"Your journey starts here": Deine Reise beginnt hier, steht auf dem T-Shirt, das Joachim Schalla im Prozess gegen den Mörder seiner Tochter Nicole getragen hat.

© Kevin Kindel

Flüchtiger Mörder gefasst: „Jetzt darf er jeden Tag daran denken“

rnNicole-Denise Schalla

Ralf H. ist verhaftet und verbringt jetzt viele Jahre im Gefängnis. Die Mutter der ermordeten Nicole-Denise Schalla sagt zur Festnahme: „Das war wirklich ein Weihnachtsgeschenk.“

Dortmund

, 24.12.2021, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ganze 28 Jahre lang hat es gedauert, bis der Mörder der 16-jährigen Dortmunderin Nicole-Denise Schalla dauerhaft hinter Gitter kommt. Nach zweitägiger Flucht ist Ralf H. in der Nacht zu Heiligabend (24.12.) verhaftet worden. Die Erleichterung bei den Eltern des Opfers ist riesig.

„Das war wirklich ein Weihnachtsgeschenk“, sagt Sigrid Schalla nach der Festnahme. Die Auswertung der Fußfessel, die der verurteilte Mörder monatelang tragen musste, führte die Ermittler zu einer Adresse im niederländischen Enschede, an der er sich früher bereits aufgehalten hatte.

Einige hundert Meter von dieser Wohnung entfernt wurde ein Auto gefunden, das auf die Verlobte des Mörders zugelassen ist. Um 0.15 Uhr haben niederländische Polizisten zugeschlagen und den mit internationalem Haftbefehl gesuchten Ralf H. festgenommen. Die Ermittlungen gegen seine Lebensgefährtin, die ebenfalls vor Ort war und der Beihilfe verdächtigt wird, dauern an, so Polizei und Staatsanwaltschaft.

Nach einer enormen Achterbahnfahrt der Gefühle sagt Sigrid Schalla am Freitag: „Jetzt freuen wir uns und versuchen, unseren Weihnachtsbaum schön hinzukriegen.“ Die Nachricht, dass der Mörder seine Fußfessel abgelegt hatte und geflüchtet war, sei für sie und ihren Mann wirklich erschreckend gewesen.

„Jetzt darf er jeden Tag daran denken“

Am 24. Dezember kann sich das Paar nun aufs Weihnachtsfest freuen. In den vergangenen Tagen seien sie dazu nicht in der Lage gewesen, sagt Sigrid Schalla: „Es waren so viele Pannen, die da passiert sind. Aber jetzt ist er da und darf jeden Tag daran denken, warum er im Gefängnis ist.“ Der Prozess ist immer wieder verzögert worden, bis er sogar ganz neu beginnen musste.

Jetzt lesen

Die Mutter des Mädchens, das im Jahr 1993 auf dem Heimweg zwischen Bushaltestelle und Elternhaus im Jungferntal ermordet worden ist, hat kurz vor der Urteilsverkündung einen Herzinfarkt erlitten. „Das hat uns alles mehr belastet als man hätte wahrnehmen wollen“, sagt sie nun. Inzwischen gehe es ihr wieder gut.

Fluchtversuch dürfte Entlassungstermin beeinflussen

Die tatsächliche Dauer der lebenslänglichen Freiheitsstrafe steht im Vorfeld nie genau fest. Mindestens achteinhalb Jahre muss der 56-jährige Ralf H. im Gefängnis verbringen, weil die bereits abgesessene Untersuchungshaft und eine andere Strafe angerechnet werden. Die Zeit kann aber auch deutlich länger werden.

Mit dem Fluchtversuch dürfte sich Ralf H. durchaus ein „Eigentor geschossen“ haben, wie Sigrid Schalla es formuliert. Bei einer möglichen Diskussion über eine frühzeitige Haftentlassung dürfte die vergangene Woche berücksichtigt werden.

Jetzt lesen

Der Castrop-Rauxeler, der zuletzt in Münster lebte, war auf freiem Fuß, weil das Oberlandesgericht Hamm während des langen Prozesses beschlossen hatte, dass ihm die Wartezeit nicht zuzumuten sei. Dieser Beschluss galt bis zur Bestätigung des Mordurteils durch den Bundesgerichtshof.

Nachdem die Revision des Verurteilten dort mit Beschluss vom 14. Dezember keinen Erfolg hatte, musste er sich binnen eines Monats im Gefängnis einfinden. Stattdessen hat sich Ralf H. am Dienstagabend (21.12.) aber seiner Fußfessel entledigt und versucht unterzutauchen.