Freier Eintritt in Dortmunder Techno-Club Tresor.West ist mit Gratis-Partys erfolgreich

Freier Eintritt im Techno-Club: Tresor.West mit Gratis-Partys erfolgreich
Lesezeit

Im Februar wird es weiter „Community Nights“ im Dortmunder Techno-Club Tresor.West geben. Das bedeutet: kein Eintritt, kein vorher bekanntes Programm, zurück zu den Wurzeln. Das gab es bisher schon fünf Mal, drei Termine stehen im Februar noch an (8.2., 15.2. und 22.2.).

Der Gedanke dahinter: die Rettung der Untergrund-Techno-Kultur. Und auch die Rettung des „Tresor.West“ selbst. Der Club ging Anfang Januar damit an die Öffentlichkeit, dass die finanzielle Existenz bedroht sein könnte. Und hat damit eine Welle an Reaktionen ausgelöst.

Hilferuf schlägt hohe Wellen

Den ursprünglichen Social Media-Post zur „Save the Underground“-Kampagne des Clubs haben laut Tresor.West-Manager Leonard Raffel bisher rund 1,3 Millionen Menschen gesehen. Das Thema „Clubsterben“ und Lösungen dafür hat breite Aufmerksamkeit bekommen.

Aus Sicht des Dortmunder Keller-Clubs noch entscheidender: Die Gratis-Tanznächte, bei denen der Umsatz mit Getränken und Merchandising generiert werden soll, haben außergewöhnlich gut funktioniert.

„Das gilt sowohl für die Stimmung angeht als auch für die Zahl der Menschen“, sagt Raffel. Bilder und Berichte von Anwesenden belegen seinen Eindruck.

Sie erzählen von Warteschlangen in Winternächten auf Phoenix-West, drei Stunden bis zum Einlass und drinnen die Magie eines vollen Techno-Clubs mit lokalen, talentierten Künstlern und großen Namen, die nebeneinander stehen. Der „Underground“ kommt bei vielen gut an.

Blick in einen dunklen Gang in den Räumen des Techno-Clubs Tresor.West in Dortmund.
Blick in einen dunklen Gang in den Räumen des Techno-Clubs Tresor.West in Dortmund. © Matthias Spiewok

„Extrem viele gute Reaktionen“

Menschen aus der Clubgänger-Community hätten „extrem viele gute Reaktionen dagelassen“, sagt Raffel. Doch auch seitens von DJs und Agenturen habe es ein großes Entgegenkommen und viel Solidarität gegeben.

Eine dritte Entwicklung, die Raffel beobachtet: Das Konzept der „Community Nights“ findet Nachahmer. In mehreren Städten in Deutschland seien Clubs mit Verweis auf den Tresor.West mit ihren Sorgen an die Öffentlichkeit gegangen.

Ein langfristiges Konzept?

In Dortmund laufen die „Community Nights“ vorerst für den Rest des Februars. „Wie lange man so etwas halten kann, lässt sich schlecht prognostizieren, weil es bisher keine anderen Beispiele gibt“, sagt Leonard Raffel.

Bei der aktuellen Resonanz ließe es sich auch weiter in die Zukunft denken. „Wir könnten uns ein Mischkonzept aus Community Nights und regulären Events mit Eintritt vorstellen.“

Kritik an „Wettbewerbsverzerrung“

Zur Debatte über die Zukunft der Clubs in Dortmund gehört auch: Die Gratis-Abende des Clubs mit dem renommierten Berliner Namensgeber erzeugen nicht nur positive Reaktionen.

Diese Redaktion hatte schon zum Start im Januar ein Schreiben einer - nach eigener Beschreibung - „lokalen und regionalen Gruppe von Gästen, Veranstaltern, Clubbetreibern und Künstlern aus dem Ruhrgebiet“ erreicht. Dieses bezieht auf den „Save the Unterground“-Vorstoß des Tresor.West.

Namentlich möchte niemand in Erscheinung treten. Aber manches, was geschildert wird, deckt sich mit Eindrücken von Besuchern und Akteuren aus der Dortmunder Nachtkultur, die dieser Redaktion vorliegen.

Internationale Marke

Neben Zustimmung zum aktuellen Kurs des Tresor.West gibt es auch Kritik am Konzept der Community Nights.

So heißt es: „Die international renommierte Marke dafür zu nutzen, die Wettbewerbsfähigkeit anderer lokaler und regionale Clubs, die ebenfalls ums Überleben kämpfen, mit gratis Nächten auszuhebeln und für reichlich Getränkeverkauf zu werben ist nicht fair und unserer Ansicht nach Wettbewerbsverzerrung.“

Noch keine direkte Kritik

Eine mögliche Folge könne sein, dass das Clubsterben „um ein Vielfaches“ gefördert wäre, weil auf Dauer eine Konkurrenz der Gratis-Angebote zu entstehen drohe. Bisher ist das nur eine unbelegte These in einem anonymen Schreiben.

Tresor.West-Manager Leonard Raffel sagt auf Nachfrage, dass ihn bisher noch keine direkten Reaktionen von lokalen Clubs diesbezüglich erreicht hätten. „Unser Publikum und unser Programm unterscheiden sich sehr stark von anderen Clubs“, sagt er. Er sehe deshalb nicht die Gefahr, dass untereinander das Publikum abgegraben werde,