Flughafen will Zwei-Millionen-Marke wieder knacken

Dortmund Airport

2007 verzeichnete der Flughafen zuletzt mehr als zwei Millionen Passagiere in einem Jahr. 2017 soll‘s wieder klappen, hofft man am Airport. Das Erreichen der Marke hätte für den Flughafen allerdings eine strukturelle Folge.

Wickede

, 25.12.2017, 04:00 Uhr / Lesedauer: 4 min
Das Jahr 2017 am Flughafen war besser als das Jahr 2016. Ob zwei Millionen Passagiere hier abflogen und landeten, bleibt abzuwarten.

Das Jahr 2017 am Flughafen war besser als das Jahr 2016. Ob zwei Millionen Passagiere hier abflogen und landeten, bleibt abzuwarten. © Oskar Neubauer

Als vor anderthalb Wochen beim BVB der neue Peter den alten ersetzte, schrieb ein Kollege beim Kurznachrichtendienst Twitter: „Da war es ja vom DortmundAirport sehr weitsichtig, wieder eine Linienverbindung nach Wien einzurichten. Alles für Peter Stöger.“

Seit Ende Oktober fliegt Eurowings von Dortmund nach Wien. Sollte jemand damals geahnt haben, dass sich Stöger der Borussia anschließt, wäre das tatsächlich weitsichtig gewesen. Und gut fürs Geschäft: Vielleicht ist ja just der Wiener Stöger in diesem Jahr der zweimillionste Fluggast am Dortmunder Airport.

Knackt der Flughafen die Marke? Was bedeutet das eigentlich? Und was sind die Folgen? Antworten auf diese und weitere wichtige Fragen.


Wird die Marke von zwei Millionen Gästen erreicht?

„Wir sind zuversichtlich, dass es klappt“, sagt Flughafen-Geschäftsführer Udo Mager. Diese Prognose hat er am vergangenen Freitag auch dem Aufsichtsrat vorgestellt. Von Januar bis Ende November stiegen 1.842.135 Passagiere in Dortmund in den Flieger oder landeten hier. Damit sei es realistisch, sagt Mager, dass am 30. oder 31. Dezember die Marke knapp überschritten werde. Unwägbarkeiten wie Streiks bei Ryanair oder heftige Wetterumschwünge könnten das angepeilte Ziel noch gefährden.


Wie viele Passagiere zählte der Airport in den Vorjahren im Dezember?

Um zwei Millionen zu erreichen, müssten im Dezember 157.865 Passagiere von oder ab Dortmund fliegen. So viele oder mehr Passagiere zählte der Airport aber zuletzt 2007. 2016 waren es im Dezember lediglich 144.511 Passagiere.

Mager indes verweist auf neu hinzugekommene Ziele wie Malaga, Thessaloniki und Wien sowie mehr Flüge nach München – das alles solle für das Erreichen der Zwei-Millionen-Marke sorgen.


Warum ist das für den Airport überhaupt so wichtig?

Klappt es nach zehn Jahren wieder mit den zwei Millionen Passagieren, würde man das am Airport als großen Erfolg verbuchen. „Mit der Zwei vorne würden wir an das Spitzenjahr vor der Krise anschließen“, sagt Mager: „Das hat eine Signalwirkung.“ Er verspricht sich davon eine bessere Position für die stetig laufenden Gespräche mit Fluggesellschaften über neue Verbindungen ab Dortmund.

Ökonomisch betrachtet, räumt Mager ein, seien die zwei Millionen aber „ein symbolischer Wert“. Gäbe es knapp weniger oder knapp mehr Passagiere, beeinflusst es das Geschäft des Flughafens nicht gravierend.


Wie sieht das Jahresergebnis des Flughafens aus?

Zwei Millionen hin oder her: Das Defizit des Flughafens wird höher ausfallen als 2016. Da stand ein Verlust von 14,7 Millionen Euro, das Betriebsergebnis nach EU-Richtlinien (ohne Abschreibungen, Zinsen et cetera) lag bei -1,84 Millionen Euro. Bis 2023 muss es ausgeglichen sein. 2016 löste der Flughafen Rückstellungen auf – einen solchen positiven Effekt gibt es in diesem Jahr nicht.


Hätte das Erreichen der Zwei-Millionen-Marke für den Airport andere Folgen?

Ja. Bei mehr als zwei Millionen Passagieren müssen Fluggesellschaften zwischen zwei Dienstleistern auswählen können, die Bodendienste erbringen. Also Dinge wie das Gepäck abfertigen und Flugzeuge betanken. Das erledigen in Dortmund derzeit 180 Mitarbeiter des Flughafens.

Ab zwei Millionen Gästen muss europaweit eine Lizenz ausgeschrieben werden, auf die sich andere Erbringer von Bodendiensten bewerben können. Mager sagt, er sehe dem gelassen entgegen. Erstens zeige die Praxis an anderen Airports, dass die Grenze von zwei Millionen zwei- oder mehrfach überschritten werden müsse, damit eine Ausschreibung in Gang kommt. Für 2018 erwartet Mager keine Veränderung. Gäbe es irgendwann neben dem Airport selbst einen weiteren Anbieter von Abfertigungsleistungen, „entscheiden Preis und Qualität“, sagt Mager: „Wir sind fit für den Wettbewerb.“


Wie sieht der Flughafen-Chef die Entwicklung in den nächsten Jahren?

Bis 2023, so hat es der Airport der EU mitgeteilt, rechnet man im besten Fall mit 2,7 Millionen Passagieren im Jahr, im schlechtesten Fall mit 2,4 Millionen. 2018 rechnet Mager durch neue Verbindungen nach Lwiw und Charkiw in der Ukraine und Posen in Polen, durch die Wien-Verbindung und andere, zusätzliche Flüge mit 190.000 Passagieren mehr. Sprich: Ende 2018 könnte man 2,2 Millionen Gäste zählen.

Was sagen Kritiker zu solchen Zahlen?

Kritiker sind etwa die Mitglieder der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund-Kreis Unna. In ihrem November-Rundbrief spricht diese von „traumhaft anmutenden Prognosezahlen für die wirtschaftliche Gesundung des Flughafens“. Sie weist darauf hin, dass niemand voraussagen könne, „wie der Markt in zehn Jahren strukturiert sein wird“. Schließlich hätten die Billigflieger längst die großen Flughäfen erobert und wollten dort expandieren.

Der Konkurrenzkampf der Airports um Gesellschaften und Verbindungen ist in der Tat hoch.

Die schwarz-gelbe Landesregierung hat am Dienstag zig Maßnahmen beschlossen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Teil des „Entfesselungspakets II“ ist die Aufhebung der Kategorien landes- und regionalbedeutsame Flughäfen im Landesentwicklungsplan. Bisher galten die Airports Düsseldorf und Köln/Bonn als landesbedeutsam; Dortmund und andere waren zum Ärger von Mager und großen Teilen der Dortmunder Wirtschaft nur „regionalbedeutsam“. Jetzt spielt der Airport auf dem Papier in der ersten Liga.
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