
Auf einem Holzboot fuhr der Rapper Apache 207 am Mittwochabend (12.10.) durch die Menge in den Westfalenhallen. © Marie Ahlers
Flammenwerfer, Boots-Tour und ein Sarg: Große Effekte bei Konzert von Apache 207
Viele Fotos
Zweimal wurde die Tour verschoben, nun war er da: Rapper Apache 207 spielte in den Westfalenhallen vor ausverkauften Rängen. Das Warten der Zuschauer belohnte er mit großen Effekten.
Über den Erfolg von Apache 207 ist eigentlich schon alles gesagt, bevor das Konzert am Mittwochabend (12.10.) in den Dortmunder Westfalenhallen überhaupt begonnen hat. Die Ränge sind bis auf den letzten Platz besetzt, das Konzert ist seit Wochen ausverkauft. In Zeiten, in denen andere Künstler ganze Touren absagen wegen mieser Ticketverkäufe.
Darauf ausruhen will sich der Rapper aus Mannheim, dessen Song „Roller“ zu den erfolgreichsten deutschen Rap-Songs aller Zeiten gehört, nicht. Schon nach wenigen Minuten zeigt sich, dass sich hier jemand als großer Livekünstler etablieren will. Auf der Bühne ist die Häuserfassade eines schmucklosen Mehrfamilienhauses aufgebaut, daneben ein verwaister Spielplatz. Das Bild ist klar: hier hat der junge Rapper, der bürgerlich Volkan Yaman heißt, angefangen.

Schwarze Sonnenbrille, lange Haare, Lederjacke - für diesen Look ist Apache 207 bekannt. © Paul Shady/Feder
Nur sein Schatten ist hinter der schäbigen Eingangstür zum Wohnblock zu sehen, als Apache das Konzert mit dem Song „Brot nach Hause“ beginnt. Schnell zeigt sich: Die Stärke des Publikums an diesem Abend liegt in seiner Textsicherheit, weniger in seinem Bewegungsdrang. Viele Lieder singt es Wort für Wort mit, getanzt wird aber fast mehr auf den Rängen als im Stehraum.

Vor dem Bühnenbild eines alten Häuserblocks trat Apache 207 in Dortmund auf. © Paul Shady/Feder
Große Hits werden gleich zweimal gespielt
Dabei ist Apaches Musik durchaus eine, die in die Kategorie „tanzbar“ fällt. Als „Gangster, der ab und zu sein Tanzbein schwingt“, bezeichnet ihn sein Label, Hits wie „Roller“ oder „Bläulich“ werden auf Hochzeiten genauso gespielt wie auf Deutschrap-Partys. Apache selbst singt sie an diesem Abend gleich zweimal.

Schwarze Sonnenbrille, Zopf, weißes Tanktop - für diesen Look ist Rapper Apache 207 bekannt. © Marie Ahlers
Mit Effekten wird nicht gegeizt. Neben dem aufwendigen, zweistöckigen Bühnenbild, das auch auf einer Theaterbühne stehen könnte, gibt es Nebel, Flammenwerfer, eine Drum-Band und für die Zuschauer LED-Armbänder, die passend zur Musik die Farbe ändern. Für seinen Song „Thunfisch und Weinbrand“ lässt Apache sich sogar in einem Sarg auf die Bühne tragen - von sechs Polizisten in Montur eines Spezialeinsatzkommandos.
Für seinen Song „Boot“, ein weiterer Hit des Rappers, fährt er auf einem Holzboot durch die Menge - rund zwei Dutzend Sicherheitskräfte und Westfalenhallen-Mitarbeiter schieben ihn dafür auf einem Gerüst. Vom Boot geht es auf eine Bühne in der Mitte der Halle, auf der Apache drei Lieder als Akustik-Versionen singt, begleitet von Schlagzeug und Konzertgitarre.
Zu Celine Dions „My Heart will go on“ lässt er sich schließlich zurück zur großen Bühne fahren, wieder einmal singt das Publikum begeistert mit.

Die Westfalenhalle war komplett ausverkauft - derzeit eine Seltenheit bei Konzerten. © Paul Shady/Feder
„Selbstironisch, aber nie albern“
Apache 207 nimmt sich selbst nicht besonders ernst, das wird spätestens bei der Titanic-Nummer deutlich. Es ist wohl einer der Gründe für die steile Karriere, die er seit 2018 hingelegt hat. Sein Stil sei „selbstironisch, aber nie albern“, schreibt sein Label über ihn.

Ein Bühnenbild wie im Theater: Beim Konzert von Apache 207 wurde ein ganzer Wohnblock in den Westfalenhallen aufgebaut. © Marie Ahlers
Seiner Kunstfigur, die Yaman erschaffen hat, bleibt der erst 24-Jährige an diesem Abend treu. Die John-Lennon-Sonnenbrille bleibt auf, die langen Haare werden geschüttelt, die Tanzmoves sitzen. Der Künstler gibt Persönliches preis, nicht zuletzt durch das biografische Bühnenbild, doch erzählt wird es von Apache - nicht von Volkan Yaman. „Hier draußen ist es kalt, so voller Gewalt. Ich will nicht, dass du um mich bangst, Baby, doch ich selbst hab‘ so 'ne Angst, Baby“, singt er bei „Angst“, seinem persönlichsten Song, wie Apache selbst sagt, und zeigt bei dem Refrain dem Publikum, dass seine Stimme live noch besser klingt als im Studio.

Rund zwei Stunden ging die Show von Apache 207 in den Westfalenhallen in Dortmund am (12.10.). © Paul Shady/Feder
Die mangelnde Bühnenerfahrung merkt man Apache nicht an. Erst seit 2018 macht er Musik, die aktuelle Tour ist die erste große - seit 2020 wurde sie zweimal verschoben. Mühelos schafft er es jedoch, die große Westfalenhalle mit seiner Bühnenpräsenz einzunehmen. Er tanzt, rappt und singt, als hätte er nie etwas anderes getan - nur die gelegentlich verpassten Einsätze und Textwackler erinnern daran, dass hier eigentlich ein junger Mann am Anfang seiner Karriere auf der Bühne steht.
In Lippstadt aufgewachsen, zum Studieren nach Hessen ausgeflogen, seit 2018 zurück in der (erweiterten) Heimat bei den Ruhr Nachrichten.
