
Bastian Stegemann ist bei DEW21 verantwortlich für Betrieb und Ausbau des Fernwärme-Netzes. © Oliver Volmerich
Fernwärme-Baustellen: DEW21 will noch Jahre lang weiterbauen
Klimaprojekt
Klimafreundliche Energie soll der Fernwärme-Ausbau von Energieversorger DEW21 der Dortmunder Innenstadt bescheren. Das Grundnetz ist bald komplett. Doch es gibt schon Erweiterungspläne.
Die erste Etappe ist fast vollendet. Und auch die ist schon ein Marathon: Seit 2018 baut Energieversorger DEW21 an einem neuen Fernwärme-Netz für die Dortmunder Innenstadt, das das alte Dampfnetz ablöst.
Mit industrieller Abwärme aus den Gasrußwerken in Lindenhorst sollen die Kundinnen und Kunden im Stadtzentrum nun klimaschonend mit Wärme versorgt werden. Nur für Spitzenzeiten und Notfälle kommt die Wärme aus vier noch mit Gas angetriebenen Energiezentralen in Lindenhorst, an der Adlerstraße und auf dem alten Kraftwerksgelände an der Weißenburger Straße.
Ende 2022 soll das Wärmenetz komplett sein, das der Innenstadt in den vergangenen Jahren viele Baustellen und Staus beschert hat. Es zieht sich von der Nordstadt über die City bis in die östliche Innenstadt.
Bauprogramm bis 2026
Doch wenn es fertig gestrickt ist, ist für DEW21 noch längst nicht Schluss. Der Energieversorger hat umfangreiche Pläne für eine Erweiterung des Fernwärmnetzes in der Schublade. „Ziel ist ja, dass Dortmund bis 2035 klimaneutral werden soll“, erklärt DEW21-Projektleiter Bastian Stegemann.
Die Konsequenz: Bis 2026 sollen pro Jahr weitere 20 Millionen Euro für den Fernwärme-Ausbau verbaut werden, verrät Stegemann. Das Wärmenetz für das Stadtzentrum sei dabei das Fundament, an das weitere Gebiete angeschlossen werden sollen.
„In der zweiten Etappe sind wir deutlich dezentraler unterwegs“, erklärt der Projektleiter. Im Mittelpunkt stehen aber weiterhin bestehende Innenstadt-Wohnquartiere mit dichter Bebauung, aber auch Neubaugebiete im Umfeld der Innenstadt.

Fernwärme-Rohre liegen an der Bornstraße bereit. Dort läuft aktuell die Erweiterung des DEW-Wärmenetzes im Bereich Heroldstraße. © Oliver Volmerich
Insgesamt neun Erweiterungsgebiete hat man dabei im Blick, deren Planungen unterschiedlich konkret sind. An zwei Stellen wird - gewissermaßen im Vorgriff auf die zweite Etappe - sogar schon gebaut: im Bereich Heroldstraße in der Nordstadt und an der B1 vor den Westfalenhallen.
Weil dort bis 2024 von der Stadt die Fußgängerbrücke über die B1 von der Lindemannstraße in Richtung Westfalenhallen und Stadion abgerissen und neu gebaut wird, geht DEW in Vorleistung. Seit Juni wird am Max-Ophüls-Platz und vor dem Messezentrum Westfalenhallen eine Fernwärmeleitung verlegt. Für die Unterquerung der B1 musste dazu am ersten Juli-Wochenende in Fahrtrichtung Unna gesperrt werden, vom 22. bis 25. Juli folgt die Fahrtrichtung Bochum.

An der B1 und vor dem Messezentrum der Westfalenhalle laufen erste Arbeiten für die geplante Südtrasse des DEW-Fernwärme-Netzes. © Oliver Volmrerich
Spätestens im September, wenn der Brückenabriss beginnt, müssen die Fernwärme-Leitungen hier verlegt sein. Die bleiben aber erst einmal eine einsame Insel. Denn sie bilden das vorläufige Ende der geplanten Netzerweiterung für das Kreuzviertel - der sogenannten Südtrasse, die dann auch über die B1 hinausführen soll.
Im Kreuzviertel kann man sich in den nächsten Jahren also ebenfalls auf Fernwärme-Baustellen einstellen. Welche Straßen konkret davon betroffen sind, stehe aber noch nicht fest, erklärt Stegemann.
Alte und neue Wohnquartiere
Ebenfalls auf dem Erweiterungsplan stehen die Bereiche Goebenstraße, Deggingstraße und Kronprinzenstraße in der östlichen Innenstadt sowie Dorotheen-, Heinrich- und Lange Straße im Union-Viertel als klassische Innenstadt-Quartiere. Außerdem sollen die neuen Wohnquartiere Degginghöfe und Kronprinzenviertel ebenso wie das „Digitalquartier“ Speicherstraße am Hafen an das Netz angeschlossen werden.
„Wir sehen da großes Potenzial“, sagt DEW-Vertriebsleiter Dominik Gertenbach. „Rohstoff“ für das erweiterte Fernwärme-Netz gibt es noch genug. Mit dem Wärmenetz im Stadtzentrum ist gerade einmal die Hälfte der Abwärme-Kapazität aus den Gasrußwerken ausgeschöpft, erklärt Stegemann.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
