
© Uwe von Schirp
Dortmunder Gastronom lädt Ukraine-Flüchtlinge zu freiem Verzehr ein
Ukraine-Krieg
Die Bilder vom Krieg im Fernsehen lassen ihn nicht los. Zwei Mitarbeiterinnen haben ukrainische Wurzeln. Am Tresen gibt es nur ein Thema. Ein Wirt will etwas gegen die Fassungslosigkeit tun.
Seit zwei Wochen ist der Krieg das dominierende Thema beim Dämmerschoppen am Tresen. „Ich gucke jeden Tag die Nachrichten und werde bekloppt“, sagt Niko Savvidis. Vor allem aber sind es die traurigen und von Sorge erfüllten Augen zweier Mitarbeiterinnen, die ihm keine Ruhe lassen. „Wenn sie von ihren Familien in der Ukraine erzählen, tut mir das in der Seele weh.“
Für den Wirt der Sportklause in Dortmund-Nette ist darum eines klar. „Wenn ich die Möglichkeit habe, dann will ich auch helfen“, erklärt Savvidis. „Ich hab hier gesessen und habe nachgedacht. Wir können etwas machen.“ Vor Ort, in Nette, in seiner Traditionskneipe. Denn auch der Stadtbezirk Mengede wird gewiss Ukraine-Flüchtlinge aufnehmen.
Niko Savvidis wirbt für Solidarität
Niko Savvidis lädt sie in seine Gaststätte ein: zu freiem Verzehr von Speisen und Getränken, zum Tapetenwechsel, zu einem Willkommen in einem neuen Umfeld. „Das ist doch alles schrecklich“, sagt Niko Savvidis. „Ich möchte, dass sie auf andere Gedanken kommen.“
Möglichkeiten dazu biete die Sportklause an der Wodanstraße einige. Im Keller sei die Kegelbahn. „Im Saal baue ich für die Kinder unsere Indoor-Hüpfburg auf. Die passt da genau rein“, sagt er und sprudelt nur so vor Ideen. „Die Kids bekommen Crush-Eis und etwas zu spielen. Die Eltern können vorn in Ruhe sitzen, etwas essen und trinken.“
Der Gastronom mit griechischen Wurzeln möchte ein Zeichen setzen. „Wenn jeder Bürger jetzt ein bisschen Solidarität zeigt, bekommen wir die Leute schneller integriert.“ Im Umfeld der Wodanstraße ist das nicht neu: Die Bergarbeiter-Siedlung „Kolonie“ ist schon seit mehr als 120 Jahren ein Schmelztiegel der Kulturen und Zuwanderer.
Spendenball zugunsten der Ukraine-Hilfe
International ist auch Savvidis’ Team. Neben den beiden Mitarbeiterinnen mit ukrainischen Wurzeln arbeiten auch Frauen aus Kasachstan, Russland und Polen im Service. „Wir sind ein Team, da spielt Politik überhaupt keine Rolle“, sagt er. Schon vor Ausbruch des Krieges hätten sie die Idee für einen Abend mit Spezialitäten aus der jeweiligen Heimat seiner Mitarbeiterinnen gehabt. Der soll nun bald stattfinden.
Der in Mengede und Nette beliebte und engagierte Wirt will es bei der Einladung in die Kneipe nicht belassen. Er habe bereits mit dem Eigentümer des Hauses gesprochen, ob Flüchtlinge in einer Wohnung über der Kneipe für eine Zeit kostenlos wohnen können. „Die Nebenkosten übernehme ich“, sagt Savvidis. Und vom Wochenende an soll ein Spendenball auf dem Tresen der Sportklause stehen: Das gesammelte Geld will er an eine Hilfsaktion weiterleiten.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
