Guido Kierschstein musste am 12. Januar 2023 mit ansehen, wie der größte Teil seines Lebenswerks im Flammenmeer zerstört wurde. Auch knapp drei Monate nach der Katastrophe fällt es dem Dortmunder Autohändler sichtbar schwer, über den Großbrand auf seinem Firmengelände, ausgelöst durch einen technischen Defekt, zu sprechen.
Das Reden überlässt Guido Kierschstein lieber seinem Angestellten, dem Prokuristen Marc Malinowski (30). Beinahe fluchtartig verlässt der 55-Jährige am Montagvormittag (27.3.) den Büro-Container. Eine Sache möchte er dann aber doch noch loswerden: „Ich danke meinen Mitarbeitern, meinen Kunden und der Nachbarschaft für die große Hilfe in den letzten Wochen.“
Tatsächlich erfuhr der Gründer der Firma „City Automobile“ an der Provinzialstraße 204 in Lütgendortmund in den vergangenen drei Monaten eine große und konstante Unterstützung. Seine Mitarbeiter packten an, wo es nötig war, seine Kunden wanderten nicht zur Konkurrenz ab, die Nachbarn brachten Kaffee und Tee. Was alle positiv überrascht: „Wir haben auch viele Neukunden gewonnen.“
Vielleicht mag dieser Effekt an der verstärkten Werbung liegen, die alle, die es interessiert, wissen lassen soll: Bei „City Automobile“ geht es wie gewohnt weiter. So ist es beispielsweise großflächig auf geparkten Autos am Eingang des Firmengeländes zu lesen. Autohandel und Autoreparaturen sind die Schwerpunkte des Unternehmens.

Neue Kfz-Werkstatt
Mit viel Improvisationstalent und starkem Willen gelingt es dem Duo Marc Malinowski und Guido Kierschstein samt Team jeden Tag aufs Neue, den Betrieb der über 20 Jahre alten Firma aufrechtzuerhalten. Das Büro mit zwei Schreibtischen und Wartebereich wurde übergangsweise in einem Container untergebracht, eine neue Kfz-Werkstatt befindet sich in fußläufiger Nähe. „Wir sind glücklich, dass wir niemandem kündigen mussten“, so Marc Malinowski.
Die neue Adresse der Kfz-Werkstatt wird gegenüber den Kunden nicht kommuniziert. Der bekannte Standort an der Provinzialstraße 204 soll für sie auch weiterhin die einzige Anlaufstelle sein, erklärt Marc Malinowski.
Hier könnten sie also weiterhin Autos kaufen oder verkaufen sowie Fahrzeuge zur Reparatur und zum Rundum-Check abgeben. Für den Kunden soll sich so wenig wie möglich ändern, betont der 30-Jährige, intern hätte sich der Aufwand für Organisation und Logistik natürlich erhöht.
Irgendwann sollen Autohandel und Autoreparatur wieder am alten Standort zusammengeführt werden. Doch dafür muss die komplett ausgebrannte Werkstatt erst wieder her- und eingerichtet sein. Ein großer Schritt ist bereits getan: Die Halle wurde leergeräumt und der Sondermüll sachgerecht entsorgt. Auch dabei konnte sich Guido Kierschstein auf die Mitarbeiter seines sechsköpfigen Teams verlassen. „Niemand war sich für irgendeine Arbeit zu fein.“
Hohe Investitionen
Mittlerweile lägen erste Firmenangebote vor, die Arbeiten könnten also absehbar beginnen, berichtet Marc Malinowski. Allein fünf Hebebühnen hatte die ehemalige Kfz-Werkstatt – auf Guido Kierschstein warten also hohe Investitionen. Wie hoch sie sein werden beziehungsweise wie hoch der Feuer-Schaden ist, dazu machen er und sein Prokurist keine Angaben.
Zurückhaltend äußert sich Marc Malinowski auch über die Wohnsituation seines Chefs. Die Wohnung auf dem Firmengelände sei so hergerichtet, dass sie wieder eingeschränkt bewohnbar sei. „Es ist unglaublich, wo sich überall der Ruß abgesetzt hat.“
Allein wegen des täglichen Blicks auf die Brandruine sei der Albtraum vom 12. Januar allgegenwärtig, sagt Marc Malinowski. Doch eine Sache habe sich mittlerweile geändert: „Ich rieche den Brandgeruch nicht mehr.“
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