Felix Neuhaus gibt seine Praxis im Kaiserviertel auf „Vor allem wegen der Verkehrsführung“

Von Tom Thiele
Praxis im Kaiserviertel schließt - „Vor allem wegen der Verkehrsführung“
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Eigentlich hat alles gepasst für den 30-jährigen Heilpraktiker aus Körne. „Es ist eigentlich sehr schön hier und auch der Vermieter ist sehr cool“, erzählt Felix Neuhaus in seinem etwas verwinkelt gelegenen aber modernen Behandlungszimmer. Seine Praxis liegt seit November 2021 in der Goebenstraße, direkt neben dem Italienischen Konsulat und damit mitten im Kaiserviertel.

Der Heilpraktiker spezialisiert sich auf Stress- und Leistungsmedizin, das umfasst Behandlungen wegen „Post-Covid“ bis hin zu Schlafproblemen und Burnout-Prävention.

Von den typischen Klischees um Heilpraktiker, wie Räucherstäbchen oder Klangspiele, fehlt in seiner Praxis jede Spur. „Ich bin so wie Dr. House, nur ohne die Drogen“, beschreibt sich Neuhaus lachend.

Doch für den jungen Heilpraktiker geht das Kapitel Kaiserviertel bald zu Ende. Schweren Herzens zieht er mit seiner Praxis Anfang Mai um. Weg aus diesem Teil der Innenstadt-Ost, wo Neuhaus eigentlich tief verwurzelt sei, erzählt er im Gespräch. Für den Heilpraktiker geht es dann zurück nach Körne.

Verkehrssituation „kaputtreguliert“

Auf Rückfragen bezüglich der Gründe für seinen Umzug schmunzelt Neuhaus nur und sagt: „Vor allem wegen der wöchentlich wechselnden Verkehrsführung“. Unmut äußert er auch bezüglich dem Auftreten der Stadt in dem Thema. „Keiner ist verantwortlich, seit Wochen gibt es nur spärlich Informationen von der Stadt zu den Baumaßnahmen und absolut keinen Ansprechpartner“, so Neuhaus.

Seit Monaten plagen das Kaiserviertel Umbaumaßnahmen und Straßensperrungen. Die Folge: fehlende Parkplätze und eine chaotische Verkehrsführung. Bis zum 7. April sollen beispielsweise noch Bauarbeiten am Kaiserbrunnen andauern, die zeitweise zu Umleitungen und Sperrungen an der Goebenstraße geführt haben.

Seitdem die Parkverordnungen der Stadt eingehalten werden, entstehen aus der Sicht des Heilpraktikers außerdem nur mehr Probleme für Müllabfuhr und Feuerwehr, die Probleme mit den verengten Straßen durch nun korrekt parkende Autos hätten. Für Neuhaus habe man die aktuelle Verkehrssituation einfach nur „kaputtreguliert“.

So kann es nicht weitergehen

„Ich habe in zwei Monaten 500 Euro an Knöllchen für meine Patienten gezahlt“, sagt er. Für Neuhaus zwar eine Serviceleistung, doch trotzdem eine zusätzliche Belastung. „Natürlich bedeutet der Umzug für mich viel Aufwand, aber so wie es aktuell ist, kann es nicht weitergehen“, sagt der Heilpraktiker nüchtern. Strenge Parkkontrollen heizen die angespannte Verkehrslage stellenweise weiter an.

Ganz zum Unmut auch von Marian Wilfahrt. Er leitet ein Spirituosenfachgeschäft in der Kaiserstraße, etwa drei Minuten entfernt von Neuhaus Praxis: „Man hat das Gefühl, die Stadt will die Straße kaputtmachen“. Auch Wilfahrt ist gerade mit der Parksituation sichtlich unzufrieden und fühlt sich von der Stadt alleingelassen.

Tägliche Konflikte

Etwas diplomatischer formuliert es Nicole Lauber, sie ist Inhaberin des Weingeschäftes „VinoVin“, erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft Kaiserstraße und Wilfahrts Nachbarin in der Straße: „Ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen das Beste für alle Verkehrsteilnehmer wollen, die Planung und Umsetzung verfehlt aber dann oftmals einfach die realen Gegebenheiten“.

Vor allem die täglichen Konflikte zwischen Radfahrern, Autofahrern und Fußgängern im Kaiserviertel sind für Lauber ein großes Problem. „Die unterschiedlichen und stellenweise neuen Beschilderungen stiften viel Verwirrung und die Verkehrsteilnehmer fühlen sich dann oftmals gleichermaßen im Recht“, erzählt die Ladenbesitzerin.

Was vor allem dem Heilpraktiker Neuhaus langfristig Sorgen bereitet ist, dass sich die Unzufriedenheit durch einen Großteil der Nachbarschaft ziehe: „Die Stadt muss aufpassen, dass das Innenstadt-Sterben sich nicht in den Vororten fortsetzt.“

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