Feierabend um 14 Uhr: Mitarbeiter der Bäckerei Mack bekommen hitzefrei

© Nicola Schubert

Feierabend um 14 Uhr: Mitarbeiter der Bäckerei Mack bekommen hitzefrei

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Hitzefrei bekommen normalerweise nur Schüler. Doch die Backmeisterei Mack mit vier Filialen zeigt sich großzügig: Um 14 Uhr ist für die Mitarbeiter Feierabend. Viele Kunden verstehen das.

von Nicola Schubert

Hombruch

, 24.07.2019, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Palmenartige, große Schirme mit Bastbezug schützen die Tische im Außenbereich der Backmeisterei Mack am Luisenglück vor den Sonnenstrahlen. Südseeflair macht sich breit, vor allem bei den aktuellen Temperaturen. Ein Tisch ist besetzt, Mineralwasser steht darauf und soll seine Besitzerin abkühlen.

Um etwa 13.40 Uhr befinden sich nicht viele Kunden in dem großräumigen Ladenlokal. Im hinteren Bereich mit einer künstlichen Palme sitzen zwei Damen beim Kaffee. Hier ist es wesentlich kühler als draußen. Dank einer Klimaanlage.

Silvia Urmes freut sich, den Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern.

Silvia Urmes freut sich, den Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern. © Nicola Schubert

„Die haben wir erst seit ein paar Tagen“, erklärt Silvia Urmes, die rechte Hand von Bäckermeister Mack. „Nach der Hitzewelle vor zwei, drei Wochen wollten wir handeln.“ Auch die Filiale in Kirchhörde hat eine Klimaanlage. Die anderen beiden Standorte in Westrich und Castrop-Rauxel allerdings nicht. Hitzefrei bekommen sie aber alle. „Schließlich wollen wir jeden gleich behandeln.“

Kunden reagieren überwiegend positiv

Hans-Dietrich Wittgen betritt die Filiale. Er schaut auf ein kleines Schild auf der Theke. Darauf liest er die Ankündigung, dass ab heute bis einschließlich 30. Juli ab 14 Uhr die Ladentüren geschlossen bleiben. Er findet das nachvollziehbar: „Es ist doch wirklich so heiß.“ Er hat noch schnell seinen Kaffee ausgetrunken, kommt oft zum Frühstücken her.

Die meisten Kunden, vor allem Stammkunden, kämen ohnehin vor 14 Uhr, sagt Mitarbeiterin Brigitte Weber. Sie freut sich über die freien Stunden. „So habe ich ein bisschen Zeit für Erledigungen. Sonst ist dafür bei einer 6-Tage-Woche nicht viel Raum.“

Für die Festangestellten ergibt das finanziell keine Einbußen. Aber auch die Aushilfen seien froh über das „Hitzefrei“, erklärt Silvia Urmes. „Im Moment lässt sich das auch deshalb gut machen, weil Urlaubszeit ist. Viele sind weg und wir können unsere Dienstpläne anpassen.“

Als Arbeitgeber habe man Fürsorgepflicht. Als sie die Information am Dienstag bei Facebook veröffentlichten, habe es viel Lob gegeben. Und auch der Einbau der Klimaanlage sei ein Versuch gewesen, schnell auf die immer wieder kommenden Hitzewellen zu reagieren. „Vor dem Ofen kann es beim Öffnen durch die Backhitze schon mal zu Temperaturen von 70 Grad kommen. Direkt davor können wir nicht kühlen. Aber wir haben drei strategische Bereiche im Raum ausgewählt, aus denen kalte Luft strömt“, erklärt Urmes.

Feierabend am Mittag

Um kurz vor 14 Uhr weist Brigitte Weber die beiden Damen, die drinnen sitzen, sehr freundlich darauf hin, dass sie bald schließen. Sie wünscht ihnen einen schönen Abend, als sie ein paar Minuten später gehen. „Ach was“, korrigiert sie sich, „es ist ja erst zwei. Das ist so ungewohnt“, lacht sie. Die beiden Frauen wünschen daraufhin augenzwinkernd einen „schönen Feierabend.“

Ab 14 Uhr ist bis zum 30. Juli täglich Schicht bei Mack.

Ab 14 Uhr ist bis zum 30. Juli täglich Schicht bei Mack. © Nicola Schubert

Als Weber und ihre zwei Kollegen Lyer Ramla und Beatrice Nastase die Bleche aus der Theke nehmen und alles sauber wischen, schlüpft noch ein Mann durch die Ladentüren. „Wie, was ist hier denn los?“. - „Wir arbeiten wegen der Hitze nur bis 14 Uhr.“ Der Mann ist verblüfft. „Na hier würde ich ja auch gern arbeiten, aber nur, wenn es so heiß ist. Krieg ich denn noch was Kaltes zu trinken?“. Nastase reicht ihm eine Flasche Mineralwasser. Noch immer ist der Mann erstarrt. „Das gibt‘s doch nicht, wie in der Schule.“ Ein paar Neider gibt es immer.

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  • Laut Verdi darf die Lufttemperatur in Arbeitsräumen nicht höher als 26 Grad sein. Ist sie höher, gibt es ein an Maßnahmen geknüpftes Stufenmodell.
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