Maya war wegen einer Essstörung drei Monate in einer Klinik. Nun kehrt der Teenager in seine Familie zurück, muss lernen, mit seiner Erkrankung umzugehen. Doch wie lässt sich wieder Normalität in den Alltag bringen?
Das mit dem Kathrin-Türks-Preis ausgezeichnete Theaterstück „Supertrumpf“ von Esther Becker für ein junges Publikum ab zehn Jahren war am Freitag als zweite Premiere in dieser Spielzeit am Kinder- und Jugendtheater (KJT) zu sehen. Die dichte Inszenierung von Antje Siebers und das überzeugend agierende Mimen-Quartett wurden von den Zuschauern mit viel Applaus gefeiert.
Lous Perspektive
Das aktuelle Thema Essstörung hat die Regisseurin Zielgruppen-gerecht und mit viel Fantasie in Szene gesetzt. Für die diversen Orte wie Pausenhof, Esszimmer und Jugendzimmer stellt Ausstatterin Julia Schiller ein die Bühne dominierendes treppenartiges, leicht verdrehtes Podest aus Holz auf die Szene.
Erzählt wird aus der Perspektive der jüngeren Schwester Lou, die Annika Hauffe - neu im Ensemble - gekonnt verkörpert, vom Familienleben nach Mayas (besetzt mit dem ebenfalls neuen Ensemble-Mitglied Sar Adina Scheer) Entlassung. Nicht nur die Schwestern müssen sich wieder annähern, und dabei spielt ein blaues T-Shirt mit roten Streifen eine entscheidende Rolle.

Surreale Szenen
Ebenso müssen die Eltern, gespielt von Bianka Lammert und Thomas Ehrlichmann, ein unbeschwertes Familienleben wieder lernen, fragen ab: „Was stand dazu noch mal in dem Buch?“ Die beiden bewährten KJT-Mitgliedern übernehmen auch die Rollen von Lous besten Freunden. In den Schulpausen spielen sie das Kartenspiel „Supertrumpf“.
Die Spielszenen, die zum Teil von den Protagonisten im Prosa-Modus ergänzt werden, wechseln sich mit surrealen Sequenzen ab. Da berichten drei Gestalten mit weißen Kopf-Tüten, auf denen abstrakte Gesichter mit schwarzer und roter Farbe markiert sind, im Märchenstil vom Leben in der Klinik. Videos (Peter Kirschke) mit sprechenden Mündern und Augen werden auf das Podest projiziert und aus dem Off werden die Zuschauer über die Regeln in der Klinik aufgeklärt.
Weitere Termine
So kommt diese intensive, 45-minütige Theaterproduktion - auch dank der tollen Schauspieler - fast ganz ohne Requisiten aus. Nur Lous Kartenspiel fliegt am Ende als Erbsenersatz, die grünen Kügelchen zählt Maya beim Essen nämlich, durch die Luft, und die Stimmung am Familienesstisch ist endlich hoffnungsvoll ausgelassen.
Die nächsten Aufführung im KJT an der Sckellstraße sind am 28. September um 11 Uhr, am 29. Oktober um 16 Uhr sowie am 30. und 31. Oktober um 11 Uhr. Karten gibt es im Kundencenter des Theater Dortmund am Platz der Alten Synagoge, unter Tel. 5027222 und im Internet unter www.theaterdo.de.
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