Es wird wärmer- auch in Dortmund. Dass sich weltweit das Klima aufheizt ist durch vielfache Messungen belegt, die schwerwiegenden Folgen sind wissenschaftlicher Konsens. Nun zeigen Daten des Landes NRW aus über 100 Jahren, wie sich der Klimawandel bereits jetzt in Dortmund bemerkbar macht.
Fast zwei Grad wärmer
Besonders deutlich abzulesen ist der Klimawandel daran, dass es in Dortmund schlicht heißer geworden ist. In den ersten 20 Jahren des Datensatzes, 1881 bis 1900 hatte die Luft in Dortmund durchschnittlich 8,8 Grad. In den letzten 20 Jahren, 2003 bis 2022 lag der Durchschnitt bei 10,6 Grad. Es ist in Dortmund also schon jetzt fast zwei Grad wärmer geworden.
Auch im Vergleich mit der jüngeren Vergangenheit wird die Erwärmung deutlich. In den 20 Jahren zwischen 1951 und 1970 lag die Durchschnittstemperatur in Dortmund bei 9,5 Grad. Immer noch gut ein Grad weniger als in den letzten 20 Jahren.
Die Entwicklung zeigt sich auch in der Zahl der Sommertage, an denen es mindestens 25 Grad warm wurde. In den Jahren 1951 bis 1970 gab es durchschnittlich 25 solcher Tage pro Jahr, in den Jahren 2003 bis 2022 gab es durchschnittlich 42 Sommertage pro Jahr.
Hitze ist Gesundheitsgefahr
Die Folgen des Klimawandels in Dortmund zu bewältigen ist die Aufgabe von Sophie Arens. Die „Klimafolgenanpassungsmanagerin“ arbeitet bei der Stadtverwaltung. Hitze sei eine der größten Herausforderungen, sagt sie.
„Der menschliche Körper reagiert extrem sensibel auf Hitze.“ In Dortmund gebe es zudem viele Menschen, die vorbelastet seien, durch Erkrankungen wie Asthma, wegen ihres Alters, oder weil sie körperlich im freien Arbeiten und der Hitze nicht entkommen können.
„Senioren leben teilweise allein und dehydrieren auch schneller. Es braucht jemanden, der daran erinnert zu trinken. Das ist also auch ein Problem der Vereinzelung, dem man irgendwie gerecht werden muss.“ Gesundheit und Soziales, das sei einer von vier Bereichen, dem sich die Stadt in Sachen Klimafolgen widmet.
Naturnahe Stadtentwicklung
Eine weitere Folge des Klimawandels ist, dass es mehr extreme Wettereignisse geben wird: Stürme und Unwetter. Auch darauf muss sich Dortmund vorbereiten. Ein Konzept, dass verfolgt wird, ist das der Schwammstadt. „Wir wollen das Wasser dort, wo es fällt, aufnehmen, speichern und wieder abgeben“, so Sophie Arens.
Das ist eine allerdings nur eine Aufgabe aus dem Bereich der Stadtplanung. „Wir haben aktuell eine Kehrtwende wieder hin zu einer naturnäheren Stadtentwicklung“, so Sophie Arens. Ein wichtiges Ziel sei zum Beispiel, Böden zu entsiegeln und so unter anderem auch durchlässig für Wasser zu machen.
Unter eine naturnahe Stadtentwicklung falle auch, Dächer zu begrünen, Vorgärten nicht zu Parkplätzen umzugestalten und Hecken statt Zäunen aufzustellen. „Wenn man eine Straße entlang läuft und die ist mit grünen Hecken und grünen Vorgärten versehen, dann ist das mikroklimatisch wesentlich angenehmer, als wenn dort anthrazitfarbene Zäune stehen, die die Hitze zurückstrahlen. Da wird man quasi von allen Seiten gebraten.“
Mehr Extremwetter
Die wissenschaftlichen Klimamodelle prognostizieren eine Zunahme der extremen Wetterereignisse. Und auch gefühlt haben sich in den vergangenen Jahren in Dortmund Unwetter gehäuft. Die Daten des Landes zu Starkregenereignissen sind jedoch nicht eindeutig.
Eine Zunahme ist jedenfalls in den vergangenen 20 Jahren nicht ersichtlich. An durchschnittlich 22 Tagen im Jahr gab es von 2003 bis 2022 mehr als 10 Liter pro Quadratmeter Niederschlag - ebenso wie in den Jahren 1951 bis 1970.
Überein stimmen die Prognosen und die Daten der Vergangenheit in der Frage der Niederschläge insgesamt. In Summe fällt in den Jahren weiterhin ähnlich viel Regen oder Schnee.
„Aber die Verteilung der Niederschläge übers Jahr gesehen ist anders“, ordnet Sophie Arens ein. „Wir haben zum einen im Winter, im Herbst und im Frühjahr etwas mehr Niederschlag, während wir im Sommer längere Dürreperioden haben.“
Ein Netz von Biotopen
Auch die Natur in Dortmund muss für die Folgen des Klimawandels fit gemacht werden. Allein schon deshalb, weil Wälder und Grünflächen entscheidend dazu beitragen, dass Städte im Sommer nicht noch mehr eine Art Hitzebatterie werden.
Darum geht es im dritten städtischen Aufgabenfeld, Umwelt. „Das Ziel ist im Wesentlichen, dass wir die Biodiversität aufrechterhalten“, so Sophie Arens. „Wir haben bestimmte Trends, neue Schädlinge, Insektensterben. Insbesondere in Innenstadtvierteln muss das Grund so aufgebaut werden, dass es resistent gegen den Klimawandel ist.“
Dafür sollen Biotope so angelegt werden, dass sie untereinander vernetzt sind. Bereits beschlossen ist, tausende sogenannte „Zukunftsbäume“ in Dortmund zu pflanzen. Das sind Baumarten, die besonders resistent gegenüber Hitze und Frost sind.
Nachhaltiges Gewerbegebiet
Die Aufgaben, denen sich Dortmund zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels gegenüber sieht, beeinflussen sich; die Handlungsbereiche überschneiden sich. Das gilt auch für den vierten: Wirtschaft.
Die immer wieder geführte Debatte, ob Klimaschutz nur auf Kosten der Wirtschaft gehe, sei in erster Linie eine politische, sagt Sophie Arens. „Es gibt auch die, die sagen, wir stehen vor einem grünen Wirtschaftswunder, wenn wir jetzt die Klimaziele mit großen Maßnahmen angehen.“
Im Gewerbegebiet Dorstfeld-West habe die Stadt verschiedene Forschungsprojekte zur Anpassung an die Klimafolgen durchgeführt - zusammen mit Unternehmen. „Das war super erfolgreich. Wir machen uns also nicht nur da auf den Weg zu nachhaltigen Gewerbegebieten.“
Klimaneutral bis 2035
„Wir beschäftigen uns schon seit 2011 mit dem Thema Klimaanpassung. Da waren viele noch weit davon entfernt, das Thema aufzugreifen, weil man der Meinung war, wenn man das macht, dann will keiner mehr das Klima schützen“, sagt Sophie Arens. „Ich staune selbst manchmal darüber, aber wir sind im Vergleich zu anderen Kommunen sehr weit.“
Dieses Wissen teilt die Stadt Dortmund auch mit anderen Städten und Kreisen. „Gerade die kleinere Kommunen haben oft einfach die Kapazitäten nicht und können keine Klimaschutzmanager einstellen.“
Dass es es nicht nur in Dortmund bereits wärmer geworden ist zeigen die Daten des Landes deutlich. Dass es wärmer werden wird, ist in der seriösen Forschung unbestritten. Bis 2035 soll Dortmund klimaneutral in Bezug auf Treibhausgase werden. Die Bundesregierung hat sich dieses Ziel erst für zehn Jahre später gesetzt.
- Weitere Informationen zum Thema gibt es unter dortmund.de/klimaanpassung.
- Dort findet sich auch eine digitale Version des Flyers „Hitzehelfer“, der wichtige Gesundheitstipps für gefährdete Menschen enthält.
- Informationen zu städtischen Förderprogrammen, z. B. zur Dachbegrünung, gibt es telefonisch unter 0231-5025281.
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