„Habe seit acht Tagen nicht geduscht“ Dortmunder Familie einen Monat lang ohne Heizung

Huckarder Familie ohne Heizung: „Habe seit acht Tagen nicht geduscht“
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Seine Kundennummer bei Vivawest kennt Hüseyin Kocadağ mittlerweile auswendig. So scheint es zumindest, denn sie kommt wie aus der Pistole geschossen. Kein Wunder, hängt er doch fast täglich am Telefon, um herauszufinden, wann seine Heizung wieder funktioniert.

Entsprechend verzweifelt ist Hüseyin Kocadağ, als wir ihn am Donnerstag (26.10.) in seiner Wohnung in der Lilienthalstraße in Dortmund-Huckarde besuchen. Kein Wunder, bei den aktuell herbstlich frischen Außentemperaturen.

Kinder krank geworden

„Ich habe seit über einem Monat kein warmes Wasser“, klagt er. „Ich habe seit acht Tagen nicht mehr geduscht.“ Nur bei Freunden sei das manchmal möglich. Seine drei Kinder im Alter zwischen zweieinhalb und achteinhalb Jahren seien schon alle krank geworden. „Ich war mit einem der Kinder schon in Datteln, in der Kinderklinik“, berichtet Hüseyin Kocadağ, der als Friseur in Oer-Erkenschwick arbeitet. Die ältere Tochter habe ein Antibiotikum verschrieben bekommen. „Das kann so nicht weitergehen“, sagt der Dortmunder.

Die ersten Probleme sind Ende September aufgetreten. „Am 22.9. habe ich deswegen zum ersten Mal bei Vivawest angerufen“, erinnert sich Kocadağ. Das Unternehmen Vivawest Wohnen GmbH ist der Vermieter der Familie. Die Firma betont, sie habe schnell reagiert: „Nachdem wir über den Ausfall informiert wurden, haben wir unser Tochterunternehmen RHZ Handwerkszentrum umgehend mit der Prüfung beauftragt.“

Hüseyin Kocadağ steht im Türrahmen seiner Wohnung. Über der Tür ist ein elektrisch betriebener Heizlüfter angebracht.
Vivawest stellte der Familie elektrisch betriebene Heizlüfter zur Verfügung, damit die Familie von Hüseyin Kocadağ nicht frieren muss. © Maurice Prior

Dann sei schnell mit der Reparatur begonnen worden, einige Ersatzteile hätten aber nur mit Verzögerung geliefert werden können. Wie Vivawest auf Anfrage schreibt, hätten die Kollegen die Anlage „Anfang Oktober dann repariert und Heizung sowie Warmwasser liefen wieder“. Stimmt, sagt Hüseyin Kocadağ. „Aber nur für drei Tage.“ Danach sei die Anlage wieder ausgefallen.

Er hat den Hergang des Heizdramas protokolliert. Mitte Oktober notiert Kocadağ: „Wir haben einen Rückruf von Vivawest bekommen. Es gebe Personalmangel und wir sollten uns gedulden, bis uns ein Techniker für eine Terminabsprache zurückruft.“ Er habe immer wieder versucht, bei Vivawest beziehungsweise der Techniker-Tochterfirma durchzukommen und Druck zu machen. „Ich wurde da ziemlich alleine gelassen. Dass die Heizung mal eine Woche lang nicht geht – okay. Aber einen Monat lang? Das kann doch nicht wahr sein.“

Heizlüfter sollen Abhilfe schaffen

Für die Wochen ohne Heizung und warmes Wasser hat Vivawest den Kocadağs mehrere Heizlüfter zur Verfügung gestellt. „Wir haben die in den Kinder- und Schlafzimmern sowie im Wohnzimmer hingestellt“, sagt Familienvater Hüseyin. Er hat die Geräte mit einer Zeitschaltuhr versehen, sodass sie nicht durchlaufen, sondern nur zu bestimmten Zeiten heizen.

Das Foto zeigt eine Hand, die eine Zeitschaltuhr hält.
Mit einer Zeitschaltuhr am elektrischen Heizlüfter wollen Kocadağs explodierende Kosten auf der Stromrechnung verhindern. © Maurice Prior

„Ich habe ja auch Angst vor meiner Stromrechnung, wenn ich jetzt die ganze Zeit damit heize“, sagt er. Vivawest stellt unserer Redaktion gegenüber allerdings klar: „Zur Abgeltung der aus dem Einsatz der Heizlüfter resultierenden Strommehrkosten erhalten unsere Kunden eine Gutschrift in angemessener Höhe.“

Nach dem zweiten Ausfall der Heizungsanlage ist klar, dass man es hier nicht mit einem alltäglichen Problem zu tun hat. Mehrfach seien Handwerker vor Ort gewesen und dem Problem auf den Grund gegangen, auch der Hersteller der Anlage wurde hinzugezogen. „Es stellte sich jedoch in dieser Woche heraus, dass ein zu hoher Gasdruck ursächlich für die Störung der Anlage ist“, heißt es von Vivawest.

Nach dem Besuch unserer Redaktion vor Ort und der Anfrage an Vivawest lief die Anlage dann einen Tag später wieder einwandfrei. „Der defekte Regler wurde heute durch den Netzbetreiber DO-Netz ausgetauscht“, schreibt Vivawest am Freitag (27.10.). Hüseyin Kocadağ ist erleichtert: „Gott sei Dank funktioniert alles wieder.“ Bleibt zu hoffen, dass diese Reparatur länger hält als die erste.

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