sich bereits in Kurzarbeit. Ihren Verdienst stocke man auf 100 Prozent auf. „Die staatlichen Hilfen fließen sehr langsam, wenn sie überhaupt fließen“, kritisiert Fräder.
Die ersten 14 Tage nach der Schließung wollen der Kult-Koch und die Geschäftsleitung „zum Frust-Bewältigen und Runterkommen“ nutzen. „Und dann geht es an die Planung. Wir wollen unser Konzept überarbeiten, Veranstaltungen planen.“
Einen Termin für die Wiedereröffnung gibt es noch nicht. Irgendwann im Frühjahr soll es soweit sein. „Wir beobachten die Infektionslage in Deutschland und warten die weitere politische Entwicklung ab. Darauf werden wir reagieren.“
Der Blick in die Zukunft fällt optimistisch aus. Fräder: „Wir werden das schaffen und wieder neu durchstarten.“
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
